Liebe Community,
ich werde Rocket Beans TV auf eigenen Wunsch verlassen. Am 09.07. werde ich meinen letzten Tag bestreiten und mich dann, bevor es auf zu neuen Abenteuern geht, in einen Kurzurlaub verabschieden.
Was jetzt folgt ist ein Text zu meinen Beweggründen. Zum einen wird sich vielleicht der ein oder andere von euch dafür interessieren, zum anderen hilft es mir natürlich auch, mit diesem Kapitel abzuschließen.
Wenn ich RBTV verlasse, bin ich seit genau acht Jahren und zwei Monaten hier angestellt. Witzigerweise fast genau die Laufzeit, die Game One existiert hat (Acht Jahre, drei Monate). Die Show, wegen der ich mich als Praktikant hier beworben habe. Die Entscheidung, RBTV zu verlassen, kommt nicht plötzlich, sondern reift tatsächlich schon seit einigen Jahren in mir heran. Warum habe ich dann nicht schon früher gekündigt? Weil sich exponentiell zu meiner Unzufriedenheit der Erfolg und meine Position bei RBTV positiv entwickelt haben. Und Erfolg kann ein extrem guter Motivator sein, selbst wenn die Leidenschaft nachlässt. Außerdem liegt mir der Grundgedanke von RBTV immer noch sehr stark am Herzen und zu wissen, dass man nach all der Zeit von der Geschäftsführung, den Gesellschaftern und Vorgesetzten geschätzt wird, man Wert auf meine Meinung legt und dankbar für die geleistete Arbeit ist, macht einen natürlich stolz und bringt einen selbst in eine komfortable Position, die man nur ungerne für etwas Neues aufgibt. Dafür ein großes „Danke!“ Immer eine offene Tür, ein offenes Ohr zu finden und auf Augenhöhe mit Respekt wahrgenommen zu werden, selbst wenn man Entwicklungen und Entscheidungen ganz direkt kritisch hinterfragt oder anspricht (und man sich final auch darauf einigen kann, dass man unterschiedlicher Meinung ist), kann ich jedem Angestellten nur wünschen!
Aber warum dann jetzt kündigen? In den letzten Jahren haben sich einige Dinge entwickelt und es wurden Entscheidungen getroffen, mit denen ich nicht mehr zufrieden bin und die ich für mich nicht mehr als positive Entwicklung verargumentieren kann. Daneben gibt es aber auch einen Hauptgrund, den ich euch gerne erläutern möchte. (Gerade weil ich weiß, wie gerne ihr kleinen Schweinchen alles seziert und Vermutungen über die wahren Hintergründe anstellt. )
Ich möchte aus meiner Komfortzone raus!
Acht Jahre in einem Medienunternehmen zu arbeiten ist nicht die Regel! Viele Personen, die ich kenne, die in der gleichen Branche arbeiten, wechseln ihren Job jedes zweite oder dritte Jahr. Trotzdem war ich immer froh, mir nicht in besagten Abständen Gedanken über Bewerbungen und Termine beim Arbeitsamt machen zu müssen. Auch wenn das bei euch oftmals zu Unverständnis oder gar zu Kritik führt: Ich habe, aus moralischer Sicht, sehr viel Respekt davor, dass RBTV versucht seinen Mitarbeitern so lange wie möglichen einen sicheren Arbeitsplatz zu ermöglichen und alle nötigen Schalter dafür umlegt.
Allerdings waren diese acht Jahre auch durchgängig voll von Eigeninitiative, DIY-Mentalität und Trial & Error. Mein gesamter Weg nach dem Studium, jede Position, die ich bei RBTV ausgeführt habe, war ein eigenes Herausfinden und Aneignen von Fähigkeiten. Ich habe ja mehr als einmal davon erzählt, wie und auf welchen Stationen ich was gemacht habe. (Redaktion, Producing, Social Media, YouTube, etc.) All das geschah aus der Motivation heraus, die Idee vom Sender weiter auszubauen, auf gesunde Beine zu stellen und einfach meinen Teil zum Bestehen beizutragen. Ich habe die Frage: „Auf was habe ich Bock?“ immer hinter die Frage: „Wo braucht mich RBTV gerade am dringendsten und was muss gemacht werden?“ gestellt. Ich habe bei Game One / RBTV angefangen, um über Videospiele zu schreiben und diese redaktionell aufzubereiten. Jetzt kümmere ich mich um die Vermarktung von Fanartikeln, um die strategische Ausrichtung von rktbns und das Finden von weiteren Möglichkeiten um die Marke „Rocket Beans“ außerhalb der Contentproduktion zu etablieren. Das war nie der Plan, hat aber bis jetzt ziemlich gut funktioniert. Ich konnte der Firma mit immer neuen Ideen zu steigenden Umsätzen verhelfen und Merch zu einer wichtigen finanziellen Säule des Unternehmens aufbauen.
Die Möglichkeit „rktbns“ zu Gründen und damit der Firma eine eigene neue Marke an die Hand zu geben, ist für mich immer noch einer der Erfolge, auf die ich am meisten stolz bin. Dieser Entwicklung hat dann dazu geführt, dass wir im letzten Jahr die Abteilung ausbauen konnten, damit ich mir ein eigenes Team zusammenstellen durfte, um die Aufgaben und Anforderungen noch besser zu bewältigen und noch mehr Ideen umzusetzen und auszubauen. Also, eigentlich doch eine recht komfortable Position, wenn das Vertrauen in die eigene Person gegeben ist und die eigene Arbeit erfolgreich ist. Also warum aufhören oder etwas ändern, wenn es gut läuft?
Trotzdem kamen immer wieder einige Fragen in meinem Kopf auf: „Bist du wirklich zufrieden? Wo stehst du in zwei Jahren bei RBTV? Was machst du eigentlich, wenn Rocket Beans irgendwann mal nicht mehr ist? Was ist dein Profil? Was hast du für Skills? Was hast du vorzuweisen, außer mehrere Posten in acht Jahren Rocket Beans? Wie beschreibt man das jemandem von außerhalb?“
Und diese Frage hat mir, mit Mitte 30 mittlerweile, immer mehr Sorgen gemacht. Was ist, wenn ich so lange an diesem einen Ort war, dass ich den Anschluss an alles andere verpasst habe? Der Wunsch, dass gelernte in einer neuen Umgebung auf die Probe zu stellen, wurde immer größer. Auch mal andere Umgebungen kennenzulernen, neue Kollegen, neue Herausforderungen. Einfach aus dem Nest auszubrechen. Auch aus Angst, ich würde irgendwann nicht mehr die Chance haben mich weiterzubilden oder nie mehr wieder im Bereich Gaming Fuß zu fassen. Klar, auch privat interessieren mich Fanartikel und Mode, aber Videospiele! Das ist mein Ding! Dafür habe ich hier angefangen und damit verbringe ich meine meiste Freizeit!
Nicht zuletzt, bringt ein Jobwechsel auch immer (im besten Fall) einen Aufstieg in der Karriere mit sich. Sowohl finanziell als auch in Bezug auf Verantwortung und eine entsprechende Absicherung wird für mich immer wichtiger.
Im Großen und Ganzen also ein recht verständlicher und in der Arbeitswelt ganz normaler Schritt der Emanzipation und des Wunschs nach Veränderung.
Veränderung lässt sich nicht aufhalten und ist ein stetiger Prozess. Ich denke trotzdem besonders gerne an die ersten drei Arbeitsjahre zurück, die ich für mich als die besten Rocket-Beans-Jahre abgespeichert habe. (Mit Ausnahme vom Ende von Game One natürlich) Allein die (Wieder)Geburt von Game Two mitzuerleben war ein Moment, den ich nie vergessen werde. Die Show, für die ich hier angeheuert habe, steigt wie der Phoenix aus der Asche wieder auf und was Colin & Tim mit ihrem wirklich großartigen Team dort auf die Beine gestellt haben und wie sie den Spirit von Game One jede Woche weitertragen und sich trotzdem eine eigene Identität aufgebaut haben, macht mich sehr glücklich. Solange diese Show existiert, werde ich auch immer ein Fan bleiben!
Ein Fan. Als Fan hat auch alles angefangen. Vor zehn Jahren waren Simon & Budi für mich Vorbilder, die mir gezeigt haben: Du kannst mit Quatsch & Videospielen Geld verdienen. Nicht viel Geld vermutlich, aber wenn deine Eltern und Verwandten dir mal wieder sagten „Mach was vernünftiges!“, hast du ihnen einfach gezeigt, wie Simon ein Hähnchen zerpflückt. Dann war Ruhe! Vor acht Jahren saß ich dann als Praktikant mit Ben, Hannes und Dennis Richtarski an einem Tisch und das erste Mal als Simon und Budi an mir vorbeiliefen, war das schon ein besonderes Gefühl. Einen besseren Einstieg in die Berufswelt kann man nach dem Studium kaum haben, wenn man ein Videospiel-Nerd war. In der dritten Woche hat Budi mich dann rund gemacht, weil der Sound in einem Format was ich hochgeladen habe, nicht gut war und sowas halt nicht geht. Schönes Vorbild….
Heute pflegen @budi und ich eine enge persönliche Freundschaft. Diese wäre ohne die vergangenen acht Jahre nie so zustande gekommen und das hätte ich mir zu Beginn meiner Arbeit niemals träumen lassen. Heute kann ich dafür nur „Danke!“ sagen. Danke, dass ich vor alten Schulfreunden immer noch damit angeben kann, mit „dem einen Typen da von Game One“ befreundet zu sein.
Ich wünsche Rocket Beans TV und dem gesamten Team alles Gute und nur das Beste für die Zukunft! Ich wünsche ihnen die Stärke und Schnelligkeit, die Vision, die wir zum Senderstart hatten, in neue Formen und Farben zu übertragen um sowohl euch, der Community, als auch dem sich ständig entwickelnden Markt, aber vor allem sich selbst und den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich wünsche RBTV weiterhin die Kraft und das Selbstvertrauen, sich über Zweifler und Stänkerer hinwegzusetzen, aber auch die nötige Einsicht und Reflektiertheit, um Kritik und Verärgerung zu verstehen, aufzunehmen und zu verarbeiten. Natürlich wünsche ich dem gesamten Team, dass sie das gesamte Jahr weiterhin so gesund und erfolgreich durch diese scheiß Pandemie kommen wie bisher.
Zu guter Letzt, liebe Community, natürlich auch ein paar Worte an euch: Bleibt einfach so wie ihr seid! Euch Schlümpfe kann man eh nicht mehr erziehen! Der Zug ist abgefahren, haha. Außerdem ist es eh viel spannender, wenn sich unterschiedliche Meinungen aneinander reiben und die Funken fliegen. Wer braucht schon eine homogene Masse, die in allem übereinstimmt, wenn es doch viel mehr Spaß macht, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen, man sich anrempelt und wild diskutiert, nur um dann Seite an Seite während der Gamescom wieder ne gute Zeit zu haben. Und ich hoffe, dass wir uns da alle nächstes Jahr wieder sehen! Könnt ihr euch das vorstellen? Ich kann wieder einfach als Fan auf die gamescom. Nach acht Jahren kann ich endlich wieder einfach dort den ganzen Tag rumhängen, ohne zu arbeiten. Stark! Versucht trotzdem so lieb und konstruktiv wie möglich mit dem Team zu sein und seid offen für Veränderung.
Und wer weiß…. vielleicht mach ich es wie Game One und komme nach zwei Jahren wieder und übernehme den Bums hier. Dann gibt es gratis Hulk-Shirts für alle! Wenn @Simonster den Laden bis dahin nicht abgefackelt hat….
Wiederschaun, reingehaun!