NaNoWriMo

Keins. Ich bin super. :blush:

Manchmal braucht es keine Vielzahl an großen oder „irren“ Momente, wenn man die, die man hat, effektiv einsetzt. Und manchmal sind es gerade die Nebensächlichkeiten und die Details die in der Geschichte beschrieben werden, die den Ausschlag geben. Weil man sich so gut hineinfühlen kann. :slight_smile:

1 „Gefällt mir“

Die deutsche Sprache hat so viele schöne Synonyme, fällt mir immer wieder auf. :slight_smile:

Will nicht mal wieder jemand ein Stück seiner Geschichte posten? Habe Lust, was zu lesen. :hugging:

1 „Gefällt mir“

Ach komm, was soll’s. Hier ist einfach mal der unmittelbare Anfang meiner Geschichte. Natürlich gilt auch hier: Bitte nicht als fertiges Produkt betrachten. Da muss noch einiges geändert werden, die Sätze sind teilweise zu lang, etc. :confused: Und in diesem Format hier kommen Absätze nicht so gut zur Geltung, sieht irgendwie etwas unstrukturiert aus. Naja, here goes:

»Tim!«
„Die aufgebrachte Nordsee warf ihre Wellen gegen den Bug der Alexandria. Unter den konstanten Schlägen des Meeres knarzte das strapazierte Holz des Kahns und Gischt spritzte über die Reling. Die gesamte Mannschaft der gebeutelten Karacke war durchnässt bis auf die Knochen. Nur Kapitän García stand wie ein Felsen …“
»Timothy, hörst du mich?«
Um ihn herum nahm das winzige, mit Büchern vollgestopfte Arbeitszimmer wieder Gestalt an. Der Nachmittag war mittlerweile in den frühen Abend übergegangen, was in den meisten Häusern der Stadt bedeutete, dass Kerzen und Gaslampen entzündet wurden. Nicht so für Timothy, der mit der Nase in dem fesselnden Abenteuerbericht über Kapitän García und dessen Entdeckungen in den rauen Ländern des Nordens das schleichende Einsetzen der Dunkelheit völlig verpasst hatte, weshalb er nun im schummrigen Halbdunkel saß und beim Aufstehen beinahe über einen kniehohen Stapel ledergebundener Bücher gestolpert wäre. Nur seine Gewandtheit, oder sein übliches Glück, bewahrte ihn davor, bäuchlings in den Türmen aus Büchern zu landen, die überall in der engen Kammer verteilt standen.
Wieder drang ein lautes »Timothy!« an sein Ohr, noch bevor er die quietschende Holztür zum Lesesaal erreicht hatte. Obwohl sein Onkel Heinrich stets darauf bedacht war, die anwesenden Wissensdurstigen in seiner Bibliothek penibel auf die zwingend erforderliche Stille hinzuweisen, konnte er nach dem abendlichen Schließen der Hauptpforte seine Stimme zu einer imposanten Lautstärke erheben, wenn Timothy mal wieder in einen Reiseroman oder einen der zahlreichen Berichte über Entdeckerfahrten vertieft seine Rufe völlig ignorierte, natürlich unbeabsichtigt.
Mit einem beherzten Ruck zog Timothy am gusseisernen Türring und stürzte etwas unbeholfen aus seiner düsteren Kammer in den hellerleuchteten Lesesaal, in dem sein Onkel Heinrich hinter dem langen Arbeitstresen saß, der sich fast über die gesamte Länge einer der Seitenwände erstreckte. Dahinter erhoben sich geschwungene Fenster bis unter die hohe Decke und ließen einen Blick auf die unzähligen Lichtpunkte der darunterliegenden Stadt Heidelberg zu. Der restliche Teil des Lesesaals wurde von in die Höhe ragenden Regalen voller Bücher und Schriften aller Art beherrscht. In der Mitte des Raumes führte eine metallene Wendeltreppe in die höhergelegenen Ebenen der Bibliothek, deren Ausmaße sich von unten nur schwer erahnen ließen. Wenn jemand verzweifelt mit der Behauptung an seinen Onkel herantrat, dass ein Buch hier nicht vorzufinden sei, war Heinrichs flapsige Antwort stets, dass dieses Buch dann schlicht nicht existierte. Jedoch war es wahrscheinlicher, dass der Suchende einfach nicht mit dem von Onkel Heinrich selbst entworfenen, zugegebenermaßen komplexen, Signatursystem zurande kam. So war es nicht gerade die leichteste aller Aufgaben, in den ungeheuren Weiten der Bibliothek ein bestimmtes Schriftstück ausfindig zu machen.
Ruhe und eine gewisse Strenge ausstrahlend saß Heinrich Lochmann, Archivar und Leiter der kurfürstlichen Bibliothek zu Heidelberg, an seinem gewohnten Platz mittig hinter dem Tresen, hatte seine kreisrunde Brille abgesetzt und schaute mit leicht tadelndem Blick seinem Neffen Timothy entgegen, wie er in den Lesesaal hereingepoltert kam.

5 „Gefällt mir“

Die Beschreibung der Bibliothek ist so schön. :hugging:

3 „Gefällt mir“

Da gibt es im ersten Kapitel noch mehr von und das Schreiben davon hat mir bisher auch mit am meisten Freude bereitet. :slight_smile:

Die Frage bei diesem Anfang ist ja, ob diese etwas mehr als eine Seite Lust darauf macht, weiterzulesen. Ist blöd, so etwas hier zu fragen, aber dafür ist der Thread ja da. Würde man nach dieser ersten Seite weiterlesen wollen?

Und, äh, ich erwarte/fordere/verlange jetzt natürlich Leseproben von euch, ne! :blush:

Ich mag historische Romane normalerweise nicht so, aber mir ist gerade nochmal aufgefallen, wie wunderbar anschaulich du schreibst. Man kann sich nicht nur alles klar vorstellen, die Worte, die du wählst, sind auch selbst so schön, dass der Inhalt auch irgendwie lebendiger und ‘glänzender’ wirkt.
Schwer zu sagen, ob ich mir den Roman kaufen würde, weil es eben absolut nicht mein Genre ist. Aber der Schreibstil wäre definitiv ein selling point. Ich bräuchte vermutlich eine Zusammenfassung/müsste den Klappentext lesen, um das zu entscheiden.

1 „Gefällt mir“

Wo du das gerade ansprichst - wie sehen denn hier die Genrevorlieben aus? Was lest ihr am liebsten?
(Oder haben wir das schon mal besprochen…?)

Aus dem Bauch heraus hätte ich jetzt gesagt Horror und Mysterykrams, aber so viel lese ich gar nicht in diese Richtung. Solange es gut ist bzw. in Reviews gut wegkommt und sich in irgendeiner Weise interessant anhört, lese ich es. Woran ich aber nicht so interessiert bin, sind Geschichten, die zu „geerdet“ sind und nur von normalen Personen in alltäglichen Situationen und Beziehungen untereinander handeln. Also es sollte schon irgendein Kniff, etwas Fantastisches, Übernatürliches, ein interessantes Setting, was auch immer vorhanden sein. Sofern das gegeben ist, ist das Genre eigentlich unwichtig.

:persevere:

Fantasy trifft es wohl am besten.

@Sebbe schöner Anfang also ich habe Bock auf mehr.
Ich würde ja wieder etwas Posten aber bin gerade unterwegs. Heute Abend kriegst du dann wieder etwas zu lesen.

Wie kam mein Anfang eigentlich bisher bei euch an? :confused:
Ist ja ebenfalls ein historisches setting das aber auch keine fantasievollen Einlagen wie Timothys Gedankenwelt hat.

Na gut, hier noch ein Stück von mir.

Wir zogen weiter durch die Einkaufsstraße. Überall standen und liefen Menschen herum. Die meisten trugen bunte Tüten in der Hand und wirkten müde und gehetzt. Vor uns ging eine Familie mit zwei Kindern, die sich, während der Vater versuchte, ihnen ihre Jacken anzuziehen, lautstark um ein rotes, abgewetztes Stofftier stritten. Ihre Mutter schob einen Kinderwagen vor sich her und hielt mit einer Hand die Mützen der beiden Jungen. Links und rechts von ihnen drängelten sich einzelne Menschen vorbei, manche warfen ihnen verärgerte Blicke zu, andere schauten eher mitleidig auf die Familie oder aber waren vertieft in das Display ihres Handys. Ein junger Kerl in Anzug und Krawatte, der seinen Mantel über dem Arm und einen Papierbecher in der Hand hielt, geriet ins Tänzeln, als er an der Familie vorbeieilen wollte.
Von der anderen Seite der Straße drang Gesang zu uns herüber. Eine junge Frau lehnte an der Wand zwischen zwei gläsernen Schaufensterfassaden und spielte Gitarre, während sie dazu mit heller Stimme eine englische Melodie sang. Ihre Stimme klang mal lauter, mal leiser zu mir herüber, während ich Mutter durch das Gedränge zu folgen versuchte. In der Mitte der Fußgängerzone befand sich ein Würstchenstand, vor dem sich eine Schlange aus einigen Menschen gebildet hatte. Eine junge, dunkelhaarige Frau, die zu einem kurzen, schwarzen Mantel buntgepunktete Strumpfhosen und gefütterte Stiefel trug, hielt eine Zigarre in der Hand und paffte den hellen Rauch in die Luft. Ein Mädchen, das an der Hand ihrer Mutter hinter ihr stand und wartete, blickte mit fasziniertem Blick zum Rauch auf. Auch die Mutter schaute immer wieder kurz zur Frau hinüber, doch ihr Blick zeigte Missfallen.
Der Mann in der Würstchenbude trug ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift „Walters Würstchenglück“ und reichte gerade einem etwa vierzehnzehnjährigen Jungen mit pickeligem Gesicht eine Bratwurst und eine halbe Scheibe Toast auf einem Pappteller herunter. Der Junge versuchte, aus der Ketchupflasche einen Klecks Ketchup auf seinen Teller zu schütten, doch er verteilte nur einige Spritzer auf der Außenwand der Bude, als er begann, die Flasche zu schütteln. Er warf einen raschen Blick auf den Würstchenverkäufer, der sich schon dem nächsten Kunden zugewandt hatte. Mit einer eiligen Bewegung stellte der pickelige Junge die Flasche auf die Theke und verschwand in der Menge.

Wir bewegten uns an der Bude vorbei und betraten schließlich ein Schuhgeschäft. Auch hier war es laut, stickig und überfüllt. Ich schlurfte Malte hinterher, der schon einen braunen Stiefel in der Hand hielt, während er zweifelnd Mutter hinterher schaute, die in der nächsten Regalreihe verschwunden war. Er ließ sich auf einen der viereckigen Sitzwürfel fallen und streckte die Beine aus. Ich schlenderte am Regal entlang und fuhr mit den Fingern über die glänzenden Pumps, die dort aufgereiht standen. Malte gähnte, holte sein Handy heraus und tippte mit dem Daumen darauf herum.
„Wo ist eigentlich Tim?“ Er schaute kurz hoch, wandte sich dann aber wieder dem Display zu.
Ich ließ meinen Blick über die Regale schweifen. Überall standen und saßen Menschen, zwischendurch blitzte immer mal wieder die rote Weste eines Verkäufers in den Gängen auf. Zwei Regalreihen weiter stand Mutter mit gesenktem Kopf und versuchte anscheinend, den Preis im Inneren eines Stiefels zu entziffern. Von Tim war nirgends eine Spur zu entdecken. Ich schlenderte ein Stück in Richtung Ausgang. Frauen, Männer und Kinder gingen an mir vorbei, einige langsam, andere hastig, doch Tims braunen Haarschopf konnte ich nicht entdecken. Als ich an der Tür angekommen war, drehte ich mich um und steuerte langsam wieder zu Malte zurück. Mutter hockte gerade neben ihm und stellte mehrere Stiefel zu seinen Füßen ab.
„Keine Ahnung, wo der hin ist.“ Ich ließ mich auf den Würfel neben Malte fallen und lehnte mich an seinen Rücken. Mutter blickte mich einen Moment an und fragte mit hochgezogenen Augenbrauen: „Wer?“
Malte murmelte „Na, der verlorene Sohn“, während er seinen Fuß in einen blauen Trekkingstiefel schob. „Den zieh‘ ich nie und nimmer in der Schule an“, flüsterte er mir leise zu, als Mutter aufstand und sich suchend nach allen Seiten umschaute. Dann setzte sie sich langsam in Bewegung und ging genau den gleichen Weg zum Ausgang, den ich eben erst abgeschritten war. Es lag ein besorgter Ausdruck in ihrem Blick, als sie wieder zu uns zurückkehrte.
„Wo kann er denn sein? Er läuft doch sonst nicht einfach alleine los.“
„Dem war das hier bestimmt zu heiß und er wartet vor der Tür.“ Beruhigend legte Malte Mutter eine Hand auf die Schulter. „Die passen übrigens alle nicht. Der hier ist zu kurz, der zu eng und der zu weit.“ Er hielt nacheinander die Stiefel in die Luft, welche Mutter für ihn ausgesucht hatte. „Ich glaube, heute finde ich hier nichts. Aber ich habe ja noch meine alten warmen Schuhe, die gehen schon noch einen Winter.“ Normalerweise hätte Mutter das mit einem „Papperlapapp“ abgetan und wäre auf die Suche nach weiteren Stiefeln gegangen. Doch nun nickte sie nur abwesend und murmelte fahrig: „Hast recht, die passen noch. Kommt, wir schauen nach, ob Tim draußen steht.“

2 „Gefällt mir“

Ich mag übrigens genau solche Geschichten gerne lesen, die du nicht so magst:

Genau mein Ding! :smile: So Alltagskram. Ansonsten lese ich aber auch gern Seefahrergeschichten, Science-Fiction und oft Klassiker. Also ziemlich viel. Nur Krimis/Thriller mag ich gar nicht.

Hmm aber mein Drama ist okay oder? :sweat_smile:

Also ein Buch, wo seitenweise nur rumgemetzelt wird, würde ich mir normal nicht kaufen. Aber deinem gebe ich natürlich ne Chance! :smiley:

2 „Gefällt mir“

Malte ist mir sehr sympathisch. Kann mich gut mit ihm identifizieren. :yum:

3 „Gefällt mir“

Und du hast Glück - er wird wahrscheinlich überleben. :point_up:

1 „Gefällt mir“

Mir gefällt das unmittelbare Hineinwerfen in die Geschichte. Da fragt man sich natürlich direkt, warum das alles geschieht und wer diese Mörder denn sind, dass sie so etwas tun. Da will ich schon wissen, wie das alles weitergeht :slight_smile:

Vielleicht ist mir in die Richtung einfach auch nur noch nichts Gutes untergekommen. Hab grade mal nachgeschaut, in meinem Regal stehen echt nur 2-3 Bücher, die in diese Kategorie fallen. :smiley:

Und jetzt gehöre ich auch zum Club, yay:

3 „Gefällt mir“

Damit kann ich mich nicht identifizieren. :upside_down:

Darüber habe ich lange nachgedacht, aber die Erklärung ist hoffe ich ganz gut.
In ein paar Stunden liefere ich auch mal wieder Nachschub.

2 „Gefällt mir“

:kissing:Lies Knausgard. :blush:


Diese Woche müsste ich theoretisch etwas mehr schaffen, mein Kalender sieht gut aus.

1 „Gefällt mir“

Um ehrlich zu sein, hab ich mir „Sterben“ schon auf die Wunschliste gesetzt, als du neulich von ihm berichtet hast :blush: Werd ich mir vielleicht um Weihnachten rum zulegen.

1 „Gefällt mir“

Ausgezeichnet! :grin:

Ich nehme übrigens auch gern Buchempfehlungen entgegen, gerne auch aus Genres, die ich selten lese.