Wer früher was schlimmes angefangen hat, ist nicht wichtig. Die Fireflies haben seit ihrer Entstehung nicht nur Gutes getan. Tommy war ja recht früh nach der Entstehung bei den Fireflies. Im zweiten Teil erfährt man, dass er mit Eugene an einer Aktion involviert waren, in der unschuldige Zivilisten dabei umgekommen sind. Die Fireflies sind eine Organisation, die auch viel scheiße gebaut hat, so ist das nicht. Das gilt halt auch für Joel. Und bei ihm weiß man halt, dass er fürs überleben richtig viel scheiße gemacht hat. Ich finde das kann man sehr gut gleichsetzen.
Es ist dennoch eine Reaktion darauf, was Joel getan hat. Ob es unmittelbar war oder erst nach Jahren, spielt keine Rolle. Die Tat wurde ja begangen und setzt Menschen, insbesondere Kinder und Teenager, sehr zu. Es gibt ja viele Szenen im ersten Teil, wie empfindlich Joel darauf reagiert, wenn Sarah erwähnt wird. Ich finde es sehr nachvollziehbar, wenn man den Mörder eines geliebten Menschen umbringen will, auch noch nach Jahren durchziehen will. Aus welcher Motivation, ob einen Menschen zu retten oder zu rächen, spielt für mich ehrlich gesagt keine Rolle. Beides sehr nachvollziehbare und menschliche Gründe. Joel handelt auch nur aus reiner Egozentrik. Er will nicht eine weitere Person verlieren. Darum ging es ihm erstmal. Er will nicht nochmal den Schmerz spüren müssen, den er durchlebt hat. In dem Fall rettet er zwar Ellie, aber er begräbt auch die Hoffnung auf einen potenziellen Impfstoff. Hier ging es um die ganze Menschheit während es bei Abbys Rache nur um eine Person ging. Die Dimension ist eine ganz andere.
Ich betrachte es aus dem Kontext in dieser Welt. Die Welt ist scheiße und ein Großteil der Menschheit auch. Joel und Ellie wurden während der Fahrt zu Tommy von Huntern verarscht. Da hat jemand so getan, dass er Hilfe braucht. Da Joel darauf nicht reingefallen ist, kann man davon ausgehen, dass es keine seltene Praktik ist (vermutlich sogar selbst ausgeübt hat?) Wer kann den Fireflies garantieren, dass es auch nicht eine Falle ist? Eventuell auch ein Hinterhalt, in der sich in der Nähe noch mehr Leute rumtreiben? Natürlich kann man es so machen, wie du es sagst, aber das wäre sehr naiv. Sicher ist sicher und lieber erstmal KO hauen. Ist ja niemand daran gestorben oder wurde verletzt.
Ich checke die Aussage nicht. Warum schließt die eine Aussage, die andere aus? Wenn Joel sich dagegen sträubt, dass Ellie dafür geopfert werden soll. In dem Fall sollte ja klar sein, dass die Fireflies alles tun werden um Joel zu stoppen. Dennoch hätte Joel den Arzt am Leben lassen können, weil es nicht notwendig ist, in Anbetracht dessen, dass er eventuell ein Heilmittel entwickeln kann. Selbst bei einer Rettungsaktion wäre das bei mir im Hinterkopf. Hier hat Joel sehr egoistisch gehandelt. Denn es gab die Option, den Arzt außer Gefecht zu setzen. Er hatte nur einen Skalpell, Joel eine Waffe. Das hätte man easy klären können ohne ihn gleich zu töten.
Der Vater von Abby war auch der einzige, der einen Impfstoff hätte entwickeln können. Das wurde in einer Rückblende, im zweiten Teil, auf einer Kassette gesagt.
Ich kann es und finde es auch richtig das mit einzubeziehen, wenn das in Geschichte vorkommt, auch wenn es nur erzählt wird. Es sind eben Dinge, die Joel getan hat. Sehr wahrscheinlich sogar noch viel schlimmere Dinge, als Abby bisher getan hat. Ich kann diese Tatsachen nicht einfach ignorieren. In diesem Punkt ticken wir halt anders.
Man kann die Fireflies dafür kritisieren, dass sie Joel zumindest nichtmal die Option gelassen haben, dass er mit Ellie reden kann. Am Endergebnis hätte es aber nichts geändert. Ellie hätte dafür geopfert werden sollen. Da gab es keine Verhandlungsbasis. Wäre auch Quatsch auf Seiten der Fireflies. Ich glaube in der Lage, wo die Menschheit ist, ist es ihnen auch egal, wie schwer es für eine Person, in dem Fall Joel, es auch ist. Ich finde es auch scheiße, wäre ich an Joels Stelle und auch als Jemand, der die Reise von den Beiden mitbekommen hat. Aber wie ich schon oft erwähnte, wäre es mir ehrlich gesagt auch egal, wenn ich die Zwei nicht kennen würde. Mir wäre nur wichtig, dass es Hoffnung auf einen Impfstoff gäbe, Hoffnung auf eine Welt, die sich langsam aber stetig eventuell normalisieren könnte. Zumindest die Chance da wäre. Da wäre mir das Schicksal von zwei Leuten, die ich nicht kenne aber sowas von egal. Selbst wenn Marlene nicht zugestimmt hätte, wäre die Entscheidung sicher fest. In der Rückblende im zweiten Teil, als man Marlene mit dem Arzt sprechen sieht, sieht man auch, dass sie nicht mehr alleine entscheidet über Ellies Schicksal. Das kann ein Mensch nicht mehr haben bzw. sollte es nicht haben. Hier geht es ja darum, dass man es „menschlicher“ hätte handhaben können. Hätte man, aber es ging um sehr, sehr viel für die Fireflies.
Abby ist keine Akteuren, wie ich bereits oben schrieb. Sie reagiert auf Dinge, die Joel getan hat. Hätte Joel den Arzt nicht umgebracht, wäre es sehr wahrscheinlich nie dazu gekommen. Hier hätte Joel auch menschlicher handeln können. Hier ging es nicht mehr um die Rettung Ellies. Er hatte die Knarre, der Arzt das Skalpell. Er hatte die Wahl, ob er den Arzt am Leben lässt oder nicht. Er war in dem Moment nicht in Lebensgefahr, auch Ellie nicht. Abby konnte zwar mit ihrer Aktion ihren Vater nicht retten, aber sie konnte ihn rächen. Ist definitiv keine anerkennende Aktion wie eine Rettung, aber eine sehr menschliche und nachvollziehbare Aktion. Vor allem wenn man kein normales Leben mehr führen kann, wenn man weiß, dass der Mörder des Vaters noch leben könnte und ungestraft davon kommt. In einer solchen rauen Welt macht das mit einem Menschen was.
Ellie hätte sie so oder so getötet. Ihr Ziel war es ja, alle zu töten, die bei Joels Ermordung involviert waren. Sie hätte sie nicht verschont. Tommy hat ja alleine ebenfalls einige ausgeschaltet. Einen davon sogar gefoltert im Hotelzimmer. Und ebenso wie Ellie, die Nora die scheiße rausgeprügelt hat um Informationen von Abbys Standpunkt zu bekommen. Dass von Abby mehr davon zu sehen ist, liegt daran, dass sie öfters die Gelegenheit dazu hatte. Ellie hat ja am Ende des Spiels Abby dazu gezwungen gegeneinander zu kämpfen und hat dabei ein Messer an Levs Hals gehalten, der bewusstlos lag.
Abby geht davon aus, dass sie wussten, dass Mel schwanger war. Sie lag ja tot mit offener Jacke auf’m Boden. Deshalb sagte sie „Good“, weil es die gerechte Strafe für Ellie wäre, die ja genauso gehandhabt hat. Das wird Abby zumindest gedacht haben. Abby kann ja nicht wissen, dass Ellie das nicht wusste. Ich würde auch davon ausgehen, dass sie es wissen muss, da Mel bereits offensichtlich schwanger war und die Jacke eben offen war. Ellie wurde bewusstlos, weil sie eine schwangere Frau getötet hat, Abby hat Dina nicht getötet. Das kann man nicht miteinander vergleichen.
In dem Arc ist ja niemand nichts „Schlimmes“ passiert. Ellie hatte eine Entwicklung. Seit dem Theater hat sich bis zum Ende hin nichts für Abby verändert, zumindest wenn es um Ellie geht. Ellie hat ihren Kampf bekommen. Die Entwicklung hat Abby im Theater gehabt. Das hat sich seitdem auch nicht geändert.
Ist kein Grund sie dennoch zu foltern nur um an Informationen zu kommen. Sie hätte sie auch einfach sterben lassen können. Es besteht keine Notwendigkeit. Es sei denn es ist notwendig, Abbys Aufenthalt zu bestimmen um sie umzubringen.
Foltern ist bei den WLFs Gang und Gäbe. Als Abby in dem einen Haus mit Manny war um den Boss zu sehen, sieht man ja viele Scars, die gefoltert wurden. Ich weiß nicht mehr, ob Abby selbst aktiv wurde, aber das nehme ich mal an, da sie damit ganz gut zurecht kam. Die WLFs sind ja seit Jahren in einem Konflikt mit den Scars. Das ist nochmal eine ganz andere Situation als in Jackson, wo die Menschen alle in Frieden leben. Nach einer Zeit gewöhnt man sich an solche Umstände.