Jetzt reichts aber
Ich finde die Ersatzprodukte auch in aller Regel eher mäßig, weswegen ich auch gar nicht erst versuche eine Bratwurst oder ein Steak durch ein vegetarisches oder veganes Ersatzprodukt zu ersetzen. Stattdessen bin ich der Meinung, dass sich vegetarische und vegane Gerichte emanzipieren und für sich stehen müssen.
Es gibt so viel unglaublich gutes Essen! Und es erscheint mir, dass es den fleischlosen Gerichten noch an Kreativität mangelt. Mittlerweile gibt es natürlich auch einige Restaurants, die richtige vegetarische oder vegane Menüs anbieten (und nicht nur den Fleischteil weglassen oder irgendwas ersetzen). Aber oftmals sind diese dann wieder zu experimentell und auch gar nicht für die breite Masse tauglich.
Sie haben den Vorteil, dass sie die Nährstoffe, die man normalerweise in tierischer Nahrung sind, ganz gut ersetzen, einfach, weil zB B12 zugesetzt wird oder Calcium bei Joghurtalternativen.
Ja, aber das ist weder mein Punkt noch löst es das Problem das viele Ersatzprodukte nichts mit dem zu ersetzenden Produkt gemeinsam haben - vor allem geschmacklich und oft auch nicht von der Konsistenz.
Nur als ein x-beliebiges Beispiel. Wenn die fleischlosen Bratwürste halt kacke sind, dann kann man auch mal anfangen ein neues Gericht zu entwickeln, anstatt Zeit, Geld und Kreativität dafür zu opfern Bratwürste weiter zu imitieren.
Man kann meiner Meinung nach viel mehr Leute von einer fleischlosen Ernährung überzeugen, wenn sie eben nicht versucht Fleisch zu ersetzen und dafür selbst einen herausragenden Geschmack und Konsistenz präsentiert.
Muss ja nicht einmal das Fleisch von allen ersetzen. Aber wenn es dazu führt, dass mehr Menschen auch mal fleischlos essen und dann trotzdem hier und da nen Döner oder Schnitzel, ist auch schon viel geholfen.
Und wenn am Ende Vitamin B12 und gemahlene Insekten in dem Essen zugeführt werden, um die Nährstoffe zu liefern, die es ansonsten in Fleischprodukten gegeben hätte, umso besser.
Ich wollte nur auf einen Aspekt hinweisen, den du nicht erwähnt hast.
Öhm, B12 ist auch nur in Fleisch drin, weil es den Tieren zugesetzt wird.
Ist halt immer noch so ein „Argument“ gegen vegane Ernährung, weil das ja nicht natürlich sei, da man B12 supplementieren muss.
Tatsächlich ist es aber nicht „normalerweise“ in tierischer Nahrung ausreichend vorhanden.
Wollte ich nur kurz ergänzen. (s.u. Ergänzung von TyOne)
Ich mag übrigens viele Ersatzprodukte, aber es stimmt schon, veganes Essen kann auch gut ohne diese auskommen. Aber wenn sie helfen, dass mehr Menschen ihren Fleischkonsum reduzieren, haben sie schon ihre Daseinsberechtigung.
Kann man pauschal nicht sagen. Kommt schwer auf die Tierart an.
Wollt ich auch nur kurz richtig stellen.
Ansonsten versteh ich dieses „natürlich“-Argument sowieso nicht. Solange etwas nicht gesundheitsschädlich ist und dann noch schmeckt und wie du schon sagst
[quote=„neithan, post:1024, topic:63038“]
Menschen ihren Fleischkonsum reduzieren
[/quote] kann das nur positiv für alle sein.
Jep, hab es falsch formuliert.
Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass B12 gar nicht im Tier vorkommt. Es wird aber oft zugesetzt, wie eben auch dem Sojajoghurt.^^
Aber es gibt doch schon längst Gerichte für. Du kannst auch einfach Mais, Grillkäse, Gemüsespieße, Zucchini, Wassermelone oder ne Schokobanane auf den Grill legen. Ist jetzt nicht so, als müssten sich die Vegetarier mal was ausdenken. Würde sogar vermuten, dass es mehr vegetarische Gerichte als Fleischgerichte insgesamt gibt, weil Fleisch für lange Zeit einfach eher eine Rarität wär.
Ich glaube tatsächlich diese Ersatzprodukte sind eher schädlich für das Bemühen die Ernährung zu ändern und halten mehr Menschen davon ab, Fleisch zu ersetzen.
Vegane Bratwurst aufm Grill, die dann auseinander fällt und on top nicht gut schmeckt?
Experiment gescheitert, Fleischesser fühlt sich bestätigt, dass Fleisch besser ist und ändert nix.
Seitan Geschnetzeltes gemacht, gemerkt das schmeckt nicht, also auch wieder als negativ abgehakt und in Zukunft wird wieder Fleisch genommen.
Das machste Mal im Zyklus von 3 Jahren einmal im Jahr und wenn jedesmal das Ersatzprodukt durchfällt, dann sagst du iwann halt, die kriegen es einfach nicht hin und lässt es.
Ich glaube was es Ersatzprodukten enorm schwer macht, ist es als Ersatz deklariert zu werden. Wenn sie mehr als Alternativprodukte aufgefasst werden, würde es in meinen Augen einen großen Unterschied machen. Denn es geht in erster Linie ja nicht darum, alle Sachen direkt auszutauschen und dann sind alle glücklich. Die Alternativprodukte sind einfach erstmal ein Produkt mehr welches mir zur Verfügung steht.
Ein Hähnchenschnitzel ist ja auch nicht das Ersatzprodukt von einem Kalbsschnitzel verschrien. Es ist eine Variante vom Schnitzel. Da sehe ich auch das Schnitzel auf Pflanzenbasis. Es ist eine weitere Option. Wir sind halt mit dem Geschmack von tierischen Produkten groß geworden.
Essen ist ein sehr emotionales Thema, da Geschmack und Geruch sehr mit Erinnerungen und Gefühlen verknüpft sind. Natürlich hat ein Produkt es dann schwer etwas bestehendes abzulösen, doch kann es ggf eine Brücke zu neuen Sachen bauen.
Es wird keinen Eins zu Eins Ersatz geben, dass sehe ich als Utopie an. Was es aber gibt, sind mehr Angebote und auch die Möglichkeit dadurch neues kennenzulernen, doch das muss man halt dann auch ein klein wenig wollen.
Essen ist unglaublich vielseitig und leider wird es sehr oft auf schmeckt und schmeckt nicht heruntergebrochenen.
Ich finde es gut, dass es Ersatzprodukte gibt. Ich brauche die nicht für jeden Mist, aber manchmal will ich vielleicht auch mal nen Döner oder einen Burger essen zum Beispiel. Und das Fleisch ist eben nicht das (einzige), was diese Gerichte ausmacht. Außerdem ist das ja auch irgendwo eine soziale Komponente, die noch dazu kommt. Wenn die nicht-veganen Freunde Burger essen gehen, wäre es schon schade, wenn dann vegane oder vegetarische Menschen ausgeschlossen wären.
Du verstehst den Punkt beziehungsweise meinen Wunsch nicht, was ich daran festmache, dass du Zutaten und eine Garmethode nennst. Natürlich kann man einfach eine Zucchini auf den Grill legen und mit Ketchup essen - kann man essen und man kann davon satt werden, lockt aber niemanden so wirklich an den Tisch.
Ich wünsche mir, dass mehr eigene fleischlose Gerichte entwickelt werden und nicht ein vegan butter chicken oder vegane Bratwurst mit Kartoffelsalat. Beispielsweise habe ich vor kurzem eine gegrillte Süßkartoffel mit Beilagen und Granatapfel-Sauce gegessen (falls Interesse besteht, müsste ich das noch einmal raussuchen). Das war ein hervorragend aufeinander abgestimmtes Essen, bei dem man nicht einfach die Süßkartoffel durch Fleisch oder Fisch hätte ersetzen können.
Und das ist auch ein Weg den viele gute Restaurants mittlerweile einschlagen. Echte fleischlose Menüs oder Gerichte, die für sich stehen (genau wie auf das Essen abgestimmte Saft- anstatt Weinbegleitungen). Teilweise etwas zu experimentell für den Massengeschmack, was aber in der Natur der Sache bei neuen Entwicklungen liegt.
Was ich mir nun wünsche ist, dass sich allgemein die fleischlose Küche nicht (vornehmlich) als Ersatz für die fleischhaltige Küche versteht, sondern sich davon emanzipiert. Das heißt nicht, dass es nicht Ersatzprodukte geben soll. Aber ich bin der Meinung und habe es auch oft erlebt, dass ich einen Fleischesser eher von einem von vornherein fleischlos abgestimmten Gericht geschmacklich überzeugen kann als von einem (meist eher mäßigen) Ersatz für Fleisch oder sowas wie „Gemüse und Grillkäse kann man ja auch grillen…“
Naja, damit schreibst du ja indirekt schon gewisse Garmethoden dem Fleisch zu. Warum sollte gegrilltes Gemüse oder Grillkäse keine Alternative sein?
Grundsätzlich stimmt ich deiner Argumentation aber zu. Das Problem ist allerdings, dass viele vegetarische Gerichte deutlich mehr Skill in der Küche verlangen. Man muss deutlich nuancierter in der Würzung arbeiten usw.
Fleischgerichte verzeihen in meinen Augen grundsätzlich fehlende Präzision deutlich mehr.
Du widersprichst dir ja am laufenden Band. Einerseits sollen die Gerichte nicht einfach nur Fleisch ersetzen und gleichzeitig willst du kein Grillgemüse, Grillkäse oder Früchte. Dann stellst du in den Raum, dass man sich Mal was super spezielles ausdenken soll und sagst selbst, das das nicht für jeden was ist.
Wenn ich grille, möchte ich keine super komplexen Gerichte und Überraschung: Was gegrilltes Fleisch halbwegs gut macht ist die Konsistenz und als zweites teils wichtigeres die Gewürzmischung der Marinade, die in der Regel pflanzlich ist. Da ist nichts super komplexes dran. Klar kann man es auch aufwändig machen, aber das ist nicht was ich von einem Grillabend erwarte.
Wenn ich mit Freunden oder Familie gemütlich grille gibt es immer eine Bandbreite an interessanten Salaten und gegrillten Gemüsespießen wo jedes Gemüse von Zwiebel, Paprika bis Zucchini was eigenes beizutragen hat und je nach Marinade ein eigenes Erlebnis ist. Je nach Lust und Laune gibt’s dann noch unterschiedlich marinierte Maiskolben, vegane Steaks aus Saitan, Erbsen oder Soja und die sind alle für sich schon unterschiedlich, noch bevor Marinade oder Sauce dazu kommen. Und dann gibt es zig verschiedene Möglichkeiten Käse zuzubereiten. Mal Feta Käse eingerollt in Gemüse, Mal Weichkäse gegrillt, Mal Haloumi. Da gibt es so viel was so unterschiedlich und extravagant schmeckt, obwohl es so simpel ist. Das macht die Kunst des Grillen ja gerade so gut.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass man Fleischesser irgendwie „überzeugen“ kann bzw. dass die Bandbreite derer, bei denen es eben doch geht, ausgeschöpft ist. Die Fakten liegen ja klar auf der Hand. Massentierhaltung - ohne die eine flächendeckende Versorgung mit tierischen Produkten nicht möglich wäre und aus der eh praktisch alle tierischen Produkte stammen - sorgt für reichlich Probleme: Zoonosen, steigende Antibiotikaunverträglichkeit, Rückstände von Kot, Eiter und Blut in der Milch, abgeholzter Regenwald und Erdüberhitzung. Für viele tierische Produkte gibt es mittlerweile gleichwertigen Ersatz und die meisten Mythen über den Veganismus sind mittlerweile auch wissenschaftlich abgefackelt. Das sind Sachen, die man halt weiß. Aber es essen eben doch viele Leute weiter Fleisch, weil alle halt Fleisch essen. Es ist hierzulande immer noch deutlich „normaler“, dreimal am Tag Fleisch zu essen, als eine vegane Mahlzeit zu sich zu nehmen. Und es hat bei mir halt auch lange gedauert (und die große Flut 2021 gebraucht), bis ich das halt auch auf einer persönlichen Ebene an mich ranlassen konnte. Meine aktuelle Hoffnung ist In-Vitro-Fleisch.
Falls das so rüber gekommen ist, sollte es das natürlich nicht ausdrücken. @Herzer nannte explizit Gemüse, Grillkäse und Grill, darauf bezog ich mich. Ob du Fleisch und Fisch nun grillst, konfierst, schmorrst, räucherst, dämpfst, sous vide garst oder was auch immer, da gibt es viele Möglichkeiten, die auch alle für Gemüse verwendet werden können.
Wenn man bockt auf etwas vom Grill, ein Schnitzel, Burger oder was auch immer hat, ist es gut, dass es Alternativen zu Fleisch gibt. Da sie das Fleisch aber eben (meist) nur mäßig ersetzen oder (überspitzt) so in Sauce ertränkt werden, dass es auch egal ist, was da gegessen wird, hauptsache die Konsistenz ist ähnlich, ist das eben nur eine Alternative, aber kein eigenes Gericht.
Nein, ich spreche niemandem den Genuss an solchen Alternativen ab. Esse ich ja auch. Das missverstehst du.
Auch missverstehst du den Punkt, dass neue Kreationen nicht immer etwas für alle die breite Masse sind. Das liegt einerseits daran, dass das etwas ist, was sich seit einiger Zeit in der gehobenen Gastronomie entwickelt. Da sind selbst die Fleischgerichte nicht immer massenkompatibel. Andererseits liegt es abseits davon auch in der Natur der Sache, dass wenn du etwas neues ausprobierst, dies nicht unbedingt jedem schmecken wird. Aber ohne den Mut etwas zu probieren stagniert es einfach.
Auf die anderen Sachen gehe ich erst gar nicht ein. Weil sie sich gar nicht auf meinen Ausgangspunkt beziehen. Grill, koch und iss was immer du magst. Das nimmt dir niemand.
Ich hege schlicht den Wunsch, dass aus den neuen Kreationen der fleischlosen Küche weiter tolle neue alltagstaugliche Gerichte entstehen. Damit spreche ich niemandem irgendwas ab oder diskreditiere die Vielfalt von Grillgemüse, Käse oder Seitanschnitzeln.
Ich glaube du siehst das etwas verzehrt. Dir sind all diese Fakten bekannt, was nicht gleichbedeutend ist, dass es allgemein so ist.
Ich würde nämlich schon sagen, dass es einige „Fleischesser“ gibt die noch umdenken werden. Du hast ja auch deine Zeit gebraucht um das für dich zu sehen.
Ich kenne genug Leute die schon Probleme damit haben sich was anderes als Kuhmilch in den Kaffee zu schütten, weil sie es halt so kennen. Haben sie immer so gemacht. Milch ist gesund und sie sind ja auch gesund.
Es ist halt ein blinder Fleck in der Gesellschaft.
Die Daten sprechen aber dagegen und der Erfolg von Firmen wie Wiesenhof. Die Läden wäre nicht voll mit direkten Ersatzprodukten wenn sie nicht gekauft werden würden. Und denn Leute auch schmecken.