#Spitzestifte: Dysnomia Mining Corp (Sci-fi) - 26.05.17

Hallo Leute, ich habe zwar den Eindruck, dass man nicht so richtig davon ausgeht, dass sich Theologen in diesen Gefilden herumtreiben, ich bin aber trotzdem hier. Deswegen habe ich aus meiner Sicht eine kleine Kritik an diesem P&P. Eins vorweg: Ich bin evangelischer Theologe, von daher geht es mir auch nicht darum, den Katholizismus zu verteidigen oder etwas Ähnliches, aber in diesem P&P finden sich dann doch einige Ungenauigkeiten.

Zum Ersten: Warum sollte es die katholische Kirche jucken, wenn man die Gesetzestafeln findet? Das klingt jetzt erstmal banal, aber im katholischen Glauben ist das, was in der Bibel steht, erstmal zweitrangig. Wichtiger ist da ein Papsturteil; Tradition steht zudem gleichwertig neben der Bibel. Das kann man auch ganz leicht nachvollziehen: In der Bibel ist nicht von einem Papst (bzw. von dem, was zum päpstlichen Machtapparat dazugehört) die Rede. In der Bibel ist z. B. auch nicht die Rede von einem (heute so praktizierten) monogamen Ehemodell, ist aber in der katholischen Kirche heilig. Es gibt genug weitere Beispiele dafür. Wenn man nun die Gesetzestafeln mit den 10 Geboten finden sollte, warum sollte es dann den katholischen Glauben erschüttern, wenn der Papst sagt, dass ihn das nicht interessiert und es seit 2000 Jahren anders praktiziert wurde? Denn wenn sich in der Geschichte eins gezeigt hat, dann gibt es nichts, was sich in einer derart gleichbleibenden Konstanz präsentiert, wie die katholische Kirche.

Zum Zweiten: “Bruder” ist eine Anrede für einen Mönch, nicht für einen Priester. Dazu kommt der Ordensname, die es in Klöstern gibt, nicht für gewöhnliche Priester.

Zum Dritten: Welche Rolle spielt das Judentum? Es geht hier ja auch durchaus um Inhalte, die auch das Judentum zentral betreffen - aus benannten Gründen sogar noch eher als den Katholizismus.

Zum Vierten: Ein “Konzil” tagt öffentlich. Dass es also eine Geheimmission beschließt und durchführt, würde daraus eben keine Geheimmission mehr machen.

Aber ein kleines Detail hat mich sehr gefreut: Die Schrift, in der die alttestamentlichen Texte verfasst wurden und die man heute noch verwendet, ist zwar der Sprache nach Hebräisch, doch diese Schrift ist ihrem Ursprung nach Aramäisch. Die “ur-hebräische” Schrift würde heute vermutlich tatsächlich (wie im P&P geschehen) kaum noch jemand erkennen, geschweige denn entziffern können.

Ok, einen Beitrag über Religion in einem Internetforum abgesetzt. Was kann schon schiefgehen?

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ich verkneife mir jetzt viel :smiley: , aber zu punkt 1 kann ich denke ich was sagen. eine religion lebt ja davon das sie eine art gemeinschaft für gottesgläubige ist, ja sogar so eine art stellvertreterschaft oder zumindest dessen wille interpretiert. das mag zwar nicht mit der genauen definition übereinstimmen aber während das eine theorie ist wird das denke ich in der praxis bei nem grossteil so aussehen. wenn nun beweise ans licht kommen das eine kirche dauerhaft bullshit sich aus den fingern gesogen hat wird das mit sicherheit zu ihrem nachteil sein, denn who the fuck cares was der papst zu sagen hat wenn seine meinung nicht mehr gewicht hat wie die meines nachbars

Zu den Tafeln mit den Geboten: Warum ist das für die Kirche überhaupt ein Problem wenn man die jetzt finden würde? Wäre das nicht sogar gut für die Kirche? Beweist das nicht eigentlich dass zumindest dieser Teil der Bibel tatsächlich wahr ist? Dabei ist es doch vollkommen egal wo man sie findet.

Es kommt halt drauf an seid wann die Tafeln dort sind. Vielleicht war da kein Gott sondern ein Alien, das mit der Menschheit seine Späße getrieben hat. Würde die Kirche bestimmt nicht so toll finden, wenn ihre Religion komplett über den Haufen geworfen würde.

Ich bin mir sicher die Kirche schafft es die Teile die ihnen helfen herauszustellen und alles andere zu ignorieren. :grin:

Hmm… Das Problem ist, dass bis heute eigentlich niemand so richtig weiß, wie man den Begriff Religion definieren kann. Für jeden Ansatz gibt es mindestens ein massives Gegenbeispiel - in deinem Falle zum Beispiel der Buddhismus, der vollkommen ohne Götter auskommt, sondern das menschliche Leben an verehrenswürdigen Personen orientiert. Für den Katholizismus stimmt dein Ansatz auch nicht ganz - da kann ein Einzelner Gläubiger (oder auch eine größere Gruppe) den Willen Gottes interpretieren wie er will; so lange das keine päpstliche Zustimmung hat, kann es nicht “kathollisch” (im Sinne der Wortbedeutung: allgemein, allumfassend) sein.

Im Übrigen hat die katholische Kirche im Laufe der Jahrhunderte weitaus mehr Bullshit verzapft und tut das bis heute. Trotzdem hat das am Status des Papstes nicht mal ansatzweise gerüttelt; trotz Kreuzzügen, Kirchenteilungen, kontra-biblischer Ausrichtung in vielen Dingen, brutaler Mission v. a. in Lateinamerika und Ketzerprozessen im Verlauf der Jahrhunderte, trotz Ablehnung homosexueller Partnerschaften, Segnung von Waffen und weiteres Ignorieren der Bibel in der Gegenwart. Wenn nun, sagen wir, eine Quelle auftauchen sollte, die eine andere Übersetzung der Bibel nahelegt (auf die sich der katholische Glaube wie gesagt nur bedingt gründet), wäre das vielleicht ein Affront, aber weiß Gott nicht mehr als das.

Eben nicht. Die Kirche hat es auch nicht geschafft die Erde wieder zur Scheibe zu machen :wink:

Naja, gut, es handelt sich um Gesetzestexte. Da fragt man eher nicht so nach dem “Wahrheitsgehalt”, sondern, ob sie relevant sind oder nicht. Klar ist die Entstehung der Tafeln biblisch ein wenig legendarisch aufgehübscht (Empfang durch Mose am Berg Sinai), dass es sie aber gegeben hat und dass sie, als 586/7 v. Chr. der Jerusalemer Tempel von den Babyloniern zerstört wurde (zumindest das gilt als unstrittig), als Teil des Tempelheiligtums mit zum Opfer fielen, ist zumindest eine schlüssige Erklärung, warum es sie heute nicht mehr gibt.

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Und selbst das hat die Kirche nicht ansatzweise geschwächt.

Wenn sich Gott also als Lüge herausstellt, würde die Kirche nicht untergehen?

Inwiefern sollte das denn passieren? Wissenschaft kann nur eine Antwort auf die Frage des “Wie?” der Weltentstehung geben, Religion nur auf das “Warum?”.

Ich sehe das Problem ähnlich wie es @EtsuyaH anreißt.
Findet man in ferner Galaxie die Tafeln lässt dies im Groben 2 Interpretationen zu.:

  • Der christliche Gott hat halt alles erschaffen und eben auch dort seinen Schäfchen die Gebote übermittelt. Bedeutet aber auch, dass die Erde nichts wirklich Einzigartiges ist.

  • Oder aber die Tafeln haben keinen göttlichen Ursprung.

Ich denke gerade um letztere Interpretation wird es hier gegangen sein.

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:facepalm:
Buddhismus – WikipediaSamsara
Deva – Wikipedia
(Gott)

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Ja. Wo ist das Problem? Ich zitiere aus dem von dir verlinkten Beitrag: “Im Buddhismus werden die Devas als „Himmelswesen“ oder „Götter“ bezeichnet. Sie leben in den Sechs Daseinsbereichen in einer „glücklichen Sphäre“, sind aber – anders als Buddha selbst – genauso wie die Menschen dem Kreislauf des Geborenwerdens, Alterns und Sterbens unterworfen.” Da kommt man mit unserer herkömmlichen Bezeichnung “Gott” nicht hin.

Darum ging es mir:

Bei solchen Sachen wie Dysnomia darf man eben nicht als Theologe drauf schauen, genauso wenig wie man das als Raumfahrtingenieur sollte.
Die Dan Brown Romane/Verfilmungen sind mit so einem Blick vermutlich genauso kaum zu ertragen wie Armageddon und Gravity für mich.
Da muss man einfach 1-2 Augen zukneifen und sich draufeinlassen.

Es gibt keine UNSERE Bezeichnung von Gott, eine Gottheit ist eine Gottheit. Da sag bitte das die Buddhisten nicht an nur einen einzigen Gott glauben, das wäre richtig. Sie glaube aber sehr wohl an Götter und das ganz “klassisch” wie über all anders auch mit Anbetung, Anrufung usw.

Achso, ok. Naja, wo wäre der Unterschied zwischen “nicht rekonstruierbare Person” (wie fast alle biblischen Texte) und “irgendein Alien”? Ich glaube nicht, dass das das christliche Selbstbewusstsein ankratzen würde.

Ja, habe ich ja getan. Wenn wir aber schon die katholische Kirche als Bad Guy dastehen lassen, dann doch wenigstens richtig. :wink:

@Leelo: Gut, dann ist der Begriff „Gott“ oder „Götter“ aber in diesem Kontext ganz anders konnotiert. Götter haben hier keine besondere Macht, sind menschlich, sterblich und jeder hat theoretisch die Möglichkeit, durch ein besonders vorbildhaftes Leben ein Gott zu werden. Mit anderen Götterkonzeptionen hat das freilich wenig zu tun. Können wir uns darauf einigen?

Doch Götter sind Götter, nur durchlaufen sie den gleichen Kreislauf wie Menschen