NaNoWriMo

Jetzt hab ich Bock auf Plätzchen backen. :blush: Funktioniert also.

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So. Nächste Flixbusfahrt. Die Chancen stehen 50:50 entweder 3 Stunden den Laptop anzustarren oder tatsächlich was zu schaffen. Ich bleibe optimistisch! :nerd:

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Was ich noch erzählen wollte: beim Hochfahren des Browsers in der Arbeit diese Woche (ich glaube am Dienstag) ist mir als erstes gleich ein random Artikel über Knausgård ins Auge gesprungen.
Den kannte ich vor diesem Thread noch überhaupt nicht. Vielleicht muss ich tatsächlich mal was von ihm lesen :smile:

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Ich sollte öfter Flixbus fahren. Die 3 1/2 Stunden haben mir über 3000 Worte gebracht. :slight_smile: Da wird heute nochmal drübergeguckt, aber generell bin ich recht zufrieden. Auch wenn ich immer das Problem habe, zu bedeutungsschwanger zu werden. :smiley:

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Siehste @Mevarit ! Mit Akku im Laptop geht so einiges :smiley:

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Was gammelst du hier eigentlich rum? :smiley: Schreib liebe auch was!

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Ich bin nur hier um zu lesen! Ich bin der Leser nicht der Autor.

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Das sind 857 Wörter pro Stunde oder 14 pro Minute oder 1 Wort alle 4 Sekunden. Wow… Da bin ich mit meinen 700 in 3,5 Stunden letzte Nacht dezent langsamer.
Da warst du ja eigentlich konstant im Fluss.
Mal gucken wann ich heute weiter mache. Wenn ich 3000 schaffe bin ich auch endlich mal bei 10k Worten.

@Qualle_mit_Hut weiß gar nicht was du hast ich mag den Text.

@Realbrainlessdude hatte auf der Rückfahrt von Hamburg ja auch geschrieben allerdings waren es da glaube ich 1500 in 6 Stunden.

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War auch überwiegend Dialog. Da bin ich immer etwas fixer in der Rohfassung.

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Ich bin schon etwas neidisch. :sweat_smile:
Gleich mal bei Flixbus gucken, wo man mal sinnlos hinfahren kann…

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Zu mir! Zu mir! :smile:

:smile: Und Zack! 10k Wörter mehr!

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Dann kann dir ein echter Malte noch bei der Charakterbeschreibung helfen.

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Meins war jetzt auch nur Dialog trotzdem lief das so schleppend. xD neben dem recherchieren höre ich auch oft einfach nur die Musik.

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Also Berlin soll sinnlos genug sein.

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Hier mal die heutige unbearbeitete Flixbus-Rohfassung. Ich hoffe, dass die Formatierung von Word hierher halbwegs überlebt hat. :frowning: Kursive Texte werden leider nicht übernommen, aber da bin ich gerade zu faul und voller Wein um das jetzt noch zu ändern.

[details=Aufarbeitung Abschnitt 1]„People are strange when you’re a stranger
Faces look ugly when you’re alone.
Women seem wicked when you’re unwanted
Streets are uneven when you’re down

When you’re strange
Faces come out of the rain
When you’re strange
No one remembers your name
When you’re strange…“

Die Musik vermischte sich in der Bar zusammen mit den Geräuschen der Tanzenden und Feiernden, den Kickerspielern, den Betrunkenen und den Erregten zu einem kakophonischen Hintergrundrauschen. Fast apathisch starrte Sebastian auf die Billardplatte ohne auch nur irgendetwas wirklich wahrzunehmen. In Gedanken versunken saß er auf einem Hocker und zog den Stummel der Billardkreide seit mehreren Minuten über seinen Queue.
„… tust du so, als wüsstest du was du da machst?“ Alexander stand genau neben ihn doch für Sebastian hörte sich dieser Weckruf wie infernalisches Gebrüll an.
„…Was? Was, Was?!“ schreckte er hoch.
„ An was denkst du denn schon wieder? Du sollst dich auf uns und das Spiel konzentrieren!“
„Ach, ihr habt gerade so lang gebraucht euch für eine Kugel zu entscheiden. Da bin ich eingeschlafen. Los, ich bin dran, right?“ erwiderte Sebastian um von sich abzulenken.
„Ja, bist du. Falls du in den letzten Minuten vergessen hast, was wir spielen – Billard. Ihr habt die halben. Und ich weiß genau was in deinem Kopf vorgeht, meine Sonne.“
Sebastian winkte ab und sah sich die Billardplatte genauer an und suchte sich eine mögliche Kugel, die er einfach einlochen konnte.
„…Mhm…die 10 sieht doch ganz gut aus, fast ein Elfmeter.“ Versuchte Sebastian weiter abzulenken. Vergeblich. Alexander hatte ihn jetzt gefressen. Dieser grinste ihn von der Seite schelmisch an.
„Wenn du so sehr an sie denkst, dann fahr doch zu ihr! Ich weiß ganz genau, dass du jetzt lieber zwischen ihren Beinen versinken würdest als mit uns Idioten rumzuhängen.“
Neben Alexander und Sebastian waren noch Nina und Philipp mit dabei, die sich den beiden spontan angeschlossen hatten, als sie in die Neustadt gekommen sind. Nina lachte und pflichtete Alexander bei.
„Ja, Basti. Wird Zeit, dass du dir mal wieder jemanden schnappst! Deine Selbstbemitleidung kann ja keiner mehr ertragen. Von wem redet ihr denn eigentlich?“
„Leute, können wir uns auf das Spiel konzentrieren?“ versuchte Sebastian es erneut.
„Keine Chance. Du stehst seit mehreren Minuten da und starrst vor dich hin. Was hast du dir gerade vorgestellt? Wie sie nackt auf der Billardplatte liegt und du es ihr ordentlich besorgst?“ ärgerte ihn Alexander weiter.
„Ach fick dich.“
Philipp versuchte zu beschwichtigen. „Lass dich nicht ärgern, Basti. Alex ist nur neidisch, weil du jemanden am Start hast und er schon seit Monaten in der Luft hängt.“
„Das stimmt doch gar nicht, ich hab erst neulich hier jemanden aufgerissen!“ verteidigte sich nun Alexander.
„Und sie hat dich abgeschossen, nachdem du ihr beim Knutschen vor die Füße gekotzt hast.“ Sagte Nina.
„Ich war betrunken!“
„Klassicher Alex.“ sprang Philipp dazu. Die drei fingen an sich spielerisch zu Streiten und Sebastian genoss die fehlende Aufmerksamkeit. Danke Philipp, dachte er sich. Während die anderen mit sich beschäftigt waren, stellte er sich in Position, legte den Queue zwischen Daumen und Zeigefinger um ihn zu stabilisieren und versuchte mit dem Auge abzuschätzen wo er die Kugel genau treffen muss.
„Ach, gib dir keine Mühe, Basti. Du bist scheiße im Billard.“ Sagte Alexander. Die drei hatten sich anscheinend mittlerweile wieder vertragen.
„Und trotzdem hast du gegen mich bis jetzt immer verloren. Spricht das jetzt für mich oder gegen dich?“
Alex grummelte und nahm einen tiefen Schluck seines Becks.
„Du kannst ja auch nicht gewinnen, wenn du nur diese Plörre trinkst.“ Stichelte Sebastian weiter.
„Sagt der, der sich vorhin ein Sterni zwischen die Kiemen geschüttet hat.“
„…Touché.“
Sebastian konzentrierte sich wieder auf die Kugel, hatte sein Ziel fest im Auge. Sein Queue schnellte nach hinten und direkt wieder nach vorn – zu viel Kraft. Die weiße Kugel traf die Nummer 10 mit voller Wucht. Diese wurde zwar zur gewollten Lochtasche geschossen, doch sie prallte zweimal an der Bande ab und rollte zurück ins offene Feld.
„Fuck…“
„Ha! Was ein Pech. Los, weg da. Ich mach die Schwarze jetzt rein.“ Alexander hatte seinen Queue schon in der Hand. Er musste nur noch die Schwarze einlochen, Sebastian fehlten noch zwei halbe.
„Lass mich das Ding mal zu Ende bringen.“ Meinte Alexander arrogant.
Zehn Minuten später gewann Sebastian das Spiel.

„Auf den Gott des Tittens und des Weins!“ rief Alex.
„…du lernst es nie oder?“ Nina schüttelte ungläubig den Kopf.
„Fuck. Ich meinte: Auf den Gott der Titten und des Weins!“
Die anderen stießen mit ihm an und stürzten ihre Shots hinunter.
„Du schuldest mir 10€.“ sagte Sebastian zu Alex.
„Hey, ich hab gerade Alk für alle ausgegeben. Das sollte doch reichen!“
„Nein.“ Sebastian lachte und bestellte für die vier direkt eine neue Runde bei der vorbeilaufenden Kellnerin.“
„Für mich noch einen Gin Tonic!“ rief Nina der Bedienung hinterher. Die nickte und ging vor an die Bar.
„Jetzt mal ernsthaft, Sebastian. Was ist bei dir gerade los?“ fragte Philipp ihn direkt.
„Was soll denn los sein?“
„Ich weiß… dass du einiges durchmachen musstest, aber… na ja… das ist jetzt drei Jahre her und seitdem hast du dich in deinem Panzer versteckt. Du hast kaum neue Menschen kennengelernt, geschweige denn eine tolle Frau!“
„Mir geht es doch gut.“ Verteidigte sich Sebastian halbherzig.
„Jeden Tag allein zuhause zu sitzen und sich mit billigem Fusel…“
„…billiger Fusel?!“
„…du trinkst 5€-Kopfschmerz-Wodka. Und wie ich dich kenne wahrscheinlich auch noch pur. Wie du jeden Tag so früh aufstehen kannst, will mir gar nicht in den Kopf gehen. Basti, ich… was ist denn mit der Kirsche von der Alex erzählt hat?“
„Kirsche?“ Nina zog eine Augenbraue hoch.
„Oh sorry. Ich meinte: Was ist denn mit der ernstzunehmenden, emanzipierten jungen Frau von der Alex erzählt hat?“
„Idiot.“ flüsterte Nina.
„Nichts.“ Antwortete Sebastian knapp. „Wir haben uns aus den Augen verloren.“
„Mit aus den Augen verloren meint der Idiot“, erklärte Alex, „dass er ihr nicht antwortet. Sie hat ihn mehrmals versucht zu erreichen, aber er sitzt ja lieber zuhause, bemitleidet sich selbst und ignoriert ihre Anrufe.“
Philipp seufzte. „Wieso rufst du sie nicht zurück? Lade sie doch hierher ein! Wohnt sie hier?“
Sebastian sah auf sein leeres Shotglas hinab. „Keine Ahnung, warum ich sie nicht zurückgerufen habe. Ich… vermassel das sowieso. Wer will schon einen depressiven Trauerarsch, der sich kaum aufraffen kann, etwas mit seinen besten Freunden zu machen?“
„Jetzt geht das wieder los.“ Stöhnte Alex. „Du weißt, dass ich dich liebe. Aber du musst damit aufhören, den Kopf in den Sand zu stecken.“ Er blickte zu Nina und Philipp. „Ihr hättet sie mal sehen müssen. Und ihr hättet seinen Blick sehen müssen. Ich musste ihn gegen das Schienbein treten, bis er mich wieder wahrgenommen hat. Und die beiden haben sich sofort verstanden!“
„Wann habt ihr euch denn kennengelernt?“ fragte Nina Sebastian.
Sebastian seufze. Er wusste, dass er aus der Nummer nicht mehr herauskam.
„Fee veranstaltet doch jedes Jahr diese Glühweinwanderung mit Hut. Sie…“
„…wie heißt sie überhaupt?“ warf Nina ein.
„sie… Yuki. Sie ist eine ehemalige Kommilitonin von Fee.“
„Japanerin?“
„Halb-Japanerin. Ihr Vater. Ihre Mutter ist Deutsche, aber sie wollten einen japanischen Vornamen. Jetzt heißt sie Yuki Wendler, weil er ihren Namen angenommen hat.“
Alex grunzte verlacht. „Passt perfekt.“
Nina wischte den Kommentar beiseite. „Okay, erzähl weiter.“
„Also,“ setze Sebastian wieder an. „Alex, Thomas und ich waren auf dieser Glühweinwanderung, hatten unsere bescheuerten Hüte auf. Zwangsweise. Fee meinte das gleiche wie ihr – dass ich mich doch mal wieder am sozialen Leben beteiligen sollte.
„Zurecht.“ Warf Alex dazwischen.“
„Psscht!“ bedeutete ihm Nina zu schweigen.
„Ja, also. Wir waren am Nachmittag auf der Bastei und haben dort unsere erste Pause gemacht. Da kam sie dann dazu. Wir haben uns ein wenig unterhalten, uns gut verstanden, die Nummern ausgetauscht und… das wars.“
„Wie… das wars?“ fragte Nina ungläubig.
„Na… was willst du denn noch wissen?“
„Alles?! Muss ich dir jetzt jedes Detail aus der Nase ziehen?“
„Nina, lass ihn doch, wenn ihm das unangenehm ist.“ Versuchte Philipp erneut zu beschwichtigten.
„Hmpf, dass lass ich nicht so stehen. Basti, ich hol dir erstmal neuen Alkohol, das ist ja kaum zu ertragen mit dir.“
„Bringst du mir auch noch was mit?“ fragte Alex
Nina verdrehte genervt die Augen und nahm ihre Handtasche. „Warte, Nina. Ich komme gleich mit vor und hole noch was für uns beide.“ Sagte Philipp. Die beiden standen auf und gingen vor an die Bar.
Die beiden Jungs am Tisch schwiegen sich an. Alex sah immer wieder zur voller werdenden Tanzfläche und blieb mit dem Blick bei einer jungen Frau im Minirock hängen. Den Blick auf den wohlgeformten Hintern gerichtet. Dann wandte er sich wieder Sebastian zu.
„Wieso willst du den beiden nicht erzählen, dass da noch mehr gelaufen ist als „ooh, war ganz nett“? Du hast schließlich mit ihr geschlafen.“
„Danke für die Erinnerung, aber ich war dabei.“
„Haha. Aber dann wüssten die beiden, dass es dir wieder besser geht.“
„Ich weiß nicht ob es mir besser geht und ich will niemanden in meinen Strudel ziehen.“
„Dramaqueen! Vielleicht hilft sie dir aber auch heraus? Ich hab dich vorher noch mit keinem Menschen so umgehen sehen.“
„Mit dir.“
„Okay, bis auf den Fakt, dass wir nicht miteinander geschlafen haben. Aber hey – das kann ja noch werden.“
Sebastian lachte leise.
„Du fandest Yuki doch fantastisch.“ sprach Alex weiter.
„Fantastisch ist gar kein Ausdruck.“
„Und du willst sie wirklich nicht wiedersehen?“
„Keine Ahnung.“
Alex sah ihn eindringlich an.
„Okay. Okay! Ja, ich würde sie gern wiedersehen. Zufrieden?“
„Mit mir? Ja. Denn ich habe ihr vor zehn Minuten geschrieben, ob sie nicht herkommen will. Du wärest auch anwesend.“
„Du… verdammter Hurensohn!“ rief Sebastian. Sein Ärger wurde sofort vom Lärm der Bar geschluckt.
Alex grinste ihn nur verschmitzt an und lehnte sich zurück. „Ja, ich bin ein Arsch. Du wirst heute Abend Sex mit einer heißen Halbasiatin haben und ich werde wohl wieder in meiner eigenen Kotze aufwachen.“
„Ich werde nicht mit ihr schlafen! Und vielleicht sollten wir mal eher über deine Probleme!“
„So… wie du schon das letzte Mal als du sie getroffen hast nicht mit ihr geschlafen hast? Nicht einmal acht Stunden nachdem ihr euch das erste Mal getroffen habt?“
„Ach…“. Sebastian verstummte, denn Nina und Philipp kamen mit den Drinks zurück.
„Bitteschön Jungs, für Sebastian einen Cuba Libre, für Alex passend einen Appletini mit einem kleinen Schirmchen.“ Sagte Nina und stellte die Getränke auf den Tisch.
„Ich weiß, dass soll mich beleidigen, aber ich habe genug Scrubs gesehen um abgehärtet zu sein.“ Erwiderte Alex und nahm als Beweis einen tiefen Schluck aus seinem Glas.
Nina und Philipp setzten sich wieder hin und Nina sah Sebastian erwartungsvoll an.
„Und? Hast du dich entschlossen, mir doch noch etwas zu erzählen?“
„Du musst ihn gar nicht mehr fragen, die gute Yuki kommt nämlich hier her.“ Antwortete Alex ihr nachdem er sich den Mund abwischte.
„Was?! Hat er sie nun doch noch eingeladen?“
„Ja. Wenn auch etwas unfreiwillig.“
„Was meinst du damit?“
„Er hat sie eingeladen.“ Antwortete Sebastian. „Arsch.“
„Freundschaftsdienst. Du wirst mir später dankbar sein für meinen aufopferungsvollen Einsatz dir Sex zu verschaffen.“ Sagte Alex und grinste Sebastian an.
„Du bist von diesem Sexgedanken schon ziemlich besessen oder?“ fragte Philipp Alex. „Wenn Sebastian sie so toll findet, wird es sicherlich nicht zu allererst darauf hinauslaufen.“
„Na ja eigentlich…“ setzte Alex an, aber brach ab, als er Sebastians blitzende Augen sah.
„Was?“ fragte Philipp.
„Nevermind. Wird eh Zeit, dass ich mal was für mein eigenes Seelenheil tue und jemanden aufreiße.“
„Du meinst das Seelenheil deines Schwanzes?“ fragte Nina ironisch.
„Lady, Sie haben mich verstanden.“
„Denkst du gar nicht über eine Beziehung nach?“
„Ach weißt du Beziehungen sind nur ein soziales Konstru…“
Sebastian schaltete die Unterhaltung aus. Seine Hände wurden immer heißer und sein Herz schlug alamierend schnell. In seinem Inneren kämpfte er gerade mit dem Gedanken einfach aufzustehen und abzuhauen. Er müsste nur so tun, als müsse er auf Toilette und dann durch den nicht scharfgeschalteten Notausgang in die benachbarte Bar abhauen. Von dort aus könnte er zum Albertplatz gehen und sich ein Taxi rufen. Doch wenn er blieb würde er Yuki wiedersehen. Die Erscheinung die ihm den Atem und den Schlaf raubte. Als er an sie dachte, hatte er sofort wieder den Duft ihrer Haare in der Nase, sah ihre warmen, feuerentfachenden Augen, spürte ihre weiche Haut auf seiner. Hörte ihre Stimme. Gott, Gefühle sind scheiße, dachte er und vertrieb die Gedanken aus seinem Kopf. Er hatte sich entschlossen. Er musste gehen um nicht noch größeres Chaos anzurichten. Für ihn. Und für andere. Oder überdramatisierte er alles? Fuck, dachte er und nahm einen tiefen Schluck von seinem Cocktail. Scheiß drauf, ich hau ab.
Doch gerade als er aufstehen wollte, drang die Stimme von Alex an sein Ohr.
„Yuki ist da.“
Sebastians Plan zerplatzte wie eine Seifenblase. Stocksteif saß er an seinem Platz, eine Hand um sein Glas verkrampft.
„Man, mach dich locker.“ Alex stupste ihn an die Schulter und auch Nina sah ihn aufmunternd an.
„Hey Yuki, hier drüben! Hier! Hinten!“ rief Alex. Yuki war gerade durch die Eingangstür gekommen. Sie hörte Alex’ Stimme und drehte sich zu ihm um. Sie hob erkennend die Hand, lächelte und ging an den Tisch von Nina, Alex, Philipp und Sebastian. Sie kämpfte sich durch die mittlerweile engstehende Masse an Leuten, die alle vor der Bar standen und ihre Getränkewünsche den überforderten Barkeepern zuriefen. Endlich konnte sie die Wand der Betrunkenen durchbrechen und kam an den Tisch.
„Hey!“
Sebastian sah sie an und war sofort verloren. Alex begrüßte Yuki mit einer Umarmung und stellte sie dann Nina und Philipp vor.
„Und Sebastian kennst du ja schon.“ Sagte er grinsend.
„Ja, aber ich hab fast schon wieder vergessen wie er aussieht.“ Antwortete sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen. „Hey Basti.“
„Hey Yuki.“ Er stand auf, sie war locker 20cm kleiner als er, und umarmte sie ebenfalls. Zögerlich. Ihr Duft. Fuck, dachte er wieder.
„Schön dass du hier bist.“ Sagte Sebastian. Er wusste nicht, ob er das ernst meinte. Aber sie jetzt vor sich zu haben. Ihre endlos langen braunen Haare, ihre braunen Augen, ihre kleine Nase, den dezenten Rouge auf den Wangen. Ihr Lächeln, was zwar zurückhaltend aussah, sie aber mit jeder Faser ihres Körpers nach außen strahlen konnte. Sie sah umwerfend aus in ihrem grauen Shirtkleid, dass ihr nicht ganz bis zu den Knien reichte. Sie versuchte erst gar nicht ihre geringe Größe mit hohen Schuhen zu kaschieren und setzte auf Ballerinas.
„Ach, ehrlich?“ antwortete sie. Aber so leise, dass nur er es zwischen dem ganzen Lärm hören konnte. Einen kurzen Moment änderte sich hier Blick und sie sah ihn mit traurigen Augen an. Dieser Augenblick hielt nur kurz, dann setzte sie wieder ihr unbeschreibliches Lächeln auf.
„Mach mal Platz.“ Sebastian rückte nach Hinten, damit Yuki Platz auf der Bank hatte. Sie saßen so eng aneinander, dass ihre Arme sich ständig berühren mussten.
„Und, was machen wir?“ fragte sie fröhlich in der Runde. „Sorry, wenn ich etwas aufgedreht wirke. Ich habe mit einer Freundin vorhin nur schon einmal etwas vorgetrunken. Nehmt mirs nicht übel.“
„Ja, wir verurteilen Alkohol.“ Sagte Nina trocken. Yuki sah sie erschrocken an und Philipp lachte laut auf.
„Lass dich nicht ärgern. Nina sieht zwar süß aus, aber in ihr steckt ein kleiner Teufel. Wir beide sind bekennende Trinker.“
Die Neue in der Gruppe atmete erleichtert auf. „Vielleicht sollte ich mir nochmal etwas bestellen, damit ich mit so was besser klar komme.“
„Ich finde, diesmal kann Alex an die Bar gehen und was besorgen. Er schuldet Basti eh noch 10 Euro.“ sagte Nina süffisant grinsend.
„Hmpf, von mir aus. Sollte ich aber in der Schlacht dort von sterben, sagt meinen Liebsten, dass… das…“
„Deine Liebsten sind nur wir.“
„Ach leck mich doch, Nina! Yuki, was willst du trinken? Ach, sag nichts. Ich weiß es. Erstmal Shots für die Lady! …oder soll ich fragen, ob es hier Sake gibt?“ Alex unterbrach sein Gebrabbel und sah Yuki entsetzt an. „Oh Gott, war das rassistisch? Das tut mir Leid! So sollte das überhaupt nicht klingen!“
Jetzt lachte Yuki laut und herzerwärmend. „Ich nehms dir nicht übel, Alex. Ich kenn dich doch. Auf den Sake würde ich verzichten, die Shots dafür gern doppelt.“ Alex nickte, kratzte sich verlegen am Kopf und ging vor an die Bar. Sie würden ihn den restlichen Abend nicht mehr wieder sehen.
„Für uns wird es aber langsam Zeit zu gehen.“ meinte Philipp.
„Was?!“ rief Sebastian. Etwas zu laut.
„Ja, Nina und ich fahren doch morgen in den Urlaub und da wir gleich früh starten, wollten wir nicht ganz so lang machen. Tut mir wirklich Leid, Yuki. Dein Besuch hier war leider etwas spontan.“
„Ach, macht doch nichts. Alex hat mir auch erst vor einer halben Stunde geschrieben, dass ihr hier seid. Ich bin aber froh, dass er sich wenigstens gemeldet hat, wenn mal was los ist.“
Yukis dezenter Seitenhieb saß. Sebastian starrte wieder stumm auf sein Glas. In ihm tobte Chaos. Alex war irgendwo in der Bar verschollen. Wenn Nina und Philipp abhauen, wäre er mit Yuki allein.
„Dann packen wirs mal. War echt schön mit euch. Und Yuki – ich hoffe, wir sehen uns jetzt öfter und das nächste Mal auch länger. Vielleicht wenn wir mal wieder bei Sebastian sind.“ Sagte Nina und zog ihre Jacke an.
„Das wäre echt super! Ich freu mich drauf, ich kenne die Wohnung ja noch gar nicht.“
Treffer. Sebastian sah sie entgeistert an. Doch er hatte Glück. Weder Nina noch Philipp hatten irgendetwas mitbekommen. Die beiden machten sich fertig und legten Geld auf den Tisch.
„Das sollte reichen. Hoffe ich.“ Meinte Nina. „Ansonsten muss Alex den Rest ausgleichen.“
„Ihr schröpft den guten aber ganz schön heute!“ sagte Yuki lachend.
„Ja, aber er hat es auch verdient.“
„Wieso?“
„Er hat es immer verdient. Grundsätzlich schon.“
Yuki lachte und stimmte Nina zu. „Ich sehe schon, wir verstehen uns.
„Also ihr beiden. Wir verpissen uns, machts gut und euch noch einen schönen Abend. Bleibt anständig!“ Nina umarmte erst Yuki. Als sie auch Sebastian verabschiedete flüsterte sie ihm ins Ohr: „Wenn du das verkackst, häute ich dich lebendig.“
Wenige Sekunden später waren die beiden durch den Haupteingang verschwunden und Yuki und Sebastian saßen allein am Tisch. Direkt nebeneinander.
„Wow, haben sich große Mühe gegeben für diesen Vorwand.“ sagte Yuki und sah belustigt nach vorn.
„Mhm.“ Entgegnete Sebastian.
„Du bist heute so Wortgewand. Freust dich wirklich mich zu sehen?“ Yuki war direkt und ehrlich. Das mochte Sebastian direkt von Anfang an an ihr. Und er wusste, dass sie jede Lüge sofort entlarven würde. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.
„Ich weiß es nicht.“
„Aha.“
„Ich…wir…“ stotterte Sebastian.
„…haben uns auf Anhieb gut verstanden, fanden uns intellektuell wie körperlich attraktiv und haben miteinander geschlafen. Dann lagen wir die ganze Nacht auf deinem Bett und haben miteinander geredet. Über mich, über dich, über das was…“
„Stop.“
„Was?“
„Wieso muss mir heute jeder erklären, was ich gemacht habe? Ich war dabei, ich weiß was ich tue.“
„Ich möchte dich nur daran erinnern, dass wir uns gut verstanden haben und uns nicht nur über belanglosen Scheiß unterhalten haben. Wenn du dich dann aber vierzehn Tage nicht mehr meldest, wird es dir wohl doch nur um den guten Fick gegangen sein. Und er war gut. Also…ich“
„Niemals.“
„Sebastian, bist du sprachbehindert oder warum kommt aus deinem Mund gerade jedes Wort einzeln herausgepurzelt?“
„Das ist kein Gespräch, dass ich hier führen will.“
„Dann gehen wir eben wo anders hin.“
„Ich…
„Sebastian, magst du mich? Und wenn du mir mit „keine Ahnung“ kommst, stehe ich sofort auf, gehe und werde mich nie wieder bei dir melden.“
Sebastian sah sie eine halbe Ewigkeit an.
„Ja. Sehr.“
„Dann lass uns irgendwo in Ruhe reden. Denn ich mag dich auch. Aber wir sind beide alt genug um uns nicht gegenseitig mit Ignoranz zu verletzen.“
Sebastian schwieg.
„Wir gehen zu mir. Wenn du Blödsinn machst, haut dich meine Mitbewohnerin raus. Einverstanden?“
„Okay.“
Yuki seufzte. „Aber vorher gehen wir an einem Späti vorbei und holen uns genug Alkohol um alle Probleme der Welt darin zu ertränken. Geh du bezahlen, ich warte draußen auf dich.“
Mit diesen Worten stand sie auf, zog ihren Mantel an und ging nach draußen.
Sebastian blieb noch einen Moment sitzen, überwältigt von der plötzlichen Intensität dieses Gespräches. Er hatte sie verletzt und er wusste bis jetzt nicht warum. Er hatte Yuki Dinge anvertraut, die nicht einmal Alex wusste. Vielleicht hatte er deswegen Angst. Sich öffnen viel ihm schon immer schwer und diese Kaskade an emotionalem Balast hätte sie eigentlich hinwegspülen müssen.
„Im Kopf klingst du immer wie ein 14 Jähriger.“ sagte er leise zu sich selbst, stand auf, zog ebenfalls seinen Mantel an und bezahlte vorn an der Bar. Er sah sich noch einmal nach Alex um, doch er konnte ihn nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich wird er in seiner eigenen Kotze aufwachen. Sebastian schlängelte sich zum Ausgang, schlug seinen Kragen hoch und ging nach draußen.

Die kalte Nachtluft begrüßte ihn und riss stürmisch an seinem Mantel. Er genoss die beißende Kälte im Gesicht. Eine willkommene Abwechslung zur stickigen, verbrauchten Barluft. Yuki saß auf einem der Fahrradständern und hatte ein Bier in der Hand.
„Hab ich mir geschnorrt.“ Sagte sie und stand auf. „Komm, ich wohne gar nicht so weit weg von ihr. Wir können laufen.“
„Okay.“ Antwortete Sebastian
„Ich hoffe, dass sich unsere Konversation noch etwas entwickelt.“ Zusammen gingen die beiden auf die Straße hinaus und zurück in die Neustadt.[/details]

Edit: Der Kitsch wird auch weniger. Versprochen. :smiley:

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Alter Schwede, das war viel Text. :smiley:
Kitsch ist gut. :blush: Und ich vermute, im Flixbus warst du nicht betrunken, fands aber witzig, dass es in dem Abschnitt so viel um Alkohol geht, weil wir ja ständig darüber reden, dass es sich mit etwas Alkohol viel besser schreibt. :smile:

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Im Flixbus gabs leider keine Alkohol. :smiley: Aber der Typ der sich neben mich gesetzt hat, roch wie eine Gindestillerie. Vielleicht hat mich das motiviert.

Aber war auch erstmal komisch weiterzuschreiben, während dir jemand die ganze Zeit auf den Bildschirm glotzen kann.

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Wann machen wir eine? :smiley:

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Treffen Null Vierhundert, Alter Elbtunnel.

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