Marie Curie und Edison
Kurz hintereinander bzw. zeitgleich laufen zwei „Biopics“ über namhafte Erfinder. Da bietet es sich ja förmlich an, beide Filme zeitnah zu gucken und miteinander zu vergleichen. Beide haben eine ähnliche Laufzeit von 110 bzw. 107 Minuten.
Eigentlich war Edison bereits 2017 fertig, die weltweite Veröffentlichung fiel dann aber dem Skandal um Harvey Weinstein und dem Bankrott der Weinstein Company zum Opfer. Erst zwei Jahre später bekam eine Firma die Veröffentlichungsrechte und der Film erschien Mitte 2019 in UK und im Oktober in den USA. Warum er dann noch mal ein Jahr später erst bei uns läuft, weiß ich nicht. Zu dem Zeitpunkt war die Pandemie ja noch kein Thema. Aber auch Curie erfuhr eine Verschiebung der Veröffentlichung, was hier aber definitiv am Virus lag.
Egal, zu den Filmen selbst: Während Edison mit einem Budget von ca. 30 Mio $ eher den Weg eines konventionellen Films geht und sich sehr spezifisch eine relativ kurze Zeitspanne (13 Jahre) im Leben von Edison vornimmt, decken die Macher von Curie (ein Budget konnte ich nicht finden, aber es dürfte weit, weit unter 30 Mio gelegen haben) eine Zeitspanne von Kindheit bis Tod ab, wobei der Fokus natürlich auf der Zeit ihrer wichtigsten Entdeckungen und persönlichen Ereignissen liegt.
Gefallen haben mir beide. Edison wirkt aufgrund des höheren Budgets bombastischer, es spielt an viel mehr Schauplätzen, es gibt mehr Darsteller und damit Figuren, mehr Effekte. Curie wirkt dafür näher dran an der Person, ihrem Leben, ihrem Schicksal. Vor allem durch die eingestreuten Ausschnitte über Auswirkungen, die die Entdeckung der Radioaktivität in der Folge hatte (zivil wie auch militärisch). Sowas gibt es bei Edison nicht. Da wird höchstens mal geschwärmt und gemutmaßt, was für eine Bedeutung großflächig verfügbarer Strom einmal haben könnte.
Während Marie Curie fortwährend um Anerkennung in der von Männern dominierten Wissenschaftswelt kämpft und dabei durch ihre äußerst selbstbewusste Art mehr als einmal aneckt, kämpft Edison hauptsächlich um Gelder, um seine Entwicklungen zu finanzieren und an die Leute zu bringen, wodurch er durch seine selbstbewusste Art mehr als einmal aneckt.
Schauspielerisch haben mir sowohl Rosamunde Pike als auch Benedict Cumberbatch gefallen. Letzterer besonders deswegen, weil er - obwohl er wie so oft einen genialen Typen darstellt - nicht einfach nur eine weitere Iteration von Sherlock Holmes abliefert. Pike nahm ich die Verkörperung von Curie auch jederzeit ab.
Bei beiden Filmen hätte ich mir jedoch ab und an mehr Details gewünscht. In Edison fehlt die Vorgeschichte komplett, man wird mitten in den Lebensabschnitt geworfen. Bei Curie wirkt dadurch, dass zeitlich mehr betrachtet wird, alles ein bisschen gehetzt, vor allem was den wissenschaftlichen Part angeht. Aber das mag an mir liegen, da ich generell an solchen naturwissenschaftlichen Thematiken interessiert bin.
Kurz gesagt: Beide gut gemacht und unterhaltsam, Curie etwas künstlerischer und umfassender, Edison spannender. Aber für ein umfassenderes Bild muss man danach schon noch Wikipedia o.Ä. konsultieren.