Habe fast noch erwartet, dass dieser Einwurf kommen würde, war dann aber etwas zu spät, um meinen Kommentar da noch nachzueditieren. Darum dachte ich, ich warte einfach mal ab
Ja, er war im Finale, und ja, er hatte zwei Matchbälle.
Warum ich trotzdem skeptisch bin liegt an folgendem: Bei dem Turnier lief wirklich fast alles für Federer. Ich sprach ja primär seine Ausdauer an, und auch das sah man in dem von dir angesprochenen Turnier gut.
In den letzten Paar Jahren hatte man immer mehr das Gefühl, dass Federer in Turnieren (nicht nur in den Grand Slams, sondern generell) durch längere Spiele ausgebremst wurde. Was ich damit meine ist, dass er in den späteren Runden eines Turnieres (zwischen Achtel- und Halbfinale) immer mal wieder Spiele gab, wo er recht für den Sieg arbeiten musste. Und diese langen Marathonspieler verlor er dann entweder (wie gegen Anderson in Wimbledon letztes Jahr z.B.) oder aber er gewann es, und konnte dann beim darauf folgenden Spiel nicht mehr wirklich mithalten (wie in den diesjährigen French Open, wo er gegen Wawrinka im Viertelfinale über vier extrem intensive Sätze musste, und dann gegen Nadal im Halbfinale absolut keine Chance mehr hatte und gerade mal 9 Games gewinnen konnte).
In Wimbledon lief es ihm dieses Jahr alles relativ einfach bis ins Finale. Es waren ein Paar Vier-Sätzer unter den Spielen bis ins Finale, aber diese waren alles nicht sonderlich lange Ausdauerkämpfe und die drei Sätze die Federer in denen gewann, die gewann er relativ einfach. Und darum reichte es ihm (in meinen Augen) auch bis ins Finale.
Mein Eindruck ist darum, dass Federer für einen weiteren Grand-Slam-Titel ein Turnier braucht, in dem er ohne zu grosse Abnützungskämpfe ins Finale kommt UND dieses Spiel dann auch noch gewinnen können muss. Und bei einem Grand Slam ist das in der Regel kaum möglich. Da gibt es fast immer das eine oder andere Spiel, das sich zieht, und wo man kämpfen muss, bis man ins Finale kommt. Das diesjährige Wimbledon-Turnier ist so wie es für ihn gelaufen ist eine absolute Ausnahmen, so „einfach“ geht es in der Regel nicht.
Und wenn ich richtig liege, dann wird dieses Ausdauer-Problem über die nächste Saison nicht kleiner werden, sondern grösser.
Vielleicht liege ich falsch. Ich würde es mir natürlich wünschen
Und wenn du jetzt sagst, dass ich nur zwei Beispiele zur Belegung dafür gebracht habe, dass Federer von langen Spielen ausgebremst wird, und dass diese Beispiele absolut nichts beweisen, dann hast du natürlich völlig recht. Ich glaube, dass es noch andere Spiele gibt, welche ich hier bringen könnte, aber die habe ich jetzt nicht gerade im Kopf. Vielleicht liege ich hier aber auch falsch, und ich habe diese zwei von mir gegebenen Beispiele in meinem Kopf auch künstlich zu einem „Muster“ aufgeblasen… vielleicht, kann es im Moment gerade nicht sagen, ohne nochmals zurück in die Archive der letzten Jahren zu gehen
Ich muss mal etwas die grösseren Turniere der letzten zwei Jahre durchstöbern, vielleicht kann ich dann besser ausmachen, ob der von mir oben geschilderte Eindruck wirklich einen grösseren Trend wiederspiegelt, oder ob ich mir das nur einbilde. Aber Sinn würde es in meinen Augen schon machen. Federer ist (für ein Profi-Sportler) inzwischen doch schon ziemlich alt. Dass da jedes Game länger auf dem Feld mehr Abnützung zeigt als bei den Gegnern wäre absolut zu erwarten.
Wie gesagt: Ich hoffe wirklich, dass ich falsch und du richtig liegst