US-Politik

Minnesota, New Hampshire, Nevada, sind definitiv Battleground States. Minnesota war 2016 schon ein Toss-Up, in New Hampshire und Nevada war Biden vom Vorwahl-Erfolg weit entfernt. Colorado ist ebenfalls keine Stärke von Biden, Virginia wird’s sehr stark darauf ankommen, ob der black vote hält, obwohl Bidens einziger Claim darauf ist, dass Obama ihn als Zugeständnis an konservative weiße Demokraten mit aufs Ticket geholt hat.

Das Ding ist: Natürlich ist das aktuell viel Kaffeesatzleserei, weil es eben noch ein gutes halbes Jahr bis zu den Wahlen ist. Aber zu dem Punkt mit den Zustimmungswerten: https://www.realclearpolitics.com/epolls/other/president/clintontrumpfavorability.html

Vor seiner Wahl war Trump bei -21 net favorability, inzwischen ist er bei -8,8. Das ist eine massive Stärkung seiner Position und es wird ungleich schwerer, Protestwähler gegen Trump zu mobilisieren als noch vor vier Jahren.

Ich fürchte, mit Trump vs Biden ist es für viele, die nicht ohnehin ideologische Demokraten sind, eine Frage des The Devil you know/The Devil you don’t. Klar kann man damit argumentieren, dass Trumps ach so tolle Wirtschaft nur für Aktionäre arbeitet, dass er außenpolitisch ein tapsiger Brandstifter ist, dass er das Budget wichtiger öffentlicher Einrichtungen kürzt und seine Steuerreform vor allem den Wohlhabenden und Unternehmen zu gute kommt.

Aber a) wird Biden das schon deswegen nicht machen, weil er politisch nicht so weit davon weg ist. Imperialismus im Nahen Osten? Check. Lebenslanges Advokatentum für Kürzungen bei sozialen Programmen? Check. Und b) sind einige dieser Punkte auch zu nuanciert für griffige One-Liner. Es sind faire Angriffspunkte, nur ist “die wirtschaftlichen Kennzahlen sind aus der einen Perspektive gut, aber…” ein sehr viel umständlicher Angriff als “Sleepy Joe corrupt”.

Dazu kommt eben, dass Biden on air müsste, um Trump a) die Aufmerksamkeit abzugraben und b) effektiv zu treffen. Und der Mann beleidigt im Wochenrhythmus Wähler, nennt sie fett, pferdegesichtig, fordert sie wiederholt zu Prügeleien auf. Biden hat sich nicht im Griff, und wenn das auf Fox News rauf und runter läuft, wird es ihm mehr schaden als nützen, plötzlich als er selbst im Fokus zu stehen und nicht als teilweise fiktionale Version des Heilsbringers, der Trump stürzen soll.

Deswegen sehe ich Biden als so krassen Außenseiter gegen Trump. Der hat 2016 schon alle Umfragen outperformt, ist deutlich beliebter als vor der Wahl und hat in der Schlammschlacht, die der Wahlkampf ohne Zweifel werden wird, weniger zu verlieren als Biden.

Aber klar: Das alles ist vorbehaltlich einer Corona-Krise, die wohl unvermeidlich sein wird. Das dürfte Trumps Wirtschafts-Argument schwächen, womöglich gar ins Gegenteil verkehren. Und dann kommt es darauf an, ob er sich als guter Krisenmanager inszenieren kann oder als überforderter Tölpel wahrgenommen wird. Corona kann die komplette Wahl verändern.

Hot Take territory: Ich würde es nicht einmal ausschließen, dass im Worst Case mit Millionen Erkrankten ein 3rd party ticket mit vernünftiger Infrastruktur und Medicare for All eine reelle Chance hätte, das System aus den Angeln zu heben. Wobei da das Problem ist, dass Sanders das a) wegen des Konflikts mit den Demokraten und b) weil er zur Risikogruppe gehört nicht selbst machen könnte. Letzteres könnte auch Wahlkampfauftritte von Trump und Biden betreffen - und irgendwo die komplette Wahl obsolet machen.

New Hampshire und Nevada?

Dann darfst du aber gut und gerne auch Maine und Colorado mit reinwerfen! Halte ich nicht für wahrscheinlich, dass Trump in irgendwelchen dieser Staaten eine Chance hat, aber offenbar wird Trump im Moment wirklich als eine Person gesehen, der jeden Staat zu einem Toss-Up macht, solange er nur „unbeliebt“ ist, und nicht gleich völlig verhasst.
Ich verstehe durchaus, dass man auch den Gegner in Betracht ziehen muss, etc, etc…

Aber Trump konnte bei den letzten Wahlen die wichtigen Staaten für ihn (die Rustbelt-Staaten, Michigan, Wisconsin, Ohio, Pennsylvania) gerade mal ganz, ganz knapp gewinnen… und das obwohl Clinton da extrem unbeliebt war UND nicht mal wirklich Kampagne betrieben hatte bis zum Schluss.
In Michigan ist Trump inzwischen -10 im Minus. Wisconsin -11.

Trump ist ein historisch unbeliebter Präsident.

Dass er dieses Jahr BESSER abschliessen sollte, als im 2016… kann ich mir nicht vorstellen. Kann er gewinnen? Ja.
Hat er eine Chance nochmals 5 Staaten gut zu machen und noch besser abszuschliessen als im 2016? Nope. Keine Chance :grin:

Und hier noch zwei interessante Punkte:

Echt…?
Denn lustigerweise war Trumps Sieg im 2016 eine Situation wo die Wähler sagten: „Lieber the Devil you don’t know, than the one you know…“
Und jetzt, da Trump im Office ist, sollte sich diese Philosophie plötzlich geändert haben?

Und zweitens:

Und auch hier wieder: Wenn es bei Trump keine Rolle gespielt hat, warum um alles in der Welt sollte es bei Biden eine Rolle spielen?
Genau wie das:

Wirklich? Wirklich?
Donald Trump kann nur mit nuancierten Angriffen angegangen werden? DONALD TRUMP? Gegen DONALD TRUMP gibt es keine einfachen, klaren Angriffe, welche so catchy oder so unkompliziert zu präsentieren sind wie „sleepy, corrupt Joe“?
Ok. Da habe ich meine Zweifel…

Aber das gute/schlechte ist ja, dass wir es hier auf jeden Fall sehen werden. Biden wird wohl Trumps Gegner werden. Ich sage, Trump wird verlieren. Zumindest wird er schlechter abschneiden als im 2016. Wenn er gleich schlecht abschneidet wie Clinton wäre ich überrascht. Wenn Biden schlechter Abschneidet als Clinton, dann fresse ich meinen Hut, samt Besenstiel, oder wie das heisst :grin:

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Ich sage auch nicht, dass Trump sicher verlieren wird. Ich sage, dass ich seine Chancen als nicht gerade gut sehe, und dass ich jedem Demokratischen Kandidat gute Chancen einräume ihn zu schlagen.
Und wenn jemand sagt, dass Trump nochmals 5 Staaten gut macht, im Vergleich zu 2016… nun, das sehe ich wirklich nicht.

Um aber fair zu sein zu @Pulverfasser: Ich habe eine Liste der Clinton-Staaten verlangt, welche Biden gegen Trump verlieren soll, und habe sie erhalten. Die Idee ist, dass Trump also alle Staaten halten kann und Minnesota, New Hampshire, Nevada und Colorado zusätzlich sich auch von Biden abwenden und an Trump gehen. Eventuell noch Virginia.

Ist immerhin eine klare These, auch wenn ich sie für extrem unrealistisch halte. Wir werdens im November dann sehen.

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Hmmmm…
Das macht aber trotzdem nicht so Sinn. Jaja, GB ist nicht mehr “offiziell” in der EU. Aber die Regeln im Bezug aufs Reisen haben sich ja nicht geändert mit ihrem Austritt. Sie sind jetzt in einer Übergangsphase, wo alles noch mehr oder weniger gleich bleibt, oder? Darum sollten sie im Moment auch noch gleich behandelt werden. Denn den Virus wird es herzlich wenig interessieren ob GB jetzt TECHNISCH gesehen aus der EU draussen ist…

Verliert er deswegen in einigen Staaten gegen andere Demokraten? Diese These ist halt echt steil, wenn er in keinem Staat bisher auch nur annähernd so viel % geholt hat.

Es geht um Obama (der obviously nicht antritt), und es geht nicht um Umfragewerte versus Politiker XY, sondern um Beliebtheitswerte. Vgl. hier: https://edition.cnn.com/2019/08/03/politics/democrats-on-obama-legacy/index.html

Biden übt schon mal schon für den Ernstfall ^^.

An alle, die besorgt sind, dass Biden zu inkoheränt und schlecht redet…
Einfach mal Trump zuhören:

25 Minuten Interview.
Und was sagt der Donald? Ich meine, bezüglich Inhalt, bezüglich Substanz?
Der Witz ist schon oft gemacht worden, aber es ist mehr als ein Witz: Trump tönt immer wie ein Schüler, der die Hausaufgaben nicht gemacht hat, und einfach bullshitted, basierend auf Fragmenten und vereinzelten Sätzen die er irgendwo aufgeschnappt hat.

Schau, wo er am zusammenhängendsten redet, wo er “Details” bringt: Wenn er über seine Rallies redet und darüber, was für tolle Arbeit er mit dem Finanzmarkt gemacht hat. Und dann hört zu, wenn er über seine “Powers” redet, was er machen KÖNNTE:
“Oh, I have such great powers, most people don’t even know what emergency powers I have, I have them memorized!”
Ok…

Darum sage ich: Bei den Debatten wird Biden schlecht aussehen?
Wenn Biden über konkrete Politik redet, dann kann er durchaus gut seine Ideen auslegen und klingt so, als wisse er worum es geht. Er hat zwischendurch Aussetzer, wenn es um Sprichwörter geht, oder Zitate und sonstiges Zeugs… aber dass man sich sorgen machen muss, weil er bei der Debatte schlechter aussehen würde als Trump, das glaube ich einfach nicht.

@lalaland
Gerade ein schönes Gegenstück dazu.

Biden kann sich gut hinstellen und über seine Pläne reden. Ich verneine nicht, dass er diese Aussetzer hat, die ihm immer vorgeworfen werden. Aber wenn es darum geht, wer als besserer Redner, als besserer Präsentator rüberkommt, da gibt es einfach keine Frage für mich, wer besser aussieht.

Man kann jetzt darüber diskutieren, dass Clinton auch die bessere Rednerin war, und ich sage nicht, dass Biden gewinnen wird, WEIL er der bessere Redner ist. Ich sage, dass die Leute die Angst haben, dass die Redestärke von Biden nicht reichen wird um gegen Trump gut auszusehen sich etwas mehr der Reden und Diskussionen ansehen sollen! Biden ist nicht schlecht, und ein Paar Aussetzer und dumme Aussagen hier und da werden ihm NICHT den Sieg kosten. Wenn Biden verlieren sollte, dann nicht, weil er der schlechtere Redner und Debatierer ist. Das glaube ich einfach nicht. Wenn DAS ein Kriterium für die Wähler ist, dann wird er da nicht den Kürzeren ziehen.

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ja, weil von trump niemand erwartet, dass er gut debatiert. er wird genau das liefern, was von ihm erwartet wird, bashing gegen das angebliche establishment und biden als person und da gegen gut auszusehen ist verdammt schwer. das traue ich biden, der schon gezeigt hat, was für eine kurze zündschnur er haben kann, schlichtweg nicht zu.

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Schnell die Gunst der schießwütigen Wähler zurückergattern :kappa:

Warum soll bei Trump die Erwartung so tief sein?
Ja, bei seinen Anhängern (welche ihm eh die Schueh lecken, egal was) und bei seinen Gegnern (die eh gegen ihn stimmen werden), da ist es eh egal was Trump macht… aber denen ist ja auch egal was Biden macht.
Aber die Leute, welche sich noch nicht entschieden haben, also die, für welche die Debatten sind… warum soll es denen egal sein, wenn Trump eigentlich schlechter aussieht als Biden? Das ist das, was ich nicht verstehe.

er sieht ja nicht schlecht aus, das ist ja der punkt. er “gewinnt” die debatten dadurch, dass er sie mit seiner art an sich reißt und den gegner schlecht aussehen lässt, erst recht, wenn der darauf dünnhäutig reagiert.

Das meinte ich mit dem Video nicht ^^. Ich fand es interessant, dass er sich schon sehr präsidial gegeben hat. Dazu hat er auch schon mal gleich einen Punkt angesprochen, bei dem die Wähler im Moment unzufrieden mit Trump sind.

Mir persönlich hat es gefallen, weil es seit langem mal was anderes war. Ruhig, besonnen und dabei ein wenig angriffslustig.

Jaja, das war mir schon klar. Ich fands einfach grad lustig, weil es ein gutes Gegenstück zu Trumps u strukturiertem Unsinn war.

Ok…
Da kann ich dir halt nicht zustimmen. Wenn man nicht eh schon Trump-Fan ist und ihn bei den Debatten sieht, dann sieht er nicht gut aus, und dann sind die persönlichen Angriffe und das halbgare Gelabere auch nicht mehr Wert, als wenn sich Biden ein Paar Versprecher leistet.

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Stephen Colbert ohne Publikum als Feedback-Kanal ist echt mal was ganz anderes… auf jeden Fall sehenswert

Dann möchte ich hier auch noch mal das Video von Katie Porter zum Corona-Test zeigen. Der Redfield… :smile:

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Interessanter Austausch.
Ich sage nicht, dass hier einer gewonnen oder verloren hat, aber:
Dafür, dass Biden gegen Trump in einer Debatte völlig auseinander genommen werden wird, hält er sich hier relativ gut :wink:

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Ich finde es interessant, dass Biden auf jedenfall eine weibliche Vice President haben will wärend Sanders sich das überlegt, - verkehrte Welt. Wahrscheinlich hat Sanders nicht so gute weibliche alternativen und jetzt kommt mir bitte nicht mit dem Squad of five.

So sehr ich mir auch Bernie Sanders wünschen würde, er steht wohl leider einfach politisch zu weit links als von der breiten Masse in den USA gewählt zu werden.

Am Ende sollten die Demokraten das große Ziel, Trump zu schlagen, nicht aus den Augen verlieren. Und dafür muss man die breite Masse gewinnen. Und das wird wohl Biden eher schaffen als Sanders (siehe Video).

Ich hoffe nur, dass Bernie, wenn er gegen Biden verlieren sollte, sich diesmal schneller in den Dienst der Demokraten stellen wird als vor 4 Jahren.

Ein Kumpel (mit PhD in PoWi) von mir meinte, er glaube, dass Bernie Sanders vor 4 Jahren auch ein Faktor war, weshalb Hillary Clinton gegen Trump verloren hatte.

Hab fast die ganze Debatte gesehen. Mein Eindruck war, dass Bernie sehr viel darüber geredet hat was Biden bisher nicht gemacht hat und Biden hat darüber geredet, was er in der Zukunft machen will. Ich glaube, dass Biden und Sanders in vielen Punkten übereinstimmen. Sanders gehen di Pläne von Biden oft nicht weit genug. Sanders hat sich viel versucht zu dramatisieren, wärend Biden sehr klare Antworten hatte. Für mich hat Biden die deutlich bessere Figur gemacht. Ich glaube, dass Sanders sich mit den Plänen von Biden abgefunden kann. Sander und Biden haben nicht wirklich gewirkt, als wäre ein großer Graben zwischen den beiden.