Ukrainekrieg 2022 - Diskussionsthread (Teil 1)

Eben. Und da kommt dann die Machtverteilung ins Spiel, damit sich so jemand nicht mehr an der Macht festkrallen kann, wie es Putin getan hat.
Seine Zustimmungswerte in der Bevölkerung waren ja anscheinend mal zu Spitzenzeiten um die 80%. Opposition gab es schon noch. Doch als es für Putin immer mehr bergab ging, fing es an und der Größenwahn setzte sich durch, dass nur er der Richtige ist, der dieses Russland führen kann.
Das Zeitfenster für den Westen war jedoch marginal klein, wenn man das im Großen und Ganzen betrachtet. Lediglich ein paar Jahre. Da hätte diese Strukturänderung hauptsächlich durch Putin selbst kommen müssen. 9/11 und der Kampf gegen den islamistischen Terror wären da wohl eine Möglichkeit gewesen, noch mehr anzubändeln und Einfluss auf ihn auszuüben. Aber da war man mehr mit sich selbst und dem eigenen amerikanischen Rachefeldzug beschäftigt, als dass man sich noch damit auseinandersetzen wollte oder vielleicht gar konnte.
Und zudem war da ja dann noch Bush Jr. Präsident. Bis zu dem Zeitpunkt der Einfältigste und Schmalspurigste Präsident, den ich erleben durfte.

Das ging wohl fast allen so. Und dann sah er ab 2016 plötzlich im Rückblick aus wie ein aufrechter, souveräner und besonnener Staatsmann.

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wen man ihn in talkshows sieht dann find ich ihn gar nicht so unsympathisch.
politisch und menschlich war er für mich schlimmer als putin damals.

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Ich bin mir nicht mal sicher, ob es wirklich ein Zeitfenster gab. Ich glaube nicht das Putin jemals ein Streben nach Demokratie hatte. Maximal, wie du geschrieben hast nach Anerkennung.

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„vorwärts nach Berlin“

Das sind nicht irgendwelche Soldaten die das auf nen Panzer schreiben , irgendwo an der Front wo niemand höheres es sieht.

helikopter starten von airbases und da sind höhere Offiziere, wenn sowas gebilligt wird spricht das eine deutliche Sprache

Bin absolut kein Militärexperte. Denke mir aber, wenn Russland sich schon alleine mit der Ukraine so schwer tut, welche Ambitionen sollen sie darüber hinaus noch für halbwegs realisierbar halten? NATO angreifen ist nochmal etwas ganz anderes.

Im Übrigen sehe ich die Intention der Reddit-Überschrift ähnlich. Es mag eine (für mich nicht nachvollziehbare) höllische Scheißsituation für die Soldaten oder das russische Volk sein, aber die stehen jetzt in der Verantwortung eine Veränderung herbeizuführen. Andere können es nicht. Es ist halt die Wahl zw. Gewissen und Unterdrückung.

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Nicht wirklich :smiley:
Ich mein, wir beliefern ihren Feind. Was erwartet man?

Kann aber auch einfach eine Anspielung auf die Befreiung von Berlin von 1945 sein, zumindest wenn man das „Befreier“-Narrativ als plausibel empfindet.

Richtig und deswegen gehe ich ja inzwischen davon aus, dass Putin keinen WK3 vom Zaun brechen würde wegen der Ukraine.

Es wird mit Sicherheit eine Anspielung auf 1945 sein. So wie die „Entnazifizierung“ der Ukraine eine Anspielung ist.
Das heißt halt nur nicht, dass ansonsten nichts weiter damit gemeint sein kann.

sowas kann ich echt nicht ernst nehmen das sind nur drohgebärden sonst nichts. sollen sie sich trauen ein schritt in nato gebiet weiter kommen die eh nicht.

wow putins propaganda show im stadion zeigt doch das er immer weiter machen will.

er hat sich da mitlerweile so drin verrannt, dass es in seinen augen kein zurück mehr gibt

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solange es das volk schluckt, ist doch alles gut für ihn :ugly:

Jetzt wird aus vorauseilendem Gehorsam und Paranoia schon Putin selbst im Staatsfernsehen unterbrochen, sobald es um die Ukraine geht :crazy_face:

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Das hab ich mich aber auch schon gefragt, warum man diese Narrative nicht umkehrt: Putin hat Angst vor einer Konfrontation mit der NATO, weil er in diesem Fall militärisch unterlegen ist.

Liest sich gleich ganz anders als, die NATO Länder haben Angst Putin zu provozieren.

Ich kann das alles auch überhaupt nicht abwägen, auf dieser militärischen Ebene. Von der Spieltheorie her kann man es durchgehen. Und ich find es auch sehr schwer Putin hier einzuschätzen, wie weit er geht. Auch wenn Selenskyj sagt, die atomaren Waffen sind ein Bluff - die Frage ist, wollen wir das herausfinden und wären wir bereit für diese Antwort?

spieltheorie hilft leider nicht, wenn ein spieler nicht die spieltheoretisch optimalen / rationalen entscheidungen trifft, sondern davon abweicht.
insbesondere wenn man nur ein einziges mal spielt und sich die abweichungen rationaler entscheidungen nicht über sehr große sample sizes rausmitteln.

anders gesagt: mag sein, dass es aus spieltheoretischer sicht quatsch von putin wäre, wenn er atomwaffen einsetzen würde.
aber niemand weiß, ob sich putin ans spieltheoretische optimum hält.
wer möchte den fraglichen bluff callen? wer kann sich das leisten?

ich glaube, es ist sehr sehr wahrscheinlich, dass putin weiß, sein größtes ass im ärmel ist, dass niemand seinen vermeintlichen bluff callen möchte. er hat ein großes interesse daran, der welt glauben zu machen, dass er zu einem atomschlag bereit ist. es wäre aus seiner sicht strategisch sehr unklug, andere darüber in kenntnis zu setzen, ob er blufft oder nicht und wie hoch die chancen für einen bluff sind.

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Genau das meine ich ja ^^

Aber frag mal die Autoren von Essence of Decision, für die Erklärungsmodelle hat man durchaus einen rationalen Akteure in Betracht gezogen, aber man weiß nicht wie Individuen handeln. Das berührt schon verschiedene spieltehoretische Ansätze, die für solche Strategien (und Analysen) benutzt werden. Motivation, Beweggründe, ideologische Einstellung. Wie rational ist Putin noch, nach welcher Logik handelt er?
Um das herauszufinden brauchst du die verschiedenen Betrachtungsweisen, deswegen weiß ich nicht, wie „einfach“ (eindeutig) man da Putin wirklich einschätzen kann.

ja, ich kenne spieltheorie recht gut :smiley:
und die spieltheorie scheitert immer da, wo die menschliche irrationalität ins spiel kommt und man nicht zig millionen wiederholungen der selben situation durchspielen kann.
der mensch ist eben kein homo oeconomicus, der ausschließlich nach rationalen maßstäben entscheidet.

ich denke, niemand hier, niemand in den medien und noch nicht einmal geheimdienste können voraussagen, wie putin handeln würde.
denn genau das ist ja auch, wie gesagt, zumindest jetzt außenpolitisch sein größter trumpf, dass niemand genau seine handlungen voraussehen kann. er wäre mMn aus seiner sicht nicht sehr clever, andere darüber in kenntnis zu setzen.

wenn wir also wissen, dass wir einerseits nicht hundertprozent ausschließen können, dass putins regime nicht blufft. und andererseits sehr genau wissen, dass wir keinen atomkrieg riskieren wollen.
dann müssen wir uns die frage stellen, was daraus folgt.
und das kann eigentlich dann nur sein, dass wir zuviel zu verlieren haben, einen atomkrieg zu riskieren.
(und natürlich möglichst putins genaue absichten herausfinden, was aber praktisch unmöglich ist).
und das bedeutet wiederum, dass wir putin zwingen müssen, sein blatt auszuspielen, ohne dass wir seinen bluff callen. also lassen wir ihn mit seinem bluff die hand / die schlacht gewinnen, aber das spiel / den krieg gewinnen wir immer (solange putin nicht all-in geht mit einem atomaren erstschlag), weil wir einfach so unendlich viel mehr ressourcen / geld haben.

(alles in poker metapher)

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Weiß man schon warum unterbrochen wurde?

Welches der Erklärungsmodelle kommt für dich mit infrage gerade?