The Shall Not Grow Old
Wurde leider von manchen als Mogelpackung bezeichnet, weil die so groß angekündigte Restauration nur ca. 50% des Films einnimmt. Der Rest sind Bilder aus der Zeit, Zeichnungen oder das altbekannte Schwarz-Weiß-Material. Der Film schafft es trotzdem durch seine Restauration eine ungeahnte Nähe zum Geschehen herzustellen, beleuchtet eher kleine Facetten des Lebens an der Front im Graben (wie sieht es mit der Privatsphäre beim Toilettengang aus? Spoiler: Es gibt keine) und ist immer ganz nah bei den Soldaten anstatt das Große Ganze zu thematisieren.
Als Warnung: Es gibt wirklich sehr sehr fiese Bilder von Gefallenen. Wer das nicht sehen will, sollte sich diese Doku nicht anschauen.
4 von 5 Sternen.
My Days of Mercy
Am Rand einer Hinrichtung verlieben sich Ellen Page und Kate Mara ineinander. Eine ist gegen die Todesstrafe die andere dafür. Was ein interessanter Film hätte werden können über die ethischen Perspektiven zur Todesstrafe und wie weit Liebe Differenzen überwinden kann, wird leider zu einem sehr unfokussierten Film, der einen am Ende unbefriedigt zurücklässt.
Bereits der “Versuchsaufbau” verhindert eine tiefere Beschäftigung, denn beide sind aus persönlichen (egoistischen?) Gründen motiviert auf der jeweiligen Seite zu stehen. Die eine, weil ihr eigener Vater in der “Death Row” sitzt und die andere, weil der Polizeipartner ihres Vaters umgebracht wurde. Eine wirklich ethisch-moralische Überzeugung auf der einen oder anderen Seite zu sein hat keine der beiden Figuren und somit auch kaum eine Basis wirklich zu debattieren.
So entsteht der erhoffte und interessante Konflikt erst gar nicht und es entsteht eine Romanze, die vollkommen abgekoppelt von dem Drama ist und zudem leider selten wirklich überzeugend wirkt. Die Chemie stimmt irgendwie nicht und es werden halbherzig Klischees abgefeuert, um die beiden sympathisch darzustellen (ja, lass uns zusammen quirky zu einem Song tanzen). Das Drama (hat der Vater wirklich die Mutter umgebracht und bekommen sie ihn noch aus der Death Row?) reißt leider auch nicht wirklich mit, ist aber der bessere Part.
2,5 von 5 Sternen
Kids
90 Minuten wird wild durcheinander geredet und es geht zu 90% nur ums Vögeln oder Drogen. Es ist so, als hätte man einfach einen Tag eine Jugendgang mit der Kamera begleitet. Hoch anstrengend, aber eben auch hoch authentisch. Wirklich mitfühlen kann man mit den durchweg unsympathischen Figuren nicht, aber dennoch liegt dem ganzen eine Bitterkeit bei, die einem schwer im Magen liegt, weil man weiß, dass es diese Cliquen wirklich gibt. Einige Bilder verstören auch wirklich, wenn man sieht wie 8-Jährige saufen, rauchen und kiffen und das anscheinend alle für normal halten.
Der Film gilt in den USA als absoluter Skandal, was man verstehen kann. Denn zumindest in der ersten Sexszene sieht das Mädchen aus wie 12. Alle Beteiligten in solchen Szenen waren aber über 18.
Also: Harter Tobak. Anstrengend. Aber sehenswert, wenn man sich mal etwas schockieren will.
4 von 5 Sternen.
Bombshell
Der hat mich durchaus überrascht. Zunächst: Ich beschäftige mich schon sehr lange mit der US-Politik und da kommt man an Fox News nicht vorbei. Das bedeutet, dass ich die ganzen Nasen um die es in dem Film geht kenne. Das Grundthema ist für mich also schon mal sehr interessant.
Der Film ist sehr flott inszeniert und er hat ein brachiales Ensemble: Nicole Kidman, Charlize Theron, Margot Robbie, Kate McKinnon , Allison Janney , John Lithgo (als sehr überzeugendes Schwein) und Malcolm McDowell (wann hat man den das letzte Mal gesehen?). Außerdem habe ich selten gesehen, wie nahtlos man hier Filmszenen mit echten Ereignissen vermischt hat.
Der Film versucht auch nicht effekthascherisch mit dem Thema sexuelle Belästigung umzugehen und zeigt - wenn er überhaupt sowas zeigt - wie demütigend und unangenehm etwas für die Frauen ist, wo ich mir sicher bin, dass einige sagen es sei ja “gar nicht so schlimm”.
Was dem Film vorgehalten wird ist, dass er Frauen zu Opfern und Helden stilisiert, die durchaus aus eigener Überzeugung bei so einem Sender arbeiten und On Air Dinge von sich gegeben haben, die jenseits von Gut und Böse sind. Aber das finde ich irgendwie ein komisches Denken, weil es die Dinge, die ihnen passiert sind ja nicht weniger schlimm macht oder rechtfertigt.
4 von 5 Sternen.