Wendy
Ich denke fast jeder kennt zumindest eine Version der Geschichten von J.M. Barrie und hat ein klares Bild vor Augen, wenn es um das Niemandsland und die verlorenen Jungs geht, hier wird die Geschichte von Peter Pan und Wendy aber komplett anders aufgezogen, vor Allem nicht kindlich.
Meine größten Verbindungen zu dieser Welt sind der Disney-Klassiker, die Animeserie aus den 80ern und Steven Spielbergs „Hook“. Allesamt grundverschieden, aber alle folgen sie der selben Linie. Ein kindgerechtes Abenteuer mit vielen fantastischen Elementen.
Was bleibt nun für „Wendy“ davon? Erstmal bleibt zu sagen, das man sich fantastische Elemente fast komplett aufspart und die, die es sind, sind dann oft gruselig verbaut. Das Niemandsland ist hier kein wahrgewordener Kindertraum, sondern eine sehr triste Insel. Captain Hook existiert nicht.
Der Film ist FSK 12, und das kann ich absolut nachvollziehen. Viele emotionale Punkte sind für jüngere Zuschauer kaum greifbar und der Film hat in der zweiten Hälfte einen sehr düsteren allgemeinen Grundton.
Die Darsteller machen es alle wirklich sehr ordentlich, nur der Darsteller von Peter wirkt für mich nicht wirklich glaubhaft.
Benh Zeitlin hat hier nach Beasts of Southern Wild wiederum einen Film gemacht, der auf den ersten Blick für Kinder zu sein scheint, aber grundsätzlich sehr erwachsen ist. Auch hier baut er eine bekannte Vorlage um, um dem ganzen einen besonderen Blickwinkel zu verleihen. Wir erfahren nämlich alles aus der Sicht von Wendy. Dazu gibt es einige wirklich interessante Ideen und auch Querverweise zur Vorlage.
Leider schafft der Film es nicht, einen komplett zu fesseln. Man hätte die Gefühlswelt von Wendy und den Zwillingen mehr rausarbeiten und dafür die zu langen Vulkanszenen zu Beginn kürzen können. Denn gerade da war Wendy stark, wenn es um Gefühle ging. Und die ganze Geschichte mit Thomas hat man irgendwie komplett übergangen.
Ein weiterer Grund dafür das er nicht für kleinere Kinder geeignet ist, ist der Zusammenhang zwischen den verlorenen Jungs und den Erwachsenen. Aber am Ende hat man sich einen interessanten Twist dazu ausgedacht.
Interessant und solide, manchmal wurde der Fokus etwas falsch gelegt und er ist vielleicht ein wenig zu lang.
3/5