IT: Chapter Two
Der erste Teil hat es Chapter Two in vielen Aspekten sehr schwer gemacht, da dieser ohne Zweifel einer meiner Lieblingshorrorfilme aus den letzten Jahren geworden ist, beziehungsweise er hat echt hohe Maßstäbe gesetzt. Wunderbare Kinderschauspieler, harte und böse Szenarien und ein Drama, dass mich durch und durch überzeugt hat. Leider schneidet Chapter Two in fast allen Aspekten schlechter ab…
Erstmal zu den Darstellern. Da gibt es zum Glück keine Enttäuschung, da der Erwachsene-Cast sehr gut ausgewählt wurde. James McAvoy hat mich über die Dauer des Films echt überzeugt, gerade weil er charakterlich in Schemata zurückfällt, die man noch von dem Bill aus der Schulzeit kennt und man kauft ihm auch das Stottern problemlos ab. Jessica Chastain passt nicht nur von der Ähnlichkeit sehr in die Rolle von Beverly, sondern hat mich mit ihrer Schauspielqualität auch hier überzeugt. Der eigentliche Star des Films ist allerdings Bill Hader, der nicht nur perfekt auf den Charakter von Richie übernimmt, sondern auch dem Loser-Club hin und wieder die Show stiehlt. James Ransone hat mich in der Rolle von Eddie echt gecatcht und kreiert auch einige zitierfähige Momente, dennoch steht sein Charakter leider zu sehr auf der Stelle. Isaiah Mustafa als Mike und Jay Ryan als Ben sind gut besetzt, aber sind eher Beiwerk, da Bill Skarsgård als Pennywise hier wirklich die Leinwand dominiert und einfach nur verstörend gruselig und verdammt viel Leidenschaft in diese Rolle setzt. Was man hier auch wieder loben muss sind die Kinderdarsteller, die mich zeitweise doch mehr gepackt haben, da ich bei ihnen mehr das Gefühl hatte in der Geschichte zu sein. Selbst Steven King selbst hat einen Gastauftritt und macht seinen Job gut, dennoch wäre die Szene echt nicht nötig gewesen.
Drehbuch, hm hm… Gary Dauberman zeigt hier leider nicht seine beste Seite. Als Autor von Annabelle konnte er mich nur beim zweiten und dritten Teil überzeugen, beim ersten ES hatte er das Drehbuch noch mit Unterstützung geschrieben und das merkt man. Eine viel zu lange Exposition, stellenweise echt mit Klischees überladen, es kommt zwischen den erwachsenen Charakteren kaum zu einer richtigen Chemie, der Film ist auch für einen Horror-Film auch viel zu witzig. Da werden spannungsaufbauende Momente und Pennywise Performance auf Grund von ein paar One-Liners geopfert und hat mich an diesen Stellen auch echt verloren. Auch die Dramaturgie lässt zu wünschen übrig, gerade im zweiten Akt dümpelt der Film etwas vor sich hin und weiß auch nicht wirklich wohin, trotzdem schafft es Dauberman den Hintergrund ordentlich aufzuwirbeln und die Charaktere auf den Kopf zu stellen und hat mich gerade mit einem Charakter und seinem Handlungsstrang sehr überrascht. Doch die Hauptcharaktere haben nach dem ersten Teil leider keine Entwicklung durchgemacht und scheinen mit den pubertären Einstellungen wirklich ihr Leben meistern zu können. Das könnte aber auch der Romanvorlage geschuldet sein, die ich allerdings nicht kenne, dementsprechend kann ich das nicht beurteilen. Doch auch gerade zum Ende hin findet der Film leider kein Ende und ist leider auch viel zu lang, fühlt sich nur durch die Flashbacks so flott und kurzweilig an, was zumindest halbwegs Dynamik hineinbringt. Trotzdem, gerade an allen drei Akten und dem Ende etwas zu kürzen und die Dialoge etwas besser auszuarbeiten, und es wäre ein knackigeres Ergebnis gewesen.
Obwohl Andrés Muschietti wieder auf dem Regiestuhl sitzt und für den fantastischen Horror im ersten Teil verantwortlich war, überzeugt hier der Horror leider nur teilweise. Pennywise darf natürlich wieder Kinder und Menschen töten und gerade einige Sequenzen wissen echt zu wirken, dennoch werden einige Momente einfach durch Gags gebrochen, wirkt zu albern, es sind für meinen Geschmack zu viele Jump-Scares und zu wenig atmosphärischer Horror und es gab bei einigen Horrorsequenzen echt Gelächter. Die Flashback-Sequenzen waren die besten, aber eine wirkliche Spannung hat sich kaum aufgebaut, da das Drehbuch das leider nicht zulässt. Dazu bedient sich der Film leider an anderen Klassikern, die das bereits besser umgesetzt haben. Dennoch wird hier gerade der Hauptkonflikt gut eingefangen, doch die letztendliche Message lässt zu wünschen übrig, kann aber auch ein Problem der Buchvorlage sein.
Technisch und handwerklich kann der Film hingegen wirklich überzeugen. Gerade die Kameraarbeit ist für einen Horrorfilm wie im ersten Teil echt hochwertig ausgearbeitet, viele Kamerafahrten und kreative Einstellungen. Der Schnitt war gut, aber gerade in den Horrormomenten etwas zu hektisch, dazu hat das Sound-Design mich nur stellenweise überzeugt, da dabei leider auch etwas zu sehr auf das Horror-Klischee gesetzt wird. Kostüme haben überzeugt, auch das Make-Up war hochwertig und ähnlich zum ersten Teil wird es hier brutal, blutig und es werden Knochen gebrochen und tut für den Kinogänger, der Gewalt nicht gewohnt ist, ganz schön weh. Auch Derry steht wie zuvor und bietet viele abwechslungsreiche Sets, in denen die Darsteller von Horror zu Drama geschickt werden. Allerdings sind die Visuellen Effekte bzw. das CGI echt dürftig. Das sieht recht roh gerendert aus, ist mir auch etwas zu viel gewesen und war auch zu sehr drüber, als das mich das verängstigt hat, ich musste eher drüber lachen. Ich sag nur Glückskekse. Bei der Musik gibt es ein ähnliches Problem, weitesgehend fängt diese den Vibe gut ein, doch aus irgendeinem Grund muss man hier in fast jeder Horror-Sequenz die Musik so aufbauen, dass man entweder den Horror durch die Musik nicht mehr spürt oder den Jump-Scare schon kommen sieht. Und da verliert er gerade als Horrorfilm viel Reiz für mich.
Im großen und ganzen bin ich trotz der Darsteller, der Geschichte, der handwerklichen Aspekte und ein paar wenigen wirklich überzeugenden Horror-Sequenzen eher enttäuscht von Chapter Two. Man könnte auf mancher Ebene einen Endgame-Vergleich anstellen, denn der Film will zu viel für das was er eigentlich ist und dauert auch einfach viel zu lang. Dazu hab ich leider nur bei den Kindern wirklich mitgefiebert und hatte große Probleme mit den Erwachsenen klar zu kommen, trotz des Schauspiels der Darsteller. Und gerade ein Kapitel 2 sollte sich den Horror groß auf die Fahnen schreiben können, doch gerade das ist hier fast die größte Enttäuschung. Denn wirklich gegruselt oder angespannt war ich in keinem Moment, im Gegensatz zum ersten Teil. Vielleicht was für Fans des Buches und für Leute, die einen etwas anderen Horrorfilm sehen würden, aber für mich keine Empfehlung wert.
6/10
Gesehen im Kino auf Deutsch