Sportlichkeit kann man sehr wohl aufholen, nur ist dafür der Sportunterricht nicht geeignet. Dafür muss man trainieren.
Die Definition von Training lautet:
“Training ist die planmäßige und systematische Realisation von Maßnahmen (Trainingsinhalte und Trainingsmethoden) zur nachhaltigen Erreichung von Zielen (Trainingsziele) im und durch Sport.“, so Hohmann, Lames & Letzelter (2014).
Ist einer der 3 Faktoren (Regelmäßigkeit, Systematik, Nachhaltigkeit) nicht gegeben, so sprechen wir von Üben und nicht von Training!
Hier ist auch der Vergleich zu anderen Fächern interessant. Steht in Mathe Bruchrechnen auf dem Programm, hat man fast das gesamte Schuljahr (oder Halbjahr) Bruchrechnen im Unterricht. Angefangen von den Grundlagen, bis hin zu immer komplexeren Aufgaben. Hier kann man tatsächlich sogar Parallelen zum Training (Regelmäßigkeit, Systematik, Nachhaltigkeit) erkennen.
Wenn ich mich an den Sportunterricht erinnere, wurde da nie wirklich zielgerichtet “trainiert”. Im Sommer ging es raus und sämtliche Leichtathletik wurde durchprobiert: Sprint, Ausdauerlauf, Weitsprung, Kugelstoßen. Bei einem guten Lehrer durfte auch mal Fußball gespielt werden (was natürlich nur den Fußball-Fans gefallen hat). In der Halle wurde genauso alles “durchgepeitscht” Geräteturnen, Kletterstange, mal Volleyball, mal Basketball, Gymnastik. Irgendwann mussten wir auch mal Situps in einer bestimmten Zeit schaffen (was völliger Unfug bei einer solchen Übung ist). Zielgerichtet trainiert wurde da nichts, also ist es auch nahezu unmöglich in irgendwas besser zu werden, außer durch einen Wachstumsschub in der Pupertät.
Hier sehe ich dann auch das größte Problem in der Benotung. Weil es Schüler frustriert, wenn sie aktiv kaum dazu beitragen können besser zu werden (ohne außerhalb der Schule zu trainieren). Das führt dann auch zu einer Abneigung zum Sport, dabei sollte das Gegenteil der Fall, es sollte der Spaß an Bewegung vermittelt werden. Das ist viel wichtiger als irgendwelche Leistungsbewertungen. Warum kann man im Sportunterricht bei schönem Wetter mit der ganzen Klasse nicht einfach eine Radtour machen? Da ist der Nutzen doch viel größer, und ein Rad haben die meisten. Da musst du als Sportlehrer die Strecke nur etwas clever planen, dass da auch mal ein kleine Steigerung drin ist und die Schüler zwar fordert, aber nicht überfordert.
Ohne jemanden zu nahe treten zu wollen, aber mit den Werten hat der Schüler schon Adipositas, und das kann der Schulsport nicht retten. Da ist vorher schon zu viel schief gelaufen, und da hilft nur der Weg zum Arzt bzw. Ernährungsberatung, und ein Gespräch mit den Eltern. Das mit den Werten, Bewegung und erst recht Sport, kaum Spaß macht, ist auch verständlich, und da hilft auch wieder nur Training (sowohl in Bewegung als auch Ernährung).
Hier wäre im Gesamtkonstrukt, die Einführung eines Schulfach mit dem Schwerpunkt “Gesundheit” wahrscheinlich die beste Lösung. Und dies am besten über die komplette Schullaufbahn wie die anderen Grundlagenfächer. Dort kann man die ganzen Themen beackern, sowohl in Theorie als auch Praxis. Also Grundlagen gesunder Ernährung, was sind Mikro und Makro Nährstoffe, Trainingslehre erklären, gesundes Kochen und Rezepte lernen, Bewegung, gesundes Abnehmen und Zunehmen, Mobilität, Muskelaufbau, Sport, dazu Folgen von Rauchen, Alkohol, Drogen, ungesunder Ernährung erklären usw.