Welchen Film habt ihr als letztes gesehen? II

„Vollmondnächte“, Frankreich 1984

Eine wankelmütige Mademoiselle
„Vollmondnächte“ (Originaltitel: Les Nuits de la pleine lune) ist ein französisches Drama des Regisseurs Éric Rohmer aus dem Jahr 1984. Es ist der vierte Film aus seinem Zyklus „Komödien und Sprichwörter“ und wurde von dem selbst erfundenen Sprichwort „Wer zwei Frauen hat, verliert seine Seele. Wer zwei Häuser hat, verliert den Verstand“ inspiriert.
Für Rohmer typisch geht es natürlich wieder um das wichtigste im Leben, die Liebe, in ihrer fleischlichen wie auch geistigen Form, ein wenig auch um ihre platonische Unterart.
Der Film nimmt die junge Designerin Louise (Pascale Ogier) unter die Lupe und wir dürfen ihr über die Schulter und in ihren Kopf blicken. Sie ist hin und hergerissen zwischen ihrer Freiheitsliebe und dem Drang nicht alleine zu sein.
Wie so oft bei Rohmer ist die Titelrolle wieder einmal mit einer sehr schlanken Dame besetzt. Mir persönlich wäre sie deutlich zu mager um meinem Idealbild nahe zu kommen, aber sie hat ein wirklich süßes Gesicht und ist mir irgendwie auf Anhieb ans Herz gewachsen, auch wenn ich viele ihrer (die Figur in der Rolle) Ansichten nicht teile.
Und auch wenn sie fast schon zerbrechlich wirkt, fand ich sie in dem schwarzen Abendkleid wirklich bezaubernd.
Spätestens (nahe dem Ende des Films) wenn sie im Cafe neben dem zeichnenden Herrn sitzt, und ein loses Gespräch mit ihm führt, klebe ich fest an ihren Lippen und folge gespannt ihrer Erzählung.
Vielleicht ist sie mir aber auch so sehr sympathisch, weil sie (etwa in der Mitte des Films) als Bettlektüre den ersten Band der Comicserie John Difool, „Der schwarze Incal“ (L’Incal noir), des chilenischen Filmemachers Alejandro Jodorowsky und des französischen Comiczeichners Moebius (Jean Giraud). verwendet. Die sechs Bände Überspannende Hauptserie kann ich wirklich nur jedem ans Herz legen.
Traurigerweise verstarb nur wenige Wochen nach Veröffentlichung des Films Pascale Ogier in der Nacht vor ihrem 26. Geburtstag. Posthum wurde sie für ihre Leistung in „Vollmondnächte“ für den César als beste Hauptdarstellerin nominiert.

Rémi, den Lebensgefährten von Louise spielt Tchéky Karyo, seine Karriere reicht und gedeiht noch bis in die Gegenwart auch wenn er mir besonders wegen „Nikita“ (1990) im Gedächtnis haften geblieben ist.
Für die platonische Komponente muss (aus seiner Sicht wohl leider) Octave (gespielt von Fabrice Luchini) herhalten.
Die ebenfalls bezaubernde Camille (Virginie Thévenet) darf die Verwicklungen beitragen wie auch Bastien (Christian Vadim). Das Sahnehäubchen in Form der Marianne bildet Anne-Séverine Liotard, auch wenn sie nur wenige Momente zu sehen ist.

Fazit:
Der Film kommt ein wenig schwer in die Gänge, unterhält und gefällt dann aber sehr. Mir gefiel es wie die Handlung sich voran schlängelte, entfaltete und in einem schönen Finale mündete.
Die Dialoge sind wie von Rohmer auch nicht anders zu erwarten mal tiefgründig, mal banal, und manchmal fast schon philosophisch.
Ein wenig könnte man sich daran stören wie das Bild der Frau als berechnend und schnell schwenkend dargestellt wird, die Männer kommen aber auch nicht ungeschoren davon und werden ein wenig naiv, ja geradezu treudoof, und absurd untadelig aufgezeigt, so dass es schon schablonenhaft wirkt.
Ich wurde aber sehr gut unterhalten.