Welchen Film habt ihr als letztes gesehen? II

Zu deiner Spoiler-Frage: (Meinung, ich habe keine Qualifikation in dem Fachgebiet)

Ich denke zumindest, dass es (aus deutscher Sicht) entweder „unterlassene Hilfeleistung“ oder „Totschlag durch Unterlassung“ sein könnte. Sie hat ihn ja Selbstmord begehen lassen.
Zudem habe ich folgendes gefunden: „Die Verleitung [zu Suizid] eines Schuldunfähigen oder die Anstiftung mittels einer Täuschung kann Totschlag bzw. Mord (des Suizidenten) in mittelbarer Täterschaft (§ 25 Abs. 1 Alt. 2 StGB) sein.“

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Jahrhundertfrauen (20th Century Women), 2016
Mike Mills

„Menstruation.
Und jetzt sagen wir es alle zusammen und zwar ganz weich, ganz glücklich und ganz unangestrengt: Menstruation.“

Ein Film der, auf eine sehr liebenswerte Weise und mit einer sehr unaufgeregten Bildsprache, die Geschichte einer Mutter und ihres Sohnes erzählt, samt Untermieter. Wie wird Mann erwachsen?

Nichts ist so kompliziert wie die Beziehung zwischen Teenagern und Eltern. Wer kennt es nicht, dass man sich loslöst, nichts erzählt und vieles für sich aushandelt. Aber diese Mutter bleibt dran, sie will ihren Sohn nicht allein lassen mit seinen Gedanken und Fragen, aber sie teilt sich selbst auch nicht mit.

Ich empfand diese Beziehung zwischen Mutter und Sohn ein Stück weit idealisiert. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nur die Mutter-Tochter Beziehung nachempfinden kann und da gibt es eher die Konstellation Emely-Lorrelai oder Lorelai-Rory.

Insgesamt wirkte der Film wie eine Erzählung aus einem Buch, in dem wir lieber die schönen und lösbaren Probleme festhalten und es im Nachhinein nicht mehr so schlimm wirkt, wie es wirklich war. Das wird nicht zuletzt transferiert durch die Erzählstimmen der Figuren im Film.

Ein angenehmer, unaufgeregter Coming-of-Age Film, wobei hier auch eine Mutter ihre Coming-of-Age Momente hat. Jetzt bin ich neugierig auf einen anderen Mills Film: Beginners.

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Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1981)
Da ich in der Amazon-Serie irgendwie null Reiz sehe habe ich mir den ebenfalls auf Prime enthaltenen Original-Film angeschaut, den ich bestimmt zuletzt vor über zwanzig Jahren irgendwann im Schulunterricht geschaut hatte. Der Film an sich ist nicht nur ein Schlag in die Magengrube, sondern ein permanentes Geboxe in eben jene. Hier wird einfach nichts beschönigt und nicht viel davon ist auch schon anzusehen. Ständig hat man das Verlangen sich einfach Christiane zu schnappen und aus diesem Moloch heraus zu holen. Und in den Momenten, wo Christiane durch die Straßen streift wirkt die Stadt durch den erdrückenden Score wahrhaftig wie ein Dämon, der einen jeder Zeit zu verschlingen droht. Und am Ende kann Christiane dem auch nur entfliehen weil sie wirklich die Stadt verlässt. Nur David Bowie hatte ich irgendwie präsenter in Erinnerung. Er wirkt zwar schon durchweg allgegenwärtig, aber wirklich präsent ist der eigentlich nur im ersten Viertel oder der ersten Hälfte des Films.
10/10

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Ich frage mich, was die Serienmacher sich dabei gedacht haben… ich meine, dieses vernichtende Echo war doch absolut erwartbar. Du nimmst einen Film, der eben gerade für seine schonungslose, authentische und dreckige Darstellung berühmt ist und bügelst alles glatt. Im Film liegen die Charaktere auf Bahnhofklos in ihrer eigenen Kotze und in der Serie gibt es Gags, wo Zigarettenschachteln aus einem Automaten fliegen…
Allein die Darsteller wirken alle viel zu alt.

Und im Film mag David Bowie rar sein, aber die Szene wo Christiane bei ihm vor der Bühne steht ist genial, weil da so viel drin steckt. Er ganz oben, sie ganz unten und um sie herum leben alle den Moment während sie apathisch zugedröhnt alles nur durch einen groben Filter wahrnimmt. Und wo sie zu dem eigentlich in Filmen schon kaputtgespielten Song „Heroes“ durch die Einkaufshalle rennen… das ist großes Kino.

Für mich einer der besten deutschen Filme. Und was die Abschreckung vor Drogen angeht auf einem Level mit Reqiem for a Dream.

3 „Gefällt mir“

Drugstore Cowboy (1989) von Gus van Sant

Eine kleine Gang von Drogensüchtigen um Matt Dillon und Heather Graham schlagen sich mit Apotheken-Diebstählen durchs Leben, verticken einen Teil davon und werden regelmäßig von der Polizei „besucht“. Sehr unterhaltsamer Film und kam für mich sehr überraschend. Noch nie davon gehört und durch die „nur noch begrenzte Zeit auf Prime“ Kategorie bei mir „aufgeploppt“.
Noch bis zum 28. bei Prime. Empfehlenswert.

4,5/5

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Wurde 2017 im Shocktober von Gregor vorgestellt
Brainscan von John Flynn

Brainscan enthält eine Horrorfigur wo es Schade ist das er so unbekannt ist The Trickster hier gespielt von T. Ryder Smith. Es gab danach nie wieder einen weiteren Teil.

Story dreht sich um Michael Bower (Edward Furlong) welcher bei einem Autounfall schwer verletzt wird und seine Mutter stirbt. Sein Vater ist immer auf Reise so ist Michael alleine zu Hause.

Eines Tages erfährt er von seinem Freund Kyle (Jamie Marsh) vom Game Brainscan. Da Michael ein großer Horrorfilm Fan ist spielt er dann das Game und erlebt Unglaubliches.

Wie Gregor auch richtig erwähnte stammt das Drehbuch von Andrew Kevin Walker der das Drehbuch auch zu Sieben geschrieben hat. Der Film ist nicht so brutal wie Sieben hat aber ein bis zwei eklige Szenen.

Erfreulich nie Uncut indiziert. Bekommt von mir 6/10 Gamediscs :doge_finger_guns:

Über den Trickster erfährt man nix auch nicht ob der mal ein Mensch war.

2 „Gefällt mir“

Wo hast du den denn sehen können? Hab den seit meiner Jugend nicht mehr geschaut und würde den gerne mal wieder sehen. Die Prämisse mit dem VR-Reallife-Videogame hat mich als Pubertierender in den 90ern mega geflasht.

Wonder Woman 84

Da ich noch mein Sky Ticket habe, konnte ich mir auch WW84 anschauen. Was soll ich groß sagen? Dieser Film wird mir wohl so wie der erste Teil im Gedächtnis bleiben. An dem hab ich fast keine Erinnerung mehr.

Die 1984 im Titel spielt eigentlich keine große Rolle. Frag mich, ob man bei einen möglichen 3. Teil es dann Wonder Woman 1992 oder Wonder Woman 2006 nennt. :sweat_smile: Außer die Szene mit dem Kleidungsstil und USA/Sowjetunion hätte es wohl jedes Jahrzehnt sein können.

Ich fand Pedro Pascal in der Rolle eigentlich ganz gut. Da mag ich Gegenspieler, die nicht ultrastark sind. Dafür gab es Kristen Wiig.

John Murphy’s "Adagio in D Minor wurde schon erwähnt. Das sagt leider auch etwas über den restlichen Score aus, wenn nur dieses Stück erinnerungswürdig ist. :smiley: An die Szene selbst werde ich mich wohl auch nicht lange erinnern, dafür hat mich das emotional zu wenig mitgenommen.

Ein positives Beispiel wäre z.B. „Arrival“: Johann Johannssons Soundtrack bleib mir im Ohr, weil der doch auch sehr spezielle Momente hatte. Trotzdem hat man mit „On The Nature of Daylight“ von Max Richter ein so starken Track eingebaut (darum auch keine Oscar-Nominierung möglich), der mich abgeholt und auch die Szene nochmal so aufwertete, dass ich diese auch nicht vergessen kann.

Das war wirklich ein gut gemachter Film, aber mit einem fast schon antiklimaktischen Ende. Man hat hier zwei ausgemachte Arschlöcher, die aufeinanderprallen und damit keine klassischen Identifikationsfiguren, also freut man sich eigentlich darüber, was die beiden sich gegenseitig antun. Und auch wenn ich Pikes Einstellung gegenüber Männern irgendwie nachvollziehen kann, was die im Endeffekt alten Menschen antut, lässt einen doch ganz schön schwer schlucken.

Das mit der Zusammenarbeit von beiden fand ich auch sehr dahin gebogen und nicht so prickelnd und glaubwürdig. Das Eigentliche Ende danach hat mich aber wieder was besänftigt.

King Kong (Extended Version)(2005)
An sich ein guter und unterhaltsamer Abenteuerfilm mit vielen Schaueffekten. Nur wusste Jackson anscheinend nicht wann er’s manchmal hätte gut sein lassen sollen. Das betrifft vor allem den Part auf Skull Island, wo Monsterwelle auf Monsterwelle auf die Protagonisten herab prasselt. Und das in solchen Ausmaßen, dass es irgendwann nur noch ermüdent wirkt, wenn wieder die nächsten Viecher den Leuten ans Leder wollen. Das macht dann auch Kongs Kampf gegen die Tyrannosaurier fast zu nichts mehr besonderem bei dem ganzen Schaulaufen der Kreaturen. Auch hier wurde dann wieder übertrieben. Ein T-Rex reicht nicht, nein, es müssen gleich drei sein. Dafür fällt dann der ganze abschließende Part in New York recht kurz aus und wirkt im Vergleich zum Skull Island-Part auch streckenweise gehetzt. Alles in allem immer noch ein guter Film, aber an manchen Stellen wäre weniger doch mehr gewesen.
8/10

Und ich bleib dabei:

" King Kong ain’t got shit on Godzilla!"

Die beiden finden Gemeinsamkeiten in ihrer Denkweise, insofern macht das schon irgendwo ein bisschen Sinn, hätte aber auch gedacht, dass Peter Dinklages Figur deutlich mehr Ressourcen auf den Tisch bringen kann, als einen Anwalt, drei Schläger und einen Fahrer. Ich dachte, dass der Film nach dem „Unfall“ vorbei ist, aber dann kam noch eine halbe Stunde mit einer tatsächlich überraschenden Wendung. Und die Katharsis ganz am Ende funktioniert ja auch nur bedingt, denn das geschaffene Monster ist ja noch da. Und wenn so ein System erst einmal läuft, bekommt man das nur ganz schwer wieder kaputt.

Das fand ich so toll an dem Film, dass die Figur von Peter Dinklage halt endlich mal jemand ist, der konsequent handelt, und nicht ein „wir mach das so oder so“. Nein. Bäm, du bist tot. das das alles von den unfähigen Hilfskräften nicht geklappt hat, steht auf einem andern Blatt :grin:

Man hätte das auch als einen Thriller aufziehen können, in dem z.B. die Leute vom Betreuungsservice und die Ärtzin überwacht oder auch verwanzt werden, um Beweise für deren Vorgehen zu sammeln.

Aber das ist ja das Ding an dem Film, die beiden Hauptfiguren sind sich in ihrer Denkweise so ähnlich, dass bestimmte Lösungswege gar nicht vorkommen. Erst ganz am Ende kommen die beiden auf eine andere Lösung.

Wonder Woman 1984 (5.5/10)

spielzeit mind. 60min zu lang. story auch leider ziemlich öde. schade. die zwei WW movies zuvor fand ich mit das beste was an Superhelden-verfilmungen bislang rauskam.

btw. warum hat wonder woman als kind eigtl. blaue augen und als adult dunkle?!

Geht man von typisch europäischen Kindern aus, ist es normal, dass Babys (bis ca. 18 Monate) und auch Kinder Anfangs blaue Augen haben und sich die richtige Augenfarbe erst später dann festsetzt. In meinen Kinderpässen stand auch anfangs „blaue“ Augen, und entwickelte sich dann in blau/grau zu grün/grau (Ende der Pubertät).

Das Ritual - The Believer (1987)
Regie: John Schlesinger
Martin Sheen, Helen Shaver, Robert Loggia, Richard Masur, Harley Cross, Jimmy Smits, Malick Bowens, Harris Yulin

Inhalt:
Der verwitwete Psychotherapeut Cal Jamison zieht mit seinem siebenjährigen Sohn nach New York, um dort als Polizeipsychologe zu arbeiten. Er soll die Hintergründe eines schrecklichen Ritualmordes in East Harlem aufklären, der den Polizisten Lopez offensichtlich in den Wahnsinn getrieben hat. Lopez warnt Jamison zwar vor den Anhängern eines grausamen karibischen Voodoo-Kults, doch Jamison gerät immer tiefer in deren Bann und bringt sogar seinen Sohn in tödliche Gefahr…

Trailer 1 der mysteriöser daher kommt:

Das Ritual ist ein spannender und völlig zu Unrecht eher unbekannter Horrorfilm aus den späten 80er Jahren
Der „Twin Peaks-Mitverfasser“ Mark Frost adaptierte den Nicholas Conde Roman „The Religion“. Regisseur John Schlesinger machte daraus eine Mischung aus okkultem Thriller, Polizeifilm und Psychodrama mit Horrorelementen.

Ich mag diesen Film, zum einen besitzt er diesen unnachahmlichen 80er Jahre Look und zum zweiten ist es ein Film, die leider fast völlig von der Bildfläche verschwunden sind: Professionell gefertigtes Spannungskino auf der Schwelle zwischen mainstreamigen Thriller- und saftiger Genreware.

Der Film hat auch seine Probleme. 110 Minuten sind definitiv zu lang, den speziell in der ersten Hälfte gibt es zu viel Leerlauf. Manches Klischees wird auch bedient (zb. böse Multimillionäre). Die dunklen hispanischen Bräuche und der gruselige Schwarze, der sich zu afrikanischem Trommelsound in augenrollende Trance tanzt, könnte man als rassistisch auslegen.
Schlesinger ist aber intelligent genug, auf diese Tendenz nicht hereinzufallen. Übeltäter gibt es auf beiden Seiten.

Unterm Strich macht der Film aber vieles richtig.
Neben der stets unheilvollen Atmosphäre und der spürbaren Anspannung liefern alle Darsteller eine gute Arbeit ab.
Die wohldosierten Schockmomente (ich sage nur Spinnen und Bandwürmer) und Wendungen funktionieren noch immer gut und die wunderbare Schlusspointe bleibt lange in Erinnerung.

Trailer 2 der viel zu viel zeigt:

1 „Gefällt mir“

Wonder Woman 1984
Den ersten Teil hab ich als besten DC-Film seit der Batman-Trilogie im Kopf, auch WW1984 ist besser als viele der anderen DC-Filme aber deutlich schwächer als Teil 1.
Die Story hat mich nicht ganz abgeholt, das CGI fand ich an manchen Stellen erschreckend schlecht und was mir auch negativ aufgefallen ist wie jeder Mann, außer Chris Pine, einfach nur ein Arschloch ist. Wenn man weibliche Figuren nur stark dastehen lassen kann in dem man männliche Figuren so entwertet, macht man was falsch
5/10

Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1981)

Nachdem wir die Serie geguckt hatten, und diese uns nicht überzeugen konnte, haben wir uns das „Original“ angeschaut. Und das hat damals alles richtig gemacht, was die Serie jetzt falsch macht. Mich beeindruckt am meisten, wie die gerade einmal 13-jährige Nadja Brunckhorst aufspielt. Der Film wirkt wie eine realere, greifbarere Version von Requiem for a Dream.

2 „Gefällt mir“

I Care a Lot
2020; Regisseur: J Blakeson; Darsteller: Rosamunde Pike, Peter Dinklage; Genre: Thriller

Review

Die eiskalte Marla erlangt zusammen mit ihrer Lebensgefährtin und mit der Komplizenschaft einer Ärztin gerichtlich die Vormundschaft über nichtsahnende SeniorInnen. So kann sie über deren Vermögen handhaben und dies zu ihren Gunsten bzw. zu denen ihres Unternehmens ausnutzen. Eines Tages aber gerät sie an die falsche „Klientin“, was sie mit der Russenmafia Bekanntschaft machen lässt.

Ja, den pervertierten American Dream möglichst bissig darzustellen ist nichts neues und der kritische Kommentar zum Gesundheitssystem und zum Kapitalismus ist überdeutlich. Der Film ist aber vor allem eine One-Woman-Show von Rosamunde Pike, die sichtlich Spaß an der Rolle hatte. Sie schafft es eine überaus hassenswerte Figur zu erschaffen, bei der es aber jederzeit glaubwürdig ist, warum Menschen auf sie rein fallen. Der Film fängt stark an und lässt einen wirklich die Faust in der Tasche pulsieren; in der Mitte ist er mir ein zu herkömmlicher Mafiathriller und am Ende geht er in eine sehr überraschende und zynisch-böse Richtung. Aber gerade wenn man „I Care a Lot“ für seinen Mut loben will, zieht er die Sache doch nicht ganz durch und bietet dem Zuschauer eine Art Befriedigung. Ein Film wie „Nightcrawler“ hat das deutlich besser gemacht.
Mut beweist er höchstens bei seiner eigensinnigen feministischen Botschaft: Frauen können auch Schweine sein.

‎I Care a Lot (2020) directed by J Blakeson • Reviews, film + cast • Letterboxd

3,5 von 5 Sternen

The Map of Tiny Perfect Things (16 Stunden Ewigkeit)
2021; Regisseur: Ian Samuels; Darsteller: Kyle Allen, Kathryn Newton; Genre: Zeitschleifen-Tragikomödie

Review

Der Schüler Mark steckt in einer Kleinstadt in einer Zeitschleife fest. Weil im Film „Groundhog Day“ („Und täglich grüßt das Murmeltier“) eine Liebe das Problem löst, macht auch er sich auf die Suche danach. Er trifft auf Margaret, die ebenfalls in der Zeitschleife steckt. Zusammen wollen sie eine Karte entwickeln, die in ihrer Stadt alle perfekten Dinge an diesem Tag aufzeichnet. Nach und nach wird allerdings klar, dass Margaret die Zeitschleife gar nicht verlassen will.

TMoTPT hat gleich zwei Probleme: Jeder Film mit Zeitschleifen muss sich unweigerlich an Groundhog Day messen und betritt somit ausgetretene Pfade. Und dann wäre da noch vor kurzem der große Erfolg „Palm Springs“ erschienen, der ebenfalls diesem Genre - und ja, des ist mittlerweile ein eigenes - entspringt. TMoTPT versucht das zu lösen, in dem er ganz aggressiv damit umgeht und alle Referenzen auch selbst in Dialogen im Film benennt. Allerdings funktioniert er am Ende dann doch genau nach den gleichen Mechaniken wie seine Vorbilder… ohne zu viel verraten zu wollen. Kennt Ihr die Szene aus „American Beauty“, wo die Plastiktüte tanzt? Das wird in diesem Film auf etwas 80 Minuten ausgedehnt… das schöne des Augenblicks… Carpe Diem… alles schon zig mal gesehen.
Genervt haben mich geradezu die physikalischen Erklärungen, die wohl versuchen sollen der ausgelutschten Metaphysik etwas entgegen zu setzen und dem Film eine neue Dimension (hihi) zu geben. Das wirkt aber hemdsärmelig und am Ende sogar richtig plakativ.
Gerettet wird der Film von den beiden tollen und sympathischen Darstellern, von denen der weibliche Part aber doch noch mehr heraus sticht und eine emotionale Wendung, die ich aber habe kommen sehen.
Und letztlich sprechen mich Zeitschleifen-Filme immer an und haben so einen kleinen Bonus bei mir.

‎The Map of Tiny Perfect Things (2021) directed by Ian Samuels • Reviews, film + cast • Letterboxd

3 von 5 Sternen

Chinatown
1974; Regisseur: Roman Polanski; Darsteller: Jack Nicholson, Faye Dunaway; Genre: Noir/Krimi

Review

J.J. ‚Jake‘ Gittes ist Privatdetektiv in den 30er Jahren in Los Angeles. Spezialisiert ist er auf Ehebruch und spürt untreue Partner auf. Eines Tages wird er auf einen Ingenieur angesetzt, der für die Wasserversorgung der Stadt arbeitet. Es stellt sich jedoch heraus, dass die Auftraggeberin gar nicht die Frau des angeblichen Schwerenöters war und dahinter wesentlich mehr steckt als das Metier, in dem Gittes sich sonst bewegt.

Roman Polanskis - ich weiß, böser Bub, aber das soll hier nicht Thema sein - Verneigung vor den Noir-Filmen der 40er und 50er ist ein fast perfekter Streifen und übertrifft seine Vorbilder, denn er darf wesentlich tiefer gehen und schonungsloser sein als sie. Gezeigt wird hier ein spannendes Puzzle, dass sich nach und nach im genau richtigem Tempo aufdeckt und man immer genug Stoff bekommt um am Ball zu bleiben, aber dennoch nicht zu viel zu wissen. Großartig gespielt von Nicholson und Dunaway, perfekt ausgestattet - der Film fühlt sich wirklich an wie aus den 30ern - und mit einem unvergesslichen Ende. Gleichzeitig wird auch wieder einmal die Pervertierung des amerikanischen Traums gezeigt und geschickt mit einem sehr persönlichen und gerade für die Zeit in der der Film entstanden ist schockierenden Schicksal verwoben.
Im Mittelteil hängt es ein ganz klein bisschen durch, wenn wie in allen diesen Detektivgeschichten ein Schauplatz nach dem anderen abgeklappert wird. Langweilig ist das aber nie, weil man immer Futter bekommt um den Fall zu verfolgen.

‎Chinatown (1974) directed by Roman Polanski • Reviews, film + cast • Letterboxd

4,5 von 5 Sternen

Total Recall (Rewatch)
1990; Regisseur: Paul Verhoeven; Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Sharon Stone, Michael Ironside; Genre: Science Fiction

Review

In der Zukunft: Douglas Quaid ist Bauarbeiter und hat eine unbändige Obsession für den kolonisierten Mars. Reisen dorthin sind jedoch teuer. Kurzerhand entschließt er sich mittels einer neuen Technik die Erinnerung an einem Urlaub auf seinem Lieblingsplaneten inklusive Geheimagentenstory von einer Firma in sein Gehirn einpflanzen zu lassen. Dabei geht jedoch etwas schief und er wird zum Gejagten und erfährt, dass er nicht der ist, der er denkt zu sein.

Ein Film den ich einfach immer geliebt habe und lieben werde. Viel zu früh bereits gesehen begleitet der mich auch schon ziemlich lange. Er ist einfach von vorne bis hinten super unterhaltsam und keine Sekunde langweilig. Arnold wie immer großartig mit seinem unbeholfenen Akzent und overacteten Gesichtsausdrücken und die praktischen Effekte haben einfach Charme. Alleine die blutigen Schusswunden, die mit Blutbeuteln erzeugt wurden, hauen richtig rein. Die ein oder andere Animatronik wirkt heute dennoch etwas angestaubt, besonders wenn Gesichter dargestellt werden.
Da Philip K. Dick die Vorlage geschrieben hat und Paul Verhoeven Regie geführt hat, ist er im Vergleich zu anderen Schwarzenegger-Vehikeln auch gar nicht so stumpfsinnig. Zum einen wird bis heute darüber gestritten, was denn jetzt nun Traum oder Wirklichkeit ist. Zum anderen enthält der Film kluge Kommentare zu Privatisierung von Grundbedürfnissen und Zweiklassengesellschaft im Kapitalismus. Dass Kapitalismus zwar für Wohlstand sorgt, aber andere Menschen dafür einen Preis zahlen. Das hätte man durchaus tiefer darstellen können, aber für Sci-Fi-Fratzengeballer steckt da erstaunlich viel drin.

‎Total Recall (1990) directed by Paul Verhoeven • Reviews, film + cast • Letterboxd

4,5 von 5 Sternen

Don’t Look Now (Wenn die Gondeln Trauer tragen)
1973; Regisseur: Nicolas Roeg; Darsteller: Donald Sutherland, Julie Christie; Genre: Horrordrama

Review

Laura und John Baxter verlieren bei einem tragischen Unfall ihre Tochter. Wenig später müssen sie nach Venedig, wo John als Kirchenrestaurateur den Auftrag erhält eine zerfallene Kirche wieder in Schuss zu bringen. In einem Restaurant lernt seine Frau zwei Schwestern kennen, von denen eine blind ist. Letztere behauptet mit der verstorbenen Tochter Kontakt aufnehmen zu können. Laura und John werden dadurch in ein Gefühlschaos gesogen.

Nun… es kommt der Punkt für jeden Cineasten, der Klassiker nachholt, wo er nicht mit in Jubelarien einstimmen kann. Und dann zweifelt man so etwas an sich selbst, aber man muss letztlich zu seiner Meinung stehen.
„Don’t Look Now“ war seiner Zeit deutlich voraus. Filme wie Halloween und Texas Chainsaw Massacre haben kurze Zeit später das Horrorgenre Richtung Splatter und Slasher geprägt und so für Jahrzehnte bestimmt. Erst ab den 2010ern begann die Ära des sogenannten „New Horror“: Horrorfilme, bei denen der Horror im wesentlichen eine Matapher oder als Symbol für ein äußerst menschliches Drama steht. In „Der Babadook“ geht es um Verlust und die Probleme einer alleinerziehenden Mutter, in „Raw“ oder „Thelma“ geht es um Coming of Age, Anderssein und sexuelles Erwachen, in „Hereditary“ um eine dysfunktionale Familie, in „Get Out“ und „Us“ um Rassismus und Marginalisierung, in „It Follows“ um sexuelle übertragbare Krankheiten etc… „Don’t Look Now“ fällt in diese Kategorie und ist damit ein absoluter (und neben Possession vielleicht der einzige) Vorreiter dieses Trends. Das Problem ist, dass ich alle genannten Beispiele und noch einige mehr vorher gesehen habe. Es ist ein Film zuallererst über Trauer, der diese mit Metaphern und viel Symbolismus zum Horror macht. Dabei ist er mit seinen Wischeffekten und Überblendungen effektiv weil kreativ, aber war zu dem Zeitpunkt der Sichtung jetzt eben nichts neues mehr für mich. Dafür kann der Film nichts, aber ich kann meine Empfindungen in der Hinsicht nicht steuern. „Don’t Look Now“ erzeugt eine durchaus unangenehme Stimmung; nicht zuletzt, weil er top gespielt ist. Sowieso muss man sagen, dass Christie und Sutherland eine großartige Chemie haben und ein sehr glaubwürdiges Paar sind. Nicht zuletzt wegen der berühmt berüchtigten Sexszene. Die empfand ich allerdings als wirklich geschmackvoll inszeniert und musste mir etwas am Kopf kratzen, warum man deswegen damals an die Decke gegangen ist. Zur Stimmung trägt auch die unheimliche Musik bei und natürlich das trostlos inszenierte Venedig.
Aber es war eben für meine Augen nichts Neues und somit weder gruselig noch unterhaltsam. Ab einem gewissen Zeitpunkt (Laura geht wieder nach England, John irrt allein durch Venedig) leider sogar regelrecht zäh. Er wiederholt sich dann auch bei seinem Symbolismus (man sieht die ertrunkene Tochter immer wieder in Spiegelungen der Kanäle in der Stadt). Das Ende bietet dann aber doch noch mal einen guten WTF-Moment.

Also der Film ist für mich gut, aber eben kein Meisterwerk. Und ja, das ist mehr eine Rechtfertigung dafür, dass ich keine Höchstwertung wie so viele vergebe, als eine Review. :smiley:

‎Don't Look Now (1973) directed by Nicolas Roeg • Reviews, film + cast • Letterboxd

3,5 von 5 Sternen (ja ich weiß, kontrovers, also bevor man sich beschwert bitte die Review ausklappen und lesen)

Martha Marcy May Marlene
2011; Regisseur: Sean Durkin; Darsteller: Elizabeth Olsen, Sarah Paulson; Genre: Drama

Review

Eine junge Frau entkommt einem Missbrauchsverhältnis und kommt bei ihrer Schwester auf dem Landhaus unter. Nach und nach wird klar, wie schlimm die Erlebnisse waren, die sie jetzt versucht zu verarbeiten.

Aufgrund der Serie „WandaVision“ auf Disney+ gibt es gerade einen gewissen Hype um Elizabeth Olsen. Als Fan kann ich mich dem nicht entziehen und habe nun ihren Durchbruchsfilm geschaut. Und was soll ich sagen… bin weggeblasen; das ist eine oscarreife Performance. Sehr zurückhaltend und subtil, nie drüber oder klischeehaft wird hier eine geschundene Seele portraitiert. Angst, Unsicherheit, Entfremdung, Schuld, Selbsthass… alles kommt rüber, verbal wie nonverbal, nur durch Gesichtsausdruck und Körperhaltung. Wie sowieso der Film trotz seiner harten Thematik sehr zurückgefahren und ruhig ist. Neben den Auswirkungen von Missbrauch wird ebenfalls sehr authentisch gezeigt, wie er funktioniert, nämlich durch Manipulation und Abhängigkeit. Das bei einem Thema - mansonartige Sekte -, das man sehr leicht überdrehen kann.
Der sperrige Titel ergibt irgendwann dann übrigens auch Sinn.
Sehr empfehlenswert, nicht nur aufgrund des stellaren Schauspiels von Olsen.
Aber Obacht: Ein echter Runterzieher.

‎Martha Marcy May Marlene (2011) directed by Sean Durkin • Reviews, film + cast • Letterboxd

4 von 5 Sternen

Me and Earl and the Dying Girl
2015; Regisseur: Alfonso Gomez-Rejon; Darsteller: Thomas Mann, Olivia Cooke; Genre: Dramedy

Review

Greg ist im letzten Jahr der High School und großer Filmfan. Zusammen mit seinem Freund Earl dreht er kleine Filme, die Reminiszenzen an große Filmklassiker sind. Sie sind riesen Fans von Werner Herzog und Klaus Kinski. Eines Tages drängt ihn seine Mutter dazu sich mit einem an Leukämie erkrankten Mädchen anzufreunden, um sie zu unterstützen. Zunächst unwillig wird er zu einem guten Freund… wäre da doch nicht dieser blöde Krebs.

Ein Film von Filmfans für Filmfans. Nicht nur, dass im Film selbst zitiert, parodiert und hommagiert wird, was das Zeug hält… nein, auch optisch über Kamereinstellungen gibt es Querverweise von Kubrick über Fellini bis Tarkowski. Sympathische Darsteller und erfrischend klischeefrei. Witzig und berührend zugleich, ohne dass sich beides in die Quere kommt und wenn es das tut, kommt es authentisch rüber.
Zwei Kritikpunkte: Der Film konzentriert sich wirklich sehr auf Greg. Earl und das „Dying Girl“ hätten mehr Screentime verdient und besonders hätte ich mir mehr gewünscht, bei dem man alle Drei zusammen sieht. Das Ende lässt einen trotzdem schluchzen, aber da hat man ein bisschen emotionale Bindung und Tiefe verschenkt.
Dann wäre da die Mutter, die mir etwas zu gut weg kommt. Sie drängt ihren eigenen Sohn in eine emotionale Achterbahn. Das wird mir weder vom Hauptcharakter noch vom Film selbst zu wenig hinterfragt.
Auch sehr empfehlenswert, aber eben auch: Obacht. Der ist zwar sehr wholesome, aber eben auch konsequent.

‎Me and Earl and the Dying Girl (2015) directed by Alfonso Gomez-Rejon • Reviews, film + cast • Letterboxd

4 von 5 Sternen

One Hour Photo
2002; Regisseur: Mark Romanek; Darsteller: Robin Williams; Genre: Psychothriller

Review

Sly arbeitet in einer Mall in einem Fotoladen und hat seine Berufung in diesem Job gefunden. Fotos zu entwickeln ist für ihn eine Kunst. Er selbst ist ein Incel, wie man das wohl heute nennen würde. Über die Zeit hat er eine Obsession einer Familie entwickelt, die er stalkt und dessen Teil er gern sein würde. Als er von seinem Vorgesetzten gefeuert wird, eskaliert die Situation.

Robin Williams kann auch böse, kaputt und beängstigend, wie er hier eindrucksvoll unter Beweis stellt. Der Film lässt sich lange Zeit um sein Leid und Verlangen zu zeigen bevor es zur Sache geht. Ansonsten ist das ein solider und spannender Psychthriller. Das Ende hat mich sehr überrascht, weil es dann doch nicht zum Äußersten kommt. Es hat aber auch das Potenzial Zuschauer zu enttäuschen.
Besonders gefallen hat mir die bildliche Ebene, die den cleanen, antiseptischen und kalten Look von Slys Welt im Einkaufszentrum satten Farben der Familienidylle entgegen setzt. So macht es das greifbar, warum ihn das so anzieht.
Seine Motivation und einen Grund dafür, was er tut, hätte er mir dann aber am Ende nicht aufsagen müssen. Entweder subtiler oder gar nicht. Da ist der Film dann leider doch zu platt.

‎One Hour Photo (2002) directed by Mark Romanek • Reviews, film + cast • Letterboxd

3,5 von 5 Sternen

Ghibli der Woche:

Ocean Waves
1993; Regisseur: Tomomi Mochizuki; Sprecher: Nobuo Tobita, Toshihiko Seki; Genre: Anime

Review

Die Schüler Morisaki und Matsuno sind beste Freunde. Doch dann kommt ein Mädchen - Rikako - in die Klasse von Matsuno, die die Gefühlswelt und Freundschaft der beiden durcheinander bringt.

Nach „Only Yesterday“ der nächste Ghibli ohne Fantasy bzw. Übernatürliches. Und man muss leider sagen deutlich schwächer. Der Film zeigt gute Ansätze und wirft interessante Konflikte mit ambivalenten Charakteren auf, die aber in den gerade einmal 72 Minuten zu oberflächlich, klischeebeladen und unbefriedigend thematisiert werden. Das versöhnliche Ende kommt aus dem Nichts und wirkt unverdient, weil sich die aufgeworfenen Konflikte ohne Katharsis ins Nichts auflösen.

‎Ocean Waves (1993) directed by Tomomi Mochizuki • Reviews, film + cast • Letterboxd

3 von 5 Sternen

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