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Ich trinke nun Lumumba aus meinem Literaturbecher und schreibe weiter. Wenn das nicht die besten Voraussetzungen für viele Wörter sind, weiß ich auch nicht.

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[details=Fortsetzung Kapitel 2]„Danke, Herr“, schätzte ich seine Hilfsbereitschaft, doch ich war nach wie vor ratlos wie ich nun vorgehen sollte.
„Hast du noch andere Geschwister?“, fragte Wolfgang vorsichtig nach.
„Nein, Herr. Nur meine Schwester Lydia lebt noch“, antwortete ich und kaute auf meiner Lippe herum. Ich hatte noch zwei ältere Brüder gehabt, doch sie kamen zusammen mit meinen Großeltern vor vier Wintern durch eine Seuche ums Leben. Es war alles andere als einfach gewesen den Verlust zu überwinden. Bedauerlicherweise vor allem landwirtschaftlich. Man hatte keine Zeit den Toten nachzutrauern, während der drohende Schnee die Späternte in Gefahr brachte und man keine helfenden Hände hatte um alles rechtzeitig in Sicherheit zu bringen und einzulagern. Damals stand mein Vater eigentlich unausweichlich vor der Entscheidung sich in die Obhut einer Obrigkeit zu begeben und unter dessen Unterstützung den Hof zu retten. Das hätte zur Folge gehabt, dass wir keine freien Bauern mehr gewesen wären, die relativ unabhängig vom Adel leben konnte, sondern Teile ihrer Erträge direkt an ihn in Zukunft abtreten müssten, wogegen sich mein Vater lange Zeit gesträubt hatte, trotz der misslichen Lage. Doch Gott sei Dank kamen die umliegenden Bauernfamilien zur Hilfe und wir überstanden die kalte Jahreszeit. Seither war es nicht leichter für uns geworden, wir verpachteten Teile unseres Ackerlandes günstig an die Bauern, die uns geholfen hatten und konzentrierten uns fortan auf den Erhalt unseres Hofes. Doch es war besser wenigstens eine kleine Ernte von den anderen Bauern zu erhalten, als die Felder gar nicht bestellen zu können unter den fehlenden arbeitenden Händen in unserer Familie. Das Land war schon lange in unserem Besitz von Generation zu Generation vererbt und besaß durchaus ein beachtliches Ausmaß in seiner Fläche.
„Mein Meister, Endres von Arkranz, kennt den Lehnsherren, der in Alphofen regiert, er wird uns sicherlich in dieser Sache weiterhelfen können, da er auch die Gerichtbarkeit innehat“, führte Wolfgang weiter aus.
„Er entscheidet also über das Urteil meiner Schwester. Kennt ihr den Lehnsherren, Herr?“, stellte ich fest und sah zum ersten Mal wieder zu Wolfgang hinüber, der meinen Blick erwiderte. Sein Gesichtsausdruck war mitleidig, aber auch kritisch und ernst.
„Du kennst Baron Ullrych von Falkenstein zu Haintal nicht?“, wunderte sich der Knappe. Der Name sagte mir gar nichts. Bloß die Landschaft und Gegend in der ich lebte hieß Haintal, was logisch war, wenn er der Regent war der den entsprechenden Titel trug.
„Wir sind freie Bauern und haben mit Hochwohlgeboren wenig zu tun gehabt, Herr“, erklärte ich mich, „wir versorgen uns selbst und verkaufen unsere überschüssigen Erträge gegen andere Naturalien.“
„Er ist nicht viel erlauchter als Ritter Endres von Arkranz, jedoch ist er Vasall des Landgrafen und hat sich hier niedergelassen“, lies Wolfgang mich wissen. Ich war mir nicht sicher ob er das wertschätzend meinte oder einfach die Herrschaftsverhältnisse näher aufzeigen wollte.
„Ein großer Krieger also“, vermutete ich und begutachtete das Kurzschwert von Wolfgang näher. Das Heft war von Leder umwickelt, die Parierstange schlicht und spitz zulaufend. Die Klinge steckte in ihrer hölzernen Scheide, die ebenfalls mit Leder verkleidet war.
„Ja, mein Meister kämpfte mit ihm zusammen für Landgraf Bertholdt II. von Kreuzfurt erfolgreich gegen die Bornburger“, erzählte er stolz. Mir war schleierhaft wie man sich die ganzen Titel und Namen merken konnte, doch Politik war für mich eh einerlei.
„Seit wann übst du dich im Schwertkampf, Herr?“, brachte ich das Gespräch auf ein anderes Thema, auch wenn es mir nicht wirklich behagte. Wolfgang war kurz über die Frage verwundert, als seine Augenbrauen zuckten, ging jedoch darauf ein.
„Mit sieben Jahren begann meine Ausbildung am Hofe von Arkranz. Mit 14 bekam ich dann mein eigenes geweihtes Schwert“, schilderte Wolfgang und zog am Heft, dass es zischte und die Klinge ein gutes Stück hervorstach. Sie glänzte und die Schneide war ohne Macken. Auf der Klinge selbst, bevor die Hohlkehle eine seichte Furche in der Mitte bildete, waren Buchstaben eingraviert, die ich nicht lesen konnte und zwei Worte formten. Die Waffe machte einen sehr gut gepflegten Eindruck, „seitdem übe ich mich auch intensiv im Schwertkampf. Das dürfte nun das sechste Jahr sein, in dem ich von Meister Arkranz unterrichtet werde.“
„Ist er ein gütiger Meister, Herr?“, wollte ich in Erfahrung bringen. Der Knappe steckte das Schwert zurück in sein Gefäß und überlegte tatsächlich vor seiner Antwort einen kurzen Moment.
„Ja. Er war stets gerecht zu mir, Wilhelm“, ich glaubte ihm, doch ich würde mir wohl selbst einen Eindruck davon machen müssen. Wolfgang war der erste Adlige, den ich traf und mit mir so unverfänglich sprach, doch von meinem Vater wusste ich, dass dies wohl die Ausnahme war.
„Was steht auf eurem Schwert geschrieben, Herr?“, war ich neugierig und sah nach vorne den Weg entlang. Der Wald endete auf den nächsten Schritten und offenbarte weite Felder, auf denen die kommende Ernte bislang klein heranwachsend empor wuchs. In der Ferne waren bereits die Wälle von Alphofen zu erkennen. Ein Kirchturm ragte mitten aus der Siedlung, doch auch die Wachtürme an den vier Eingängen der Kleinstadt waren robust aus Stein gebaut und besaßen die doppelte Höhe unseres Hofes. Das einzige, was dies übertraf, waren die unzähligen Rauchschwaden, die sich gen Himmel verflüchtigten.
„Deo volente“, erläuterte Wolfgang unterdessen, „so Gott will.“
Wollte Gott, dass meine Eltern sterben? Warum hat er das getan? Haben wir gesündigt? Durfte ich die Hilfe des Knappen beanspruchen oder sollte ich mich meinem Schicksal fügen? Zig Gedanken schossen mir durch den Kopf bei dem Sprichwort.
„Und Gott will, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird“, meinte Wolfgang, als könnte er meine Gedanken lesen.
„Will er, Herr?“, blieb ich skeptisch und verfluchte mich in Gedanken selbst dafür das laut gesagt zu haben. Wenn Gott mich auf die Probe stellte, sollte ich nicht anfangen über ihn zu lästern.
„Will er, Wilhelm. Ich verstehe deine Angst, doch es wird alles gut“, versuchte Wolfgang mich zu bekehren, doch die Bedenken schwirrten bis vor den Toren von Alphofen weiter durch mein Hirn.
„Wilhelm, du siehst leider selbst in meiner Begleitung nicht wirklich vertrauenswürdig aus. Du bist daher auf Pilgerreise nach - sagen wir mal Badenmühle – und wurdest auf dem Weg überfallen bis ich dich fand“, unterwies mich Wolfgang.
„Aber ich bin nicht auf Pilgerreise nach Badenmühle…“, verstand ich seine Aussage nicht.
„Nein, wenn dich jemand fragt, die Stadtwachen dort hinten zum Beispiel. Du kannst nicht jedem sagen, was bei dir am Bauernhof passiert ist, verstehst du? Nicht ehe wir die Mörder gefasst haben“, machte mir Wolfgang seine Überlegung begreiflich.
„Ich will aber nicht lügen, das ist nicht fromm und meine Eltern waren sehr fromm“, widersprach ich dem Knappen und blieb stehen, der sich verwundert zu mir umdrehte und dann kurz zum Stadteingang hinüber sah, ehe er mir ernst ins Gesicht blickte. Eine Wache stand an je einem der beiden Torpfeiler und regte sich keinen Deut.
„Das bestreite ich ja gar nicht, deinen Eltern wird es im Himmel sicherlich nicht schaden wie du dich jetzt verhältst, aber für dein Wohl und ihren Seelenfrieden solltest du dich an mich halten, sonst geschieht noch ein Unglück“, versuchte Wolfgang mir klar zu machen und gestikulierte mit den Händen, was ich nicht verstand, „es ist doch keine Lüge, dass du überfallen wurdest und Badenmühle kommt wenn überhaupt erst nach der Rettung deiner Schwester in Frage und kann noch warten.“
„Sie wurden aber noch gar nicht beerdigt“, schluckte ich und sah auf den Boden unter mir. Die Spurrillen der Wägen waren schlammig und zerfurcht, nur der mittlere Pfad, von Fußabdrücken übersät, war einigermaßen noch fest. Wolfgang schwieg einen Moment lang.
„Deine Schwester sollte dabei sein, wenn wir deine Mutter und deinen Vater dem Herrn übergeben. Ich kann einen Pfarrer holen für die Bestattung“, beruhigte er mich, „eins nach dem anderen.“
„Du hast Recht, Herr“, stimmte ich ihm zu. Ich sollte Lydia so schnell wie möglich aus dem Kerker befreien und die Bestattung vollführen.
„Okay… Können wir weiter?“, fragte mich Wolfgang zögerlich. Einen Pilger auf der Reise nach Badenmühle vergegenwärtigte ich mir erneut seinen Vorschlag.
„Was machen wir als erstes, Herr?“, erkundigte ich mich und tat langsam ein paar Schritte vorwärts, bis Wolfgang ebenfalls mitging und wir zusammen zum großen Stadttor reisten.
„Wenn wir in Alphofen sind, treffen wir meinen erlauchten Meister. Ich soll ihn in seinem Gasthaus treffen. Eigentlich müsste ich davor noch nach seiner Stute Philippa sehen, aber das würde ich dir nun auftragen, du kannst dich dabei im Stall noch waschen, ehe ich mit ihm zu dir stoßen werde und wir weitersehen“, legte mir Wolfgang seinen Plan offen. Klang nach einer vernünftigen Idee. Ich bezweifelte stark, dass der Ritter trotz oder gerade wegen seiner Tugenden gerne mit Menschen redete, die wie Gesocks herumliefen.
„Ist gut, Herr“, flüsterte ich.
Verlegen und beschämt kam ich beim Eingang an. Beide Wachen musterten mich missbilligend und sahen dann interessiert fast synchron zum Knappen hinüber, der nun stehen blieb. Schüchtern ging ich einen Schritt rückwärts um nicht vor Wolfgang stehen zu bleiben.
„Seid gegrüßt meine Herren, ich bin Wolfgang von Giebelberg, Knappe unter Meister Endres von Arkranz und bringe Botschaft zu ihm hier in Alphofen“, grüßte er die Beiden und lehnte seine Hände an die Hüfte, dass sein Mantel seine gesamte Gestalt freigab und sich hinten wellte.
„Wir begrüßen sie in Alphofen werter Herr, doch sagt, was ist mit ihrer Begleitung passiert?“, nickte der Linke und deutete dann mit seinem Kinn auf mich. Verunsichert sah ich auf zu Wolfgang.
„Das ist Wilhelm. Er pilgert nach Badenmühle, wurde auf dem Weg jedoch von Gesindel überfallen“, fiel mir der Knappe ins Wort als ich gerade den Mund geöffnet hatte.
„Alleine?“, warf nun der Rechte ein der sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte.
„Allein“, antwortete ich selbst knapp. Die Wache sah mich nach wie vor skeptisch an.
„Verdammtes Pack“, spukte der Linke aus und nickte über seine Schulter zum Eingang.
„Wohl wahr. Sollte euch etwas auffallen, gebt mir Bescheid“, entgegnete Wolfgang und ging nun weiter durch die Toröffnung.
„Natürlich mein Herr“, nickte der Linke abermals, allerdings diesmal deutlich langsamer und tiefer, dass es einer leichten Verbeugung gleichkam. Ich ging Wolfgang langsam hinterher. Der Geruch, der aus der Ortschaft entgegenwehte war nicht sonderlich angenehm. Ein Stall roch besser dachte ich und sah noch aus dem Augenwinkel wie die rechte Wache mit den Augen rollte und den Kopf leicht schüttelte, doch das sah Wolfgang nicht mehr, der mitten über die breite Hauptstraße spazierte. Ich war das erste Mal außerhalb meines Hofes und in einer Stadt.[/details]

Das sind jetzt weitere 1713 Wörter und bin damit bei 8,4k. Bezweifle, dass ich dieses Wochenende noch die 10k packe, zumal ich später noch PnP spiele.

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Gerade die 20tausend geknackt, geil. Danke, Lumumba, mein Freund. :grin:

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@Sebbe @Tweeny Wie läufts denn bei euch? Seid ihr auch aus dem Tief wieder raus? Und @Leelo natürlich.

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Voller Flixbus. Keine Schreibaction für die nächsten drei Stunden. :cry:

Stell den Laptop doch auf den Knien deines Sitznachbarn ab.

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Das Schreibtief ist bei mir netterweise in ein fiesiges persönliches Tief übergegangen, daher hab ich die letzten paar Tage so gut wie nichts geschafft bekommen. Ausgerechnet übers Wochenende so ein Mist. :confused: Naja, hoffe mal, dass es jetzt wieder aufwärts geht und ich die Woche noch ein bisschen was geschrieben bekomme.
Aber cool, dass du die 20k gepackt hast!

Oh man, das klingt ja echt ungut. :worried: Drücke dir die Daumen, dass es bald wieder bergauf geht!
Falls du mir deine Adresse zukommen lässt, schick ich dir ne Motivationspostkarte. :blush:

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Verdammt es hat einer bemerkt :smile:

Naja es ist wie es ist, zwei Geschichten sind bei Rum gekommen. Eine fertig und eine grob skizziert, damit bin ich zufrieden.
Bei der zweiten hab ich gemerkt das es mir immer schwerer fiel und besonders das schreiben an sich hat mich angenervt. Und da es für mich immer noch Hobby ist und Spaß bringen soll, hab ich es erst mal bei Seite gepackt.

Aber toll das hier viele weiter machen und es bis zu Ende schaffen.

Ich sag ja - Alkohol hilft. Beim Schreiben und beim Sex.

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Autokorrektur möchte mir halt was sagen :cocktail:

Ach, halb so wild.
Und ich glaube, ich komme demnächst gerne auf dein Angebot zurück. :relieved:

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Glaube ihr seid eh alle weiter als ich, macht euch nix draus. :smile: aber wehe ihr macht nicht weiter. :stuck_out_tongue:

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Geht, danke der Nachfrage. Ich bin jetzt bei 32.000 Wörtern und werde bis Donnerstag Freizeit und Schlaf opfern, um weiterzukommen. Ob das reicht, wird sich zeigen.

@Sebbe Das ist schade. Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass sämtliche Krisen schnell und so unkompliziert wie möglich vorbeigehen :balloon:

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Die unmittelbare Gegenüberstellung von absoluter Freude und schrecklicher Verzweiflung in diesem Thread ist echt faszinierend. :sweat_smile: Läuft’s momentan also nicht so?

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Da hast du recht. :smile:
Ich hänge gerade mitten in einem Dialog, weiß gar nicht, warum ich überhaupt mit dem angefangen habe.
Morgen fällt mir vielleicht ein Grund ein. :expressionless:

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Wenn nicht, dann hilft nur noch der universelle Ideengeber, Lumumba! :met:

Bei mir ging’s heute eigentlich mit dem Schreiben. Vielleicht stell ich morgen noch mal einen Teil hier rein oder so.

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Wollte gestern schon die 10k knacken aber war -wie jetzt auch - einfach zu müde. Und ich glaube ich sollte doch endlich Mal das Buch hier lesen was ich schon ewig habe, ich bin nur so ein krasser Lesemuffel. Steht bestimmt einiges drin was nützlich ist.

Die acht! Jetzt kriegt verflixxte klixx eine ganz neue Bedeutung für mich.

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