Echt? Finde ich überraschend. Denn ich fand DeNiro in dem Film wesentlich überzeugender und weniger auf Autopilot als in den meisten anderen seiner Filme der letzten Paar Jahre.
After the Dark (oder “The Philosophers” auf Deutsch… ja, anscheinend ist “The Philosophers” ein deutscher Titel, Sinn machen muss das ja nicht…):
Ein eigenartiger Film. Weiss noch, dass ich ihn nach dem ersten Mal schauen nicht sonderlich mochte… er mir aber danach noch für Tage nachlief.
Darum habe ich ihn jetzt auch mal wieder angeschaut und muss sagen, finde ihn noch immer gleich gut/schlecht, wie damals… oder sogar noch mehr.
Ich werde aus dem Film einfach nicht schlau. Auf der einen Seite funktioniert er jetzt also überhaupt nicht. Die Idee ist, dass ein Philosophie-Lehrer seine Schüler als eine Art “Abschlussprüfung” ein Gedankenexperiment durchgehen lässt, in dem ein Atomkrieg die Menschheit auslöscht, mit der Ausnahme einer kleinen Gruppe, welche den nuklearen Winter in einem Bunker verbringen muss… und die Schüler müssen untereinander ausmachen, welcher der Charaktere den sie spielen müssen verdient hat, im Bunker zu bleiben.
Ein interessantes Konzept… das aber wie gesagt nicht richtig funktioniert. Erstens scheinen die Schüler viel zu fest schockiert und unsicher zu sein im Bezug auf die Dilemas, welche ihnen gestellt werden. Die Art wie sie damit umgehen wäre (vielleicht) glaubhaft gewesen, wenn das ihr erster Tag an der Schule gewesen wäre, aber als Abschlussprüfung? Sollten sie da nicht schon etwas vertrauter mit dem Spiel sein, welches der Lehrer spielt?
Auch wirkt die Klasse zu keinem Zeitpunkt so, als seien sie in irgend einer Form geschult in dem Fachgebiet. Zu Beginn des “Unterrichts” verlangt der Lehrer, dass die Schüle ihm ihre Liebsten Philosophie-Gedankenexperimente auflisten… und die Experimente die da kommen sind Dinge, welche man vermutlich in der ersten Ethik- und Philosophie-Vorlesung an einer Uni (oder sogar einem Gymnasium) hört… und trotzdem reagieren gewisse Schüler darauf, als hätten sie gewisse dieser Ideen noch nie gehört.
Ein weiteres Problem ist, dass das Konstrukt des Gedankenexperimentes (welches im Film visuell als eine Art separate “Realität” dargestellt wird) einfach keinen Sinn macht. Permanent fragt man sich, was jetzt genau im Klassenzimmer vor sich geht, wenn gewisse Momente innerhalb des Fantasie-Bunkers eskalieren. Irgendwie kommen die Ebenen des Filmes nie so ganz zusammen, im Bezug auf die interne Logik des Filmes.
Dennoch mag ich den Film irgendwie.
Es wirkt wie das Projekt eines Filmemachers, der eine Vision und eine Idee hatte, und diese kompromislos auf die Leinwand bringen durfte.
Denn so sehr viele Elemente des Filmes nicht ganz zusammen kommen, so hat der Film dennoch permanent wirklich starke Momente, wo das Szenario (oder oft der Lehrer als eine Art Über-Spielleiter) den Schülern ein Bein stellt und man sieht, wie die Schüler dann darauf reagieren.
Am besten lässt sich der Film vermutlich geniessen, wenn man weiss (und akzeptiert), dass die Momente innerhalb der Fantasie-Ebene eine gewisse Dramatik mitbringt, welche vermutlich in einem echten Klassenzimmer einfach nicht existieren würde. Man muss einfach akzeptieren, dass dieses Fantasie-Szenario diese Art Dramatik entwickeln kann, und alle Schüler da gleich mitspielen würden. Diese Hürde mag für gewisse Zuschauer (zu Recht) zu gross sein, und dann kommt vieles sehr, sehr albern rüber, aber wenn man sich auf diese Prämisse einlässt, dann kriegt man eine Story, welche doch zum Teil recht unerwartete Wendungen nehmen kann, und trotz seiner anfänglich oberflächlichen Art mit “Philosophie” umzugehen immer wieder interessante Aspekte aufgreift.
Ich muss aber auch zugeben, dass ich den Film vielleicht einfach sehr mag, weil er visuell echt genial gemacht ist. Der Regisseur, DP und Designer der Effekte und Kulissen, all diese Leute verdienen ein massives Lob. Denn der Film sieht einfach echt geil aus. Sowohl die Realität als auch die Welt des Gedankenexperiments haben eine Art Hyperralistischen Stil, wo Schatten und Licht, und Farben etwas extremer darsgestellt werden, als man es sonst kennt und dem Bild dadurch einen sehr intensiven Charakter gibt. Trotzdem sieht man einen klaren Unterschied zwischen den Szenen in der Realität wo oft mehr mit einfallendem Licht gearbeitet wird welches die Szene oft weicher zusammen kommen lässt, und der fiktiven Welt, wo eher starke Kontraste dominieren und man selten natürlich einfallendes Licht sieht.
Ist etwas schwierig zu erklären, aber ich mag die Art einfach, wie der Film visuell umgesetzt ist, und auch wenn man sonst nichts daraus heraus holen kann, so würde ich auf jeden Fall sagen, dass der Film auf seiner “technischen” Seite erstaunlich zu glänzen mag.
Fazit: Seltsamer Film, der nie so hundert Prozentig zusammenkommt, aber dennoch einiges zu bieten hat… WENN man damit umgehen kann, dass er seine Prämisse oft viel zu sehr überstrapaziert.