Shazam!:
Ganz eigenartiger Film. Fügt sich irgendwie nicht so richtig in die Marvel-Chronologie ein. Die anderen Superhelden-Referenzen in diesem Film sind Batman und Superman und so, welche ja nicht Marvel sind…
…
Ohhhhh… Shazam ist DC, und nicht Marvel?
Ha? Hättet mich direkt täuschen können.
Ist ein typischer Marvel-Film. Sehr gut geschriebene Charaktere mit Ecken und Kanten, aber trotzdem sympatisch, der Plot ist ein bisschen vorhersehbar und eher Standard und generisch, das Design eher bunt als düster, dennoch werden die emotionalen Momente ernst genommen, aber zwischendurch immer diese Prise Humor die halt typisch für diese Filme sind, das Ende ist ein Hau-drauf-Kampf, obwohl es thematisch auch gut etwas anderes hätte sein können… Himmel, sogar der eher unspektakuläre und etwas verschwendete Antagonist passt perfekt ins Marvel-Schema.
Und das macht den Film so eigenartig.
Denn ehrlich gesagt, ich hätte mir vom Trailer her etwas anderes erwartet! Viel mehr eine richtige Komödie wie “Guardians of the Galaxy” oder “Deadpool”. Stattdessen ist er tonlich eher am zweiten “Thor”-Film dran oder so (ok, schon etwas mehr Komödie, aber doch weniger als z.B. “Thor 3”). Lustig, ja, definitiv seine komödiantischen Einlagen, aber der Film nimmt sich doch über weite Strecken sehr viel ernster als ich erwartet hätte.
Und hier liegt die Stärke UND die Schwäche des Filmes.
Die Stärke ist, dass der Film halt auch all die Stärken hat, welche die Marvel-Filme zu einem solchen Erfolg werden liessen. Die Charaktere sind absolut gelungen. Viel Persönlichkeit, viel Charisma, gut geschriebene Personen!
Und so generisch der Plot insgesamt auch sein mag, so ist er doch (wie auch typisch für Marvel) im Detail genug clever geschrieben, um mich bei der Stange zu halten!
Der Film fängt zum Beispiel in meinen Augen sehr stark an! Mit netten Drehs an etablierte Konventionen. Zu Beginn sieht man ein Jungen, der plötzlich die Möglichkeit erhält, extreme Kräfte zu erhalten. Der Junge ist ein bisschen ein Underdog, scheint aber selber trotz schwieriger Umstände ganz in Ordnung zu sein… Und es stellt sich heraus, dass das NICHT unser Held sein wird. Was schonmal einen guten Start ist den Antagonisten sympatisch zu machen.
Mir gefällt auch der Twist an den “Auserwählten”, der Held, der die Kräfte bekommt. Und jaja, typisch, erst wirkt er als sei er nicht der Richtige, aber aus irgend einem Grund kriegt er die Kräfte trotzdem, und es stellt sich im Verlaufe des Filmes heraus, dass er DOCH der Richtige ist…
Nope. Der Film sagt mehr oder weniger: “Jaaaaaa… der Mentor-Figur ist jetzt einfach die Zeit abgelaufen, drum muss er die Macht einfach dem nächst Besten aufdrücken, da seinen Standards eh niemand gerecht wird. Hoffen wir einfach mal dass das gut läuft!”
Wie gesagt, der PLOT, wie das ganze sich danach entwickelt ist wirklich sehr, sehr vorhersehbar, aber der Film ist einfach in vielen Bereichen clever genug geschrieben und mit dem Fokus auf den richtigen Aspekten (den Charakteren, primär), dass es nicht stört.
Aber wie gesagt der Film hat halt auch seine Schwächen.
Zum einen ist der Antagonist SEHR enttäuschend! Als ich die Statuen der sieben Todsünden zum ersten Mal sah dachte ich: “Oh, nice! Die Möglichkeit für richtig kreative Kämpfe und Designs und Persönlichkeiten für die Antagonisten!”
Aber nope… die Monster sehen so langweilig und generisch aus wie sie nur können. Und Persönlichkeiten haben sie auch keine, sind einfach alles Monster. Gesichts- und Charakterlos, völlig verschwendetes Potential. Mark Strong ist zwar ein guter Schauspieler als Bösewicht, aber das Meiste was er an Persönlichkeit erhält ist praktisch die erste Szene mit seinem Charakter, und danach wird er einfach langweiliger Bösewicht #236. Auch hier, verschwendetes Potential.
Ein anderes Problem mit der Marvelifizierung dieses Filmes ist… nun… es Fehlt ihm ein bisschen an eigenem Flair. Der Film passt wirklich hervorragend in das Avenger-Line-Up, aber wie die meisten Leute wissen, die durchschnittlichen dieser Filme sind leider doch ein bisschen Einheitsbrei. Die gehen meistens ins eine Ohr rein, richten ein bisschen Schaden an, gehen durchs andere Ohr wieder raus… und dann wars das auch im Bezug auf Eindruck den sie Hinterlassen. Und wie viele der durchschnittlichen Superhelden-Filme bin ich zum Schluss zufrieden… aber habe auch nicht das Gefühl, dass ich den Film sehr bald wieder unbedingt sehen will, und in meinem Hirn wird er vermutlich bald im Blockbuster-Einheitsbrei verschwinden. Und wie gesagt, das war NICHT den Eindruck, den ich vom Trailer erhalten habe.
Ich meine… wenn man ihn mit den anderen DC-Filmen vergleicht, dann ist er natürlich absolut eine Komödie mit seinem eigenen Ton und Stil und einer Qualität welche über den meisten anderen drüber steht…
Aber gemessen an ALLEN Filmen die da draussen existieren hat er wirklich nur sehr wenig was ihn rausstechen lässt.
Fazit: Generisch, aber immerhin gut geschrieben, gute Charaktere, Humor sitzt, emotionale Momente sitzen… gutes Popcorn-Kino.
PS: Ach ja, ein letzter Punkt… Die Spezialeffekte sehen sehr, sehr billig aus. Und ich habe nicht das Gefühl, dass das eine stilistische Entscheidung war.