Fuer aussenstehende ist es vllt was negatives, aber Gehoerlose sehen darin vllt nicht zwangslaeufig ein Problem. Ich bin nicht gehoerlos, deswegen kann ich dir die Frage nicht beantworten. Moechte da jetzt auch keine Vermutungen aussprechen.
Mich persoenlich nervt es zwar auf einem Ohr schlecht zu hoeren und habe auch ein Hoergeraet, benutze das aber nicht weil das andere Ohr gut funktioniert und ich damit gut kompensieren kann. Ich mach das erst seit 4 Jahren, wenn man das sein Leben lang macht geht das in Fleisch und Blut ueber. Fuer mich ist es eben nichts negatives, sondern eine Herrausforderung. Orten von Dingen im Raum ueber’s Gehoer geht nur Muehsam (muss immer Kopf drehen und genau hin hoeren) aber im Alltag nicht so schlimm. Ich telefonier dann halt mit dem anderen Ohr. Das sind alles Strategien die man dich zu recht legt. Ein Blinder kann mit genug Anstrengung genauso Barkeeper werden, wie jemand der sehen kann.
Als ich ein gelaehmtes Stimmenband hatte konnte ich nur kurze Saetze heisser sprechen (ein bisschen so wie der beste Kumpel von Melcom Mittendrin), ich hab dann irgendwann heraus bekommen das es sehr gut funktioniert normal zu sprechen, wenn ich den Kopf zu einer Seite drehe. Nach und nach ist es dann besser geworden, letztlich fing ich dann an als Erzieherin zu arbeiten (absoluter Sprech und Singberuf) und hab beim Singen Beispielsweise immer den Trick benutzt, beim Reden gings dann mittlerweile da das Stimmenband dann nur noch seltener Aussetzer hatte.
Ich singe nicht gut und auch nicht gerne, da wir aber eine Musiklehrerin bei uns in der Gruppe haben die fuer das Thema brennt funktioniert das ganz gut. Ansonsten weiche ich dann meist auf Fingerspiele aus, da mir Melodien selber halten/vorgeben echt schwerfaellt.
Ich hatte noch nie viel Interesse an Musik, und meine eigene Motivation ist in die Richtung einfach nicht sehr ausgepraegt, aber andere Leute bei denen es nicht so waere, machen trotz solchen Sachen Gesangskarriere.
Es ist eine Herausforderung, aber man kann sie Meistern.
Ich selbst bin auf dem Rechten Ohr fast Taub und auf dem linken leicht gehörgeschädigt und ich habe da andere Erfahrungen gemacht. Bin schon seit meiner Kindheit gehörgeschädigt und ich hatte damit immer gewisse Probleme, da es bestimmte Punkte gibt, wo man sich einfach keine Strategie zurecht legen kann. Beispiel wäre zum Beispiel der Schul unterricht. Dort muss ich alle paar Minuten fragen, ob ein Mitschüler wiederholen kann was er gesagt hat, was eine immense Zeitverschwendung für alle anderen ist, was mich extrem nervt und wogegen ich nichts machen kann. Wenn ich mich mit Leuten in der Bahn oder im Bus, oder sonst wo unterhalte ist es oft so das ich da nur die Hälfte verstehe, aufgrund der vielen Geräusche. Oder im Musik unterricht wo ich bestimmte Instrumente einfach nicht höre, da sie auf einer ähnlich Tonlage liegen wie mein Tinnitus. Des weiteren bin ich Grobmotoriker und habe dauerhaft zitternde Hände, wo durch mir in den Dümmsten Situation Dinge aus der Hand fallen Das sind keine Herausforderungen die man meistern kann, sondern Dinge die mich in meinem Leben einschränken. Kann mir aufgrund meiner Erfahrungen daher Schwer vorstellen, das ein gehörloser mit seiner Situation zufrieden ist bzw. diese als unproblematisch ansieht.
Wie gesagt, ich moechte da auch nicht fuer andere sprechen. Ich glaube schon das es eine Sache der Sichtweise ist (aehnlich wie Glas halbvoll oder leer) bzw. Erfahrungen.
Das kenn ich auch, gerade bei uns in der Gruppe ist es oft ziemlich laut. Da kann ein Kind neben mir stehen und was erklaeren, wenn es dann noch undeutlich spricht muss ich 5x Nachfragen. Da hilft das “gesunde” Ohr dann auch nicht. Wir haben zur Zeit einige Kinder in logopaedischer Behandlung und bei dem einen Versteh ich teilweise fast gar nichts und muss dann nochmal meine Kollegen fragen, aber auch die muessen da erst zweimal hin hoeren.
Das schlecht Hoeren auf einem Ohr hat bei mir durch aus auch was gutes. Ich hab eine kuenstliche Herzklappe, und die hoert man in einem leisen Raum ticken wie eine Uhr (leider tickt sie A-synchron zu meiner Wohnzimmeruhr, das hat meinen Freund anfangsvoll gestoert als wir die Uhr bekommen haben xD). Das macht einen wahnsinnig wenn man einschlafen will. Also, was mach ich? Ich leg mich auf das gute Ohr und daempfe die Geraeusche ab, und Tada! Der Tinnitus auf dem schlechten Ohr uebertoent es perfekt. Kurz nach der OP hat mich das wahnsinnig gemacht, da hat mir der Trick sehr geholfen.
Wenn ein Kind einen Schreianfall kriegt, weil es gerade nicht so laeuft wie es das haben will ist das auch ganz gut. Ich kann es trotzdem troestend auf den Arm nehmen obwohl es mir ins Ohr bruellt.
Nur ein zusätzlicher Gedanke: Wie bei Allem wir die Normalität von der Masse bestimmt und das Wort „Behindert“ weißt auf eine Normabweichung hin. Man könnte auch einem Linkshänder eine „Behinderung“ attestieren. Macht man aber nicht, denn der sieht ja „normal“ aus.
Aber klar: Es ist nunmal die etablierte Bezeichnung für eine Gruppe Menschen, denen eine (oder mehrere) bestmmte Eigenschaft(en) zukommt. Ein besseres Wort hab ich auch nicht. Ich emfpinde es dennoch als irgendwie komisch.
Ich finde eben nicht, dass das Wort „behindert“ gleich heißt, dass es nicht normal ist. Wenn ich sagen würde „Alle sind weiß“, könnte man mich auch als rassistisch bezeichnen, da ich nicht akzeptieren kann, dass es andersfarbige Menschen gibt.
Ich behaupte nicht, dass Menschen mit Behinderung nicht normal sind, was auch immer „normal“ sein soll, denn wir haben ja alle unsere Macken. Ich sage eben nur, sie sind „behindert“ und das ohne jede negative Intention. Ein Rollstuhlfahrer kann eben keine Treppen steigen. Das ist so, das muss man akzeptieren, aber deswegen ist er ja kein schlechterer Mensch. Also vielleicht ist er ein schlechterer Mensch, aber nicht wegen der Behinderung.
Linkshaender, Brillentraeger, Farbenblinde, kleine und grosse Menschen. Alle begenen ihren eigenen Herausforderungen. Warum bedarf es im sozialem Zusammenleben einem Label um bestimmte Gruppen zu bezeichnen, andere wiederum leben als “normal” weiter.
Auf der Gamescom machst du doch fuer einen Querschnittsgelaehmten genauso Platz fuer seinen Rollstuhl wie fuer jemanden der sich das Bein gebrochen hat. Der eine ist Behindert, der andere nicht. Treppensteigen funktioniert mit einem eingegipsten Bein auch nicht, oder beim Baenderiss. Das sind dennoch alles keine Behinderten, und das obwohl jeder von denen im Alltag stark behindert wird.
Warum wird jemand der sein Leben lang unter etwas leidet ueber dieses etwas definiert, Hanswurst der sich das Bein gebrochen hat wird das aber nicht?
Das Beispiel ist ziemlich ungünstig gewählt und warum hast du Quasi selbst schon geschrieben. Der Bein Bruch ist eben nur temporär, wohingegen ein fehlendes Auge z.B eine Dauerhafte Einschränkung und somit eine Behinderung ist. So ist eben die Definition des Wortes behindert.
Es ist nun mal so, dass wir Menschen gerne mit einer offensichtlichen Eigenschaft beschreiben. Wenn jemand der einzige Schwarze in einem Bekanntenkreis ist, dann sagt man eben schon mal “Das ist der Schwarze”, wenn man versucht, jemandem zu erklären, wer dieser Max ist, von dem man ständig redet. Und wenn jemand im Rollstuhl sitzt, dann würde ich wohl sagen, dass Moritz der ist, “der im Rollstuhl sitzt”. Es ist ja nicht so, dass ich behinderte Menschen nur mit “Behinderter” ansprechen würde, nein, ich spreche sie ganz normal mit Namen an.
Aber wenn ich von der Gruppe rede, dann rede ich eben von “Behinderten”. Das mache ich schon alleine deswegen, weil es kurz ist. Ich könnte natürlich auch jedes mal “Menschen mit einer nicht temporären Beeiträchtigung” sagen oder “Menschen mit besonderer Herausforderung”, aber im Endeffekt würde ich damit nur umschreiben, was das Wort “behindert” sowieso schon aussagt.
Im Endeffekt muss ich die Gruppe in ihrer Gesamtheit aber eigentlich eh fast nie benennen.
Man muss sie nicht unbedingt sehen, es reicht, wenn man sie bemerkt. Und wenn die Behinderung nicht so leicht bemerkbar ist, dann wird derjenige in Beschreibungen vermutlich auch deutlich seltener darauf “reduziert”.^^
Egal was man ihr schreibt, sobald man nicht ihrer Meinung ist und sie es nicht mehr gegen Argumentieren kann blockiert sie einen. Das gleiche war bei mir der Fall.