Wonder Woman:
Einer dieser typischen Filme, den ich in den Himmel loben würde… wenn er nicht eine Handvoll Fehler hätte, die ihn dann doch massiv runterziehen.
Um mich nicht falsch zu verstehen, ich finde den Film nach wie vor extrem gelungen, und ist einer dieser Filme der besser wird, je mehr ich ihn sehe, aber die Probleme die er hat (vor allem ein ganz gravierender) sind dann doch etwas mehr als nur Details und nagen am Gesamtbild.
Ich glaube, das offensichtlichste Problem welches der Film hat sind die Antagonisten.
Ich verstehe nicht, warum man die derart überzogen Klischee-böse machen musste. Gerade dieser Film mit den Themen die er anspielt hätte Antagonisten verdient, welche etwas komplexer wären, etwas mehr Fleisch am Knochen hätten. Und gerade weil der Film als Kulisse den ersten Weltkrieg wählt in welchem, im Gegensatz zum zweiten Weltkrieg, die „Gut/Böse“-Rollen dann doch etwas weniger klar verteilt sind, ärgert es mich einfach, dass man als Antagonisten einen Bösen Nazi-Obergeneral und seine Frau Doktor Mengele hat…
Und Ares, schlussendlich, funktioniert auch nicht wirklich. Nicht nur, weil der Schauspieler völlig falsch gewählt wurde (David Thewlis ist zwar ein guter Schauspieler, aber für „Griechischen Kriegsgott“ ist der sowas von falsch gewählt), sondern auch weil sein finaler Kampf durch seine schlecht definierten Mächte und seine platte Philosophie einfach uninteressant ist.
Aber das grössere Problem, und das mag wie ein Detail wirken, ist es aber nicht, ist der Übergang zum Ende von der finalen Konfrontation zu dem was nachher passiert.
Der Film etabliert unter anderem, dass Dianas Glaube, dass so ein Krieg einfach ist, und das Werk einer über-bösen Person, fehlgeleitet ist. Kriege sind kompliziert, schmutzig und teil der Menschlichen Natur… und du kannst die Schuld dafür nicht einfach bei einem Individuum suchen. Aris Tod wird den Krieg nicht beenden, weil er den Krieg nie verursacht hat, sondern die Menschheit nur ein bisschen angestachelt hat. Die Menschen waren nicht unter seiner Magie gefangen, die machten das aus eigenem Willen.
Warum, oh warum, wird dann aber das Ende so inszeniert, als habe der Tod von Aris den Krieg beendet und den Deutschen Soldaten plötzlich die Augen geöffnet?
Man muss sich die Szene nur mal anschauen! Aris stirbt, dann geht die Sonne auf, und plötzlich sieht man all die Soldaten sich umarmen und friedlich sein, obwohl sie im Zentrum eines ihrer zerstörten Basen stehen. Dann kommt ein Schnitt nach England, und man sieht wie die Bevölkerung den neu eingekehrten Frieden feiern.
Und ja, der Film hat zwar etabliert, dass der Krieg kurz vor dem Ende steht und das Friede eigentlich nahe ist… aber du kannst ein Ende nicht so filmen, ohne dass es gleichzeitig den Eindruck erweckt, dass das Kriegsende und der Tod von Aris kausal zusammen hängen.
Um es kurz zu machen: Die Art den finalen Konflikt zu beenden ist sehr, sehr fehlgeleitet, weil er entweder die Aussage des ganzen Filmes in den letzten Momenten untergräbt, ODER weil er einfach falsch und ungünstig in Szene gesetzt ist. So oder so, es ist ein massives Problem für das Finale des Filmes, und eines, welche massiv der Qualität des Finales und der Message des ganzen Filmes schadet.
Und das ist soooo schade, denn abgesehen von diesen zwei Problemen ist der Film wirklich extrem gelungen.
Fangen wir mal mit dem letzten Drittel an. Obwohl ich das oben ja jetzt massiv kritisiert habe und es allgemein als der schwächste Aspekt des Filmes angesehen wird, so bin ich der Meinung, dass der dritte Akt EIGENTLICH sehr gelungen ist! Ehrlich gesagt, wäre der dritte Akt wirklich so schwach wie ihn die meisten Leute darstellen, dann würden mich die Probleme darin vermutlich weniger nerven. Denn dann wäre es einfach ein schwacher, dritter Akt. So aber ist es ein extrem starker Dritter Akt, welcher durch individuelle Fehler runtergezogen wird.
Denn das Kernstück, das Herz des Finales, die Beziehung zwischen Steven und Diana, Dianas Erkenntniss, dass Krieg Teil der Menschheit ist, Steves Selbstopferung und Dianas erst entstehender Hass auf die Menschheit, verknüpft mit der dann folgender Erkenntniss, dass sie in Steves Tod zwar das Schlechtestes, aber auch das beste gesehen hat, was die Menschheit zu bieten hat… das ist alles fantastisch gemacht! Nicht nur spielen Gal Gadot und Chris Pine diese Szenen extrem gut, die Chemie zwischen den beiden welche durch den ganzen Film aufgebaut wurde, und der durchaus komplexe Charakter von Steve Trevor und der Naivität von Diana in dieser Phase… all das kommt zusammen und sorgt dafür, dass DIESER Aspekt des Endes stärker ist, als die Finale so vieler Superheldenfilme! Das Finale ist die logische Konsequenz der Entwicklungen und der Persönlichkeiten welche die Charaktere bis dahin gezeigt haben, und deswegen kann ich einfach nicht zustimmen, wenn Leute behaupten, dass das letzte Drittel „schlecht“ ist. Denn obwohl es durchaus die schwächsten Elemente des Filmes enthält, so enthält es auch die stärksten Elemente des Filmes.
Und ehrlich gesagt, das Ende (oder das Charakter-Ende der Protagonisten) funktioniert nur so gut, weil alles vorher auch so gelungen ist.
Der Film ist einfach gut geschrieben und unterhaltsam in Szene gesetzt. Die Charaktere (nicht nur Diana und Steven sondern auch viele der Nebencharaktere) sind sympatisch und ihre Interaktionen sind smart geschrieben. Der Film ist über zwei Stunden lang, und man merkt die Längen rein gar nicht, weil er in meinen Augen einfach keine „tote“ Minute hat. Es läuft immer etwas, das unterhält oder packt. Seien es unterhaltsame Dialoge, oder ruhigere Momente, wo man mehr über die Welt und die Charaktere lernt, oder halt fantastisch inszenierte Actionsszenen, welche kurzweillig sind und kreativ umgesetzt…
Dieser Film ist wirklich extrem gut. Und auch wenn seine Schwächen mehr als nur Details sind so können sie die positiven Qualitäten des Filmes nicht untergraben.
Fazit: Hätte der Film nicht ein Problem mit den Antagonisten und einem Aspekt des Finales dann wäre es unter Umständen einen der stärksten Superheldenfilme der letzten Jahrzehnte. So ist es einfach nur ein extrem guter Film mit tollen Charakteren und einem guten Skript.