US-Politik

die frage wäre ob da ein Kandidat dem im vorhinein 2016 schlechtere Chancen als Hillary zu Beginn des Wahlkampfs eingeräumt wurden und der damals verzichtete, jetzt hilft.

Ja.
Leider schon. Egal was Trump gemacht hat, egal wie transparent seine Aktionen korrupt oder schlecht für die USA war, oder wie wiedersprüchlich vieles war… es gibt einen soliden Kern zwischen 35% und 40%, der immer zu ihm hielt und immer zu ihm halten werden.

ABER: Da diese Zahl nicht reichen wird, und auch im 2016 nicht gereicht hätten, stimme ich dir mit dieser Aussage zu:

Das sehe ich genau gleich. Weswegen ich Trumps Chancen als klein sehe. Nicht nur tritt er nicht mehr gegen Clinton an, sondern gegen den viel beliebteren Biden (Biden IST im Land recht beliebt) UND die Wähler wissen jetzt, dass Trump nicht “das kleinere Übel” zu irgendwas ist, sondern dass er wirklich so inkompetent, gefährlich und korrupt ist, wie man im Voraus gewarnt hatte.

Ich musste da auch oft dran denken, wenn Biden seine Aussetzer hat. Nun habe ich aber vor kurzem zum ersten Mal gehört, dass Biden seit seiner Kindheit ein Problem mit Stottern hat und sich das nicht nur durch da-da-das Wiederholen von Wortanfängen zeigt, sondern auch im Wechseln auf ein Synonym oder eine Umschreibung, wenn sich das eigentliche Wort wegen der Stotter-Störung nicht artikulieren lassen möchte.
Würde z.B. erklären wieso Biden mal nicht auf den Namen Obama kam und stattdessen nach einer kurzen Pause „my boss“ gesagt hat. Ihm ist der Name Obama nicht entfallen, sondern wurde für den Moment blockiert und Biden wich auf eine Umschreibung aus, um weiterzureden.

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Wobei er laut seiner eigenen Erzählung schon eher stotterte, indem er Silben wiederholte.

Und Alzheimer ist nicht einfach “man vergisst mal Sachen”, oder man redet ein bisschen verrwirrt. Ich denke, man bläst seine Aussetzer etwas zu sehr auf.

Warum?

Bzw frage ich mich jetzt zum wiederholten Male, warum ist diese Wahl eigentlich so langgezogen? Das ist doch ne Farce, dass derjenige gewinnt, der gerade eben mal das Momentum hat und später noch die Stimmen von anderen Kandidaten einheimsen kann, weil andere während der Wahl zurücktreten.

Aber ist Biden nicht exakt das gleiche wie Clinton? Komplett Establishment, bisschen korrupt, bisschen weird, bisschen verdaddert, neoliberal bis ins Mark, keine Ambitionen Probleme des Systems zu lösen. Oder ist es das was du aussagen wolltest?

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jup.
aber ich gebe zu, ich drück mich manchmal ein bisschen verquer aus, bzw. ich denke sehr „um die ecke“.
plus das wortspiel bieten/biden.
:joy:
ja ich weiß, die leute schütteln verständnislos den kopf und man hört grillenzirpen

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Bei solchen Wortspielen wird mir immer ganz Sanders :eddyclown:

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Denken Leute also wirklich, dass Biden krank ist oder Anzeichen von Alzheimer zeigt und die Demokraten ihn dann in den Vorwahlkampf und die US-Wahl schicken, um ihn dann auch noch später durch den Präsidenten-Gesundheitscheck zu bekommen mit so einer Krankheit? :sweat_smile:

Wie Einstein sagte: Die Definition von Wahnsinn ist, zweimal das Gleiche zu tun, aber jeweils ein anderes Ergebnis zu erwarten.

Der Schlüssel zu Trumps Sieg war, Clinton als “Teil des Sumpfes” in Washington zu zeichnen. Als Establishment, als “Weiter so!”.

Jetzt schickt man eine Kopie gegen ihn ins Rennen, jemanden, den er mit Leichtigkeit mit Schmutz bewerfen kann, der vorzüglich haften bleibt.
Dass er offensichtlich kognitive Probleme in Debatten hat ist sein geringstes Problem.

Congratulations Mr. President Trump.

Ist aber halt doch nicht das gleiche.
Im 2016 hat das Establishment so ziemlich ihren Kandidaten selber gewählt, egal was die Wähler wollten. Dieses Jahr sieht es so aus als wird Biden von den WÄHLERN gewählt. Ja, Biden ist der Kandidat, den das Establishment will, aber wenn die Wähler in der Partei nicht mitspielen würden, dann könnte die Partei nicht viel machen (Clinton hatte etliche Delegierte schon mehr oder weniger zugesprochen gehabt, bevor die Wähler überhaupt die ersten Stimmen abgegeben hatten… und das hat dann viele Wähler verärgert).
Man muss etwas aufpassen, dass man nicht „das Establishment hätte gerne Kandidat X“ und „Das Establishment hat Kandidat X gewählt“ gleichsetzt.

Dazu wie das zustande kam, habe ich ja gar keine Aussage gemacht.

Die Wählergruppe, die Sanders am meisten anspricht und die ihm am meisten zustimmt - Junge Erwachsene - war bei den Vorwahlen in den Staaten, wo es drauf ankommt die unterrepräsentierteste von allen.

2016 wurde man verarscht, jetzt hat man sich selbst ins Knie gef***t.

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Nein, aber du hast gesagt, dass man zweimal das gleiche macht, und ein anderes Ergebniss erwartet. Was hier nicht der Fall ist. Wenn es nochmals das gleiche wäre, dann hätte man es wieder mit einem Kandidaten zu tun, der dir von oben herab vor die Nase gesetzt wurde. Das spielt durchaus eine Rolle. Darum sehe ich die Situation nicht als vergleichbar an. Ja, Biden ist ein Kandidat, der wesentlich ähnlicher zu Clinton im 2016 ist als es Sanders oder Warren gewesen wären. Aber er ist lediglich in gewissen Bereichen „ähnlich“. Nicht die gleiche Situation.

Das Problem des Establishment-Stempels hat allerdings nur sehr, sehr am Rande mit dem Zustandekommen der Nominierung zu tun. Zu der später mehr.

Was Trump als “Establishment” brandmarkt, definiert sich hauptsächlich über das konkrete politische Handeln in der Vergangenheit. Hillary hat den Rust Belt verloren, weil Trump ihr immer wieder vorgeworfen hat, das Freihandelsabkommen NAFTA als “Goldstandard” in den Himmel gelobt zu haben, während es in der Realität zum Outsourcing beigetragen und ganze Industrien in wichtigen Swing States plattgemacht hat (bzw. dazu beigetragen hat).

Das kann Trump mit Biden exakt genau so machen. Trump kann Biden vorwerfen, für den Irak-Krieg getrommelt zu haben. Bankruptcy bill, crime bill, Bidens komplette politische Historie ist ein Sammelsurium zahlreicher Einzelentscheidungen, die sich im Laufe der Jahre als desaströs herausgestellt haben.

Trumps Luxus, das aus der Position eines Nichtpolitikers heraus zu kritisieren, der selbst wahrheitsgetreue Kritik an seiner eigenen Vergangenheit erfolgreich als “Fake News” reframen kann, macht ihn zur perfekten Waffe gegen alteingesessene neoliberale Entscheidungsträger.

Dazu kommen kleiner Halbskandale, um die herum man Zweifel säen kann: Hillarys berühmte “Emails”, die Benghazi-Kontroverse. Bei Biden gäbe es seine Rolle in der Ukraine-Affäre, seinen kognitiven Verfall. Daraus lässt sich wenig Substanzielles als Anklage vorbringen, aber für schmutzige Attacken sind das herrliche Angriffspunkte für Trump. Weil: Von außen sieht es plausibel aus, dass Biden senil und korrupt ist. Das muss nicht stimmen, aber man kann es so verkaufen.

Was Biden von Hillary positiv abhebt, ist seine Beliebtheit. Hillary war nie populär, Biden hat ein deutlich besseres Image. Das speist sich allerdings auch aus Obamas Halo-Effekt: Der Mann dürfte unter Demokraten Zustimmungswerte von >95 Prozent genießen, vieles davon aufgrund seines Charismas, einiges aufgrund des starken Kontrasts mit Trump. Joe Biden war sein Sidekick, vor gut fünf Jahren gab es bereits Joe-Biden-Memes, wo der Mann als cooler Typ statt als verwirrter Greis gezeigt wurde.

Was Biden allerdings ebenfalls von Hillary unterscheidet, ist seine Schärfe in öffentlichen Auftritten. Wer Clips von Biden 2008 oder 2012 neben Clips von Biden 2020 legt, der wird merken, wie enorm der Mann abgebaut hat. Nicht nur seine Rhetorik, sein ganzer Habitus wirkt alt, kränklich, kraftlos und oft desorientiert. Hillary ist kein Charmebolzen, sie war 2016 niemand, der einen Raum lesen und sich entsprechend präsentieren konnte, zumindest nicht dem gemeinen Volk gegenüber. Aber sie war hochintelligent und konnte sich wehren.

Bei Biden habe ich Angst, dass das nicht mehr so ist. In einem Feld mit teils einem Dutzend Kandidaten und unfähigen Moderatoren der Debatten konnte er sich gut genug verstecken. In diesem Jahr wurde erst Bloomberg zum Fokus der Kritik, vor South Carolina gab es dann ein Komplettdesaster, in dem alle durcheinander geredet haben.

Zwischen Super Tuesday und gestern konnte er sich vor der Öffentlichkeit verstecken, falls die nächste Debatte überhaupt stattfindet, wird sie auf Initiative der Parteispitze in einem geänderten Town-Hall-Format statt als durchmoderiertes 1vs1 stattfinden. Das schützt Biden erneut vor Konfrontation. Aber das trägt ihn nicht durch die General Election.

Denn in den Primaries hat Biden einen Vorteil: Auch, wenn die progressiven Ideen von Sanders in den Exit Polls prima abschneiden, ist die Hauptmotivation der meisten Demokraten, Trump aus dem Oval Office zu kicken. Biden macht keinen inhaltsgetriebenen Wahlkampf, er nutzt seinen Kredit aus den Obama-Jahren und seine daher von Anfang an guten Umfragewerte als selbsterfüllende Prophezeiung, um sich als den “wählbarsten” Kandidaten zu inszenieren.

Ob dieses Image bestehen kann, daran gab es ein Jahr lang Zweifel. Entsprechend sprossen plötzlich überall die Mitte-rechts-Kandidaten, die sich als große Vermittler zwischen Demokraten und Republikanern inszenieren wollen, aus dem Boden. Ob nun Pete Buttigieg, der sich als coolen neuen Schlauch für alte Weine verkaufen wollte, Amy Klobuchar, die menschgewordene Hufeisentheorie, oder Mike Bloomberg, der eigentlich nur durch seine Parteizugehörigkeit und sein ungleich größeres Vermögen von Trump zu unterscheiden ist.

Aber vor Super Tuesday mussten sich die Moderaten hinter den Kulissen beratschlagen, hinter wen sie ihr politisches Gewicht stellen wollten. Und das war aufgrund der zeitlichen Struktur der Primaries eben Joe Biden. South Carolina repräsentiert die Stammwählerschaft von allen Staaten am siebenundvierzigstbesten, aber das ist der Symbolwirkung egal.

Und weil die Demografie des Staates perfekt auf Obama-Vize Biden zugeschnitten ist - alt, schwarz, konservativ - gab es dieses Sprungbrett fürs Electability-Argument. Davor und danach gab es mehrere große konservative Endorsements, positive Presse, einen Super-Tuesday-Erfolg, obwohl Biden teils mehr als einen Monat lang nicht einmal den betreffenden Staat besucht hat.

Alles in allem habe ich noch nie einen Kandidaten gesehen, der weniger für seine Stimmen tun musste als Joe Biden. Er kam mit dem Obama-Bonus, versteckte sich in einem riesigen Kandidatenfeld, katapultierte sich über einen demografisch unfassbar günstigen Staat zurück an die Spitze, erhielt perfekt getimte Endorsements von anderen Kandidaten, profitierte stark vom von Inhalten entkoppelten Anti-Trump-Sentiment und ist jetzt schon quasi uneinholbar.

Das Problem: Willst du die General Election gewinnen, musst du den Leuten etwas anbieten, das über “Trump bad” hinausgeht. Biden ist kein unermüdlicher Wahlkämpfer, er setzt eher wenige, kurze Termine an. Er übernimmt nicht Obamas “Change”-Versprechen, sondern will “zur Normalität zurückkehren”. Diese Normalität hat Trump erst ermöglicht. Er nimmt die Sorgen der U40-Bevölkerung nicht ernst und macht ihnen keinerlei politische Zugeständnisse. Er bringt keine neue Wählergruppen in die bestehende Koalition.

Joe Biden ist also Favorit von bestimmt 60% der demokratischen Basis. Aber das sind diejenigen, die auch einen Besenstiel mit Hut gewählt hätten, solange sie darauf vertrauen würden, dass dieser Besenstiel Trump schlägt. Je nach Verlauf der Corona-Krise kann es trotzdem für einen Überraschungserfolg reichen, aber aktuell würde ich darauf wetten, dass Biden nicht mehr als 15, 16 Staaten gegen Trump gewinnt.

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Ich bin ursprünglich auf mehr eingegangen in deinem Kommentar, aber ich glaube es ist es Wert einfach auf diesen einen Punkt zu fokusieren, denn er beweist meine Einschätzung zur momentanen Situation ganz gut:

Du denkst, Biden wird weniger Staaten als Clinton holen…?
Da wüsste ich jetzt wirklich gerne, welche Staaten du denkst, wird Biden noch verlieren. Und was deine Begründung dafür ist. Denn nicht nur ist Trumps Beliebtheit in vielen Staaten völlig unter Wasser, welche er im 2016 GEWONNEN hatte, in den Staaten die er verloren hatte ist er jenseits von gut und böse in allen Daten.
Ich sehe nicht, an was für Daten du eine DERART extreme Einschätzung, dass Biden schlechter als Clinton abschneiden will, festmachst.

Das ist das was ich meine: Ich habe keine Ahnung, was Leute denken, wenn sie Trump DERART unbesiegbar ansehen! Wenn deine Einschätzung stimmt, dann hat Trump in den letzten 3 Jahren an Beliebtheit und Zustimmung im Land DAZU gewonnen! Und nicht nur ein bisschen, sondern genug um ganze Staaten zu kippen! Staaten die Blau genug sind, die so stabil an die Demokraten gehen, dass sie an Clinton ging!

DARUM bin ich der Meinung, dass die Zuversicht dass Trump gute Wiederwahlchancen hat, absolut nicht aus Vernunft oder einer Analyse der Daten herausgeht, sondern einfach nur Panik ist, weil er halt schonmal gewonnen hat. Man hat jegliche Objektivität verloren und sieht ihn als diesen Supermann mit übermässigen Mächten an, welche das Land einfach so in die Knie zwingen.

Biden nur 15-16 Staaten zuzusprechen ist absolut absurd. Das ist eine völlig unhaltbare Panik. Clinton hat 20 Staaten geholt, und Biden wird nur 15-16 holen weil er… etwas zu sehr wie Clinton ist? Du räumst zwar ein, dass er in vielen Bereichen einen Vorteil hat gegenüber Clinton, aber Trump wird ihm 4-5 Staaten nehmen, die an Clinton ging?

Sorry, ich sehe keine vernünftige Auseinandersetzung mit irgendwelchen Daten oder irgendwelchen Aspekten der Realität, welche eine derartige Einschätzung auch nur ansatzweise erlaubt.

Und wenn man mir jetzt vorwerfen will, dass ich einfach nur nicht akzeptieren kann, dass andere Leute andere Meinung haben können:
Bitte, dann soll man mir eine Liste der Staaten geben, welche Biden gegen Trump verlieren wird, welche Clinton geholt hat. Welches sind diese 15-16 Staaten, welche Biden holen wird, während der ganze Rest an Trump gehen wird?

Nicht nur ist Trump in meiner Meinung nicht so stark wie viele denken und ist so sehr mehr angreifbar und unbeliebt als er es vor 4 Jahren war, Biden ist auch der bessere Kandidat als Clinton. Ich kann die Einschätzung, dass Trump die wichtigen Staaten halten kann verstehen. Ich glaube es nicht, aber ich verstehe die Einschätzung. Aber dass Biden im Bezug auf Staaten gewonnen nochmals 25% schlechter abschneiden wird als Clinton, das ist einfach vollkommen unvorstellbar… zumindest wenn man nach Daten und Fakten geht.

Challange me on it :wink:

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Ich glaube aktuell wenden sich Wähler eher von Trump ab. Du hast ja weiter oben schon von dem Corona Kriesenmanagement geschrieben und das ist ja nicht so toll. Dazu kommt, wenn es sich ausbreitet, dann wird wohl seh schnell klar wo die Lücken im Gesundheitsystem der sind. Trump ist ja ein Befürworter des Systems im aktuellen Zustand.

Allerdings würde ich auch noch nichts ausschließen, weil Trump leider ein sehr guter Wahlkämpfer ist.

Das mit dem Alzheimer ist halt die republikanische Angriffstaktik. Ich hoffe, dass Sanders jetzt nicht noch am Ende darauf setzt. Die Gesundheit der Kandidaten wird ja gerne angegriffen. Das war bei Trump auch so und ich glaube, bei Sanders wäre es auf Grund des Schlaganfalls auch so gekommen.

Trump verhängt ein Einreiseverbot für Europäer, aber nicht für GB. Ein Schelm, der böses dabei denkt.

Naja, Europa hat ja den Schengenraum. Das Argument ist ja, dass man dadurch nicht einzelne Länder aus der EU aussperren kann, weil ja eh jeder innerhalb dieser umher reisen kann. UK ist nicht mehr dabei. Ich denke DE oder einige andere Länder alleine würden die USA grade auch nicht aussperren.

In der UK gibt es auch schon Fälle von mir Corona infizierten Menschen ^^. Die können noch in die USA reisen.