#spitzestifte ? Eher #stumpfetechnik
An dieser Stelle möchte ich auch aufzählen, was dazu geführt hat, dass ich von dieser Show, die ich mir im Kino angesehen habe, sehr enttäuscht bin. Das haben vermutlich andere schon gemacht, aber ich bin so frustriert, dass ich mir das von der Seele schreiben muss.
Kommunikation
Ich hatte keine Ahnung, dass der heutige Abend unter dem Thema des Experimentes stand. Dass ganz RBTV, von den Spielern, über die Social Media Abteilung, bis hin zu Hauke, dem Spielleiter und Hauptverantwortlichen für die Gestaltung des Events, es verpasst haben das zu kommunizieren ist ein häufig genannter, aber eben auch höchst gravierender Fehler.
Alle Tweets, die irgendwas damit zu tun hatten,
- enthielten den Hashtag #spitzestifte, worunter man sich als gewohnter Zuschauer
fünf Leute am Tisch, mit Würfeln, und Charakterbögen vorstellt
- oder wiesen darauf hin, dass das Set so toll sei, wir unbedingt einschalten
müssten, oder das man auch im Kino schauen kann.
KEIN Wort von neuem Spezialkonzept, oder Technischer Erweiterung, oder oder oder.
Ich möchte nicht Haukes privaten Stream schauen müssen, um vage Andeutungen zu hören. Bei Änderung diesen Ausmaßes möchte ich in Tweets, auf Instagram, in den extra dafür produzierten Trailern, oder einem Moin Moin mit Hauke (warum gab es das diesmal nicht?) darauf hingewiesen werden
Zusammengefasst ein Riesenfehler in der Kommunikation, der nicht hätte passieren dürfen.
Die Technik
In einer Erfrischung eines Formates, das auf technischen Neuerungen beruht, muss die neue Technik besser – am liebsten durchgehend und von Beginn an – funktionieren.
Da hätte ich mir gewünscht, dass das ganze vielleicht vorher mal getestet wird. Ich glaube, RBTV hat mittlerweile die Möglichkeiten, die Sachen vorher einmal durch zu simulieren. Ich kenne mich mit Chatvotings und der Technik dahinter nicht aus, vermute aber, dass man das ganze mit heruntergeschraubten Anforderungen (5 Befehlseingaben reichen um das gewünschte Ziel zu erreichen und nicht erst 500) testen könnte. Wenn nicht, finde ich es umso gewagter, nichts dergleichen zu kommunizieren und/oder zu erklären. Sowas hätte man zur Not noch in einer Pre-Show erklären können.
Dabei hätte ich für die Zuschauer auch das mit den In-Ears erwähnt.
Das Spieler-Briefing
Ich weiß nicht, was die Spieler wussten, aber Hauke erwähnte im Was wäre wenn, dass man die Spieler nicht Spoilern wollte und das Briefing deswegen etwas zu klein gehalten habe.
Die technische Seite, vor allem im Greenscreen, hätte ich ihnen trotzdem erklärt, um Verwirrung zu vermeiden. Und wenn man sie zu S.P.A.C.E. nicht spoilern will, dann kann man ersatzweise bei google mit „Forest PNG“, „Dragon PNG“ und „shooting bow GIF“ entsprechende Ersatzgrafiken suchen. Dann wird niemand gespoilert, aber die Spieler haben das Spielkonzept zumindest verstanden. Für uns Zuschauer hätte ich mir bei dieser Art des rundenbasierten (?) Kampfes Grafiken, wie bei, beispielsweise einem Japano RPG mit rundenbasierten Kämpfen, gewünscht. Für mich war nie ersichtlich wer noch wie viele Lebenspunkte hat, warum manche Treffer daneben gingen, und ob Eddy auf eigene Faust beschlossen hat, gegen die Steinschlange einfach umzukippen. Im Kino hat man ja auch Flugmodus an und schaut nicht auf Twitter.
Ich hatte das Gefühl, dass die Spieler heillos mit dem neuen Aufbau überfordert waren.
Trant hat deswegen kaum spielen können, was ich schade fand, weil der Charakter an sich interessant war, aber nicht stattgefunden hat.
Florentin hat sich einen fantastischen Charakter gespielt, hat sich aber, so kam es mir vor, mehr darauf konzentriert, die anderen zu beruhigen und Ordnung zu schaffen
Und Eddy und Nils haben scheinbar versucht mit ihrer P&P Show-Erfahrung die Initiative zu ergreifen und alle Probleme zu überspielen. Dabei sind sie ungebremst in die jeweils nächste Hürde gerannt.
Die Kontrolle der Spieler
Meiner Meinung nach hat ein Hauke, der mit am Tisch sitzt und einfach mal allen sagt, sie sollen die Schnauze halten und/oder nicht durcheinanderreden, total gefehlt. Es gibt so viele Möglichkeiten eine KI als Körper in ein Set zu setzen. Sei es der holografische Doktor aus Star Trek Voyager, oder einfach ein Hauke, der von Plexiglas umringt im Set sitzt und ein Mikro trägt, sodass man ihn trotzdem gut versteht. So bliebe die Illusion des Bildschirmes erhalten.
Das gab es nicht, dadurch gab es dauerhaftes Durcheinander (wovon man, wenn Eddy und Nils in einem Raum sind, von ausgehen kann) und keiner konnte es so recht verhindern.
Die Charakterbögen
Man hätte in der Anfangssequenz Andreas wunderbar vorlesen lassen können, dass der Charakter das und das kann, der nächste darin gut ist, etc. Dazu wäre der Charakterbogen eingeblendet worden, alle hätten verstanden, wer da auf sie zukommt. Alternativ hätte man das auch in einer Pre-Show machen können. Oder man hätte sie einblenden können. Auf mich wirkte das eher wie ein schlecht organisiertes Leien-Impro-Theater, als wie ein Pen&Paper mit LARP-Ansätzen.
Das Setting
Ich für meinen Teil fand das Setting unfassbar austauschbar. Das lag vielleicht auch an der ungewohnt deutlich linearen Geschichte, aber man hätte die vier genauso auch in einen Planenwagen im wilden Westen setzen können und sie hätten ein ähnliches Abenteuer erleben können. Die beiden einzigen Situationen, in denen das Setting bedeutender wurde, war die einfachere Einbindung in den Chat (Weil Bildschirme) und die Sauerstoffversorgung für die Außenreparatur. Den Rest hätte man ohne große Mühe in jedes andere Setting legen können. Fand ich etwas schade.
Die NPCs (nicht deren Darsteller)
Sofia, Colin und Simon haben das großartig gespielt. Aber sie hatten nicht genug Zeit, Raum und Geduld der Spieler um ihre Charaktere auszuspielen. Es hat ein Hauke gefehlt, der in Worten erklärt, was diesen Charakter so besonders macht, die Aufmerksamkeit auf Besonderheiten lenkt und die Welt somit etwas schmackhafter macht. Dadurch dass die NPCs von den Spielern „überspielt“ wurden, waren auch sie leider recht austauschbar.
Das Kino
Ich habe mir das Event im RuhrPark UCI angesehen und dafür etwa dreizehn Euro plus Snacks und Getränke (weil man sich nichts mitbringen darf) bezahlt. Ich habe mir die Karte in der Erwartung an ein normales Pen&Paper gekauft, weil ich dachte, das könnte ein schönes Erlebnis werden.
Es wurde kein Pen&Paper, da könnte man mit falscher Bewerbung argumentieren.
Mindestens genau so unzufrieden bin ich aber mit dem Kino. Das Licht wurde immer wieder ein- und ausgeschaltet, der Stream hing dauernd für mehrere Sekunden und es war alles in allem kein schöner Aufenthalt.
Dafür insgesamt über zwanzig Euro gezahlt zu haben, wo ich das ganze zuhause mit günstigeren Sachen aus dem Supermarkt angenehmer hätte haben können, lässt mich daran zweifeln, nochmal eine RBTV Übertragung im Kino schauen zu wollen.
Das sind meine Kritikpunkte, mit Verbesserungsvorschlägen.
Jetzt noch, was mir gefallen hat:
Die Spieler
Neue Leute ins Boot zu holen ist prima. Die vier Bohnen zeitgleich zu kriegen wird dauerhaft nicht einfacher. Trant und Florentin halte ich für super Ergänzungen und würde mir beide unbedingt nochmal in einem klassischem #spitzestifte wünschen.
Die Idee mit den Extrazielen
Intrinsische Motivationen für die Charaktere zu integrieren sorgt, soviel kann ich als jahrelang P&P-Spieler sagen, für mehr Spaß am Spieltisch und Spannung zwischen den Charakteren. Ich rate aber davon ab, dass jeder ein „großes“ Ziel bekommen MUSS. Da würde das Misstrauen zueinander, aufgrund des Metawissens, dass jeder irgendwas großes Vorhat, und der Befürchtung, dass es gegen einen selbst gehen kann, zu groß werden.
Der Mut mit der Auffrischung
Ich bin ein großer Freund von Innovation und hätte das heutige Event vielleicht wirklich genießen können, weil es was neues ist. Aufgrund der Technischen Änderung kam es zu Lachern (meist eher aus cringe, ob der Greenscreen szenen, aber immerhin) und einem neuen Blickwinkel auf die Materie. Vom Prinzip her toll, in der Umsetzung total vor die Wand gefahren.
Ich freue mich auf ein neues Abenteuer, dann hoffentlich ordentlich kommuniziert, technisch ausgereifter und mit informierteren Spielern.