Everything Everywhere All at Once:
Uiii, was für ein Film!
Gibt hier wirklich eine ganze Menge zu loben und zu bewundern!
Erstens mal muss man einfach zugeben, dass dieser Film etwas VÖLLIG eigenes ist. Da waren ganz kreative Köpfe dahinter, welche einfach eine ganz eigene Story erzählen wollten, mit seinem eigenen Tempo, seinen eigenen Regeln und seinem eigenen, bizarren Ton. Und in einer Zeit, wo man immer wieder ein bisschen das Gefühl hat schon alles gesehen zu haben und dass im Kino nur noch immer das gleiche kommt ist das alleine schon etwas was es zu loben gibt.
Aber gute Absichten bringen nichts, wenn der Film dann selber nicht gut gemacht ist oder einfach daneben tritt. Und hier zeigt der Film halt seine zweite Stärke: So bizarr und abgedreht der Film sein mag, so ist er absolut einfach gut gemacht!
Hier muss ich einfach mal die Regiearbeit loben! Ein solcher Film kommt nur gut zusammen, wenn von Anfang bis zum Ende ein Kopf (oder in diesem Fall mit Kwan und Scheinert zwei Köpfe) dahinter stecken, welche von Anfang bis zum Ende wissen, was sie machen wollen. Da muss eine Vision vorhanden sein, auf die man gezielt hinarbeitet. Man merkt es vor allem zu Beginn, bei den Actionsszenen wo zum ersten Mal die Universen überschneiden, und die Schnitte und Einstellungen so gut gemacht sind, dass man die Verwirrung und Orientierungslosigkeit der Charaktere mitfühlt. Da musste beim Drehen schon klar gewesen sein, wie genau diese Momente schlussendlich funktionieren müssen.
Und solche Dinge sieht man einfach über den ganzen Film verteilt. Sei es bewusster Einsatz von Beleuchtung oder unterschiedlicher Bildformate, Kamerfahrten oder Bildaufbau… alles wirkt kontrolliert und durchdacht. Und dank dessen wirkt ein Film der UNGLAUBLICH chaotisch und überladen wirken könnte schlussendlich doch unglaublich einheitlich und durchdacht.
Loben muss man auch die Schauspieler. Diese haben eine extrem schwierige Aufgabe, unterschiedliche Varianten des gleichen Charakters in verschiedenen Situationen darzustellen. Und es funktioniert einfach die ganze Zeit.
Niemand im Casting erlaubt sich einen Fehltritt, alle spielen hervorragend gut. Oft sogar so stark, dass man Wechsel zwischen den Charaktervarianten anhand kleiner Subtilitäten erkennen kann.
Der Film ist also wirklich insgesamt unglaublich gut gemacht und einfach ein faszinierender Trip.
Und dennoch… so ganz hundertprozentig als ein Fehlerloses Meisterwerk würde ich ihn nicht bezeichnen.
Das grösste Problem das ich habe ist (und das mag seltsam klingen wenn man bedenkt was für eine Art Film es ist), dass der Film dann doch ab und an etwas ZU bizarr oder abgedreht oder random ist.
Ich denke, die Schmerzensgrenze, was in einem solchen Film funktioniert und was nicht wird bei jedem anders sein. Und ich kann hier auch nicht behaupten, dass ich irgendwo eine klare Linie ziehen kann.
Aber ich kann klar sagen, welche Elemente für mich einfach nicht funktioniert haben und störend rüberkamen.
Ein Grossteil dessen was Jobu Tupaki in ihrem ersten Kampf zeigt ist einfach etwas zu „überdreht“. Das HotDog-Hände Universum ist einfach zu dumm. Das „Schwarze Loch“ ist ein Bagel, weil HaHa. Das HotDog-Hände Universum nervte. Das Waschbären-Ratatouille funktionierte nicht und der Waschbär sah scheisse aus. Das HotDog-Hände Universum ist… Ach komm, lass mich ehrlich sein, die HotDog-Hände gehören auf den Fussboden im Schneideraum und viele der emotionalen Momente wären um Welten besser ohne diesen grotesken, unsinnigen Quatsch.
Aber wie gesagt: Wie viel man hier akzeptiert ist für jeden Zuschauer unterschiedlich. Ist glaub ziemlich klar, welches Zeugs mir nicht gefallen hat… aber das Universum wo sie beide Steine sind hat mir dann wieder gefallen, obwohl es genauso wenig Sinn macht.
Frag mich nicht, warum ich was mag und warum für mich etwas funktioniert hat und anderes nicht. Ich kann nur sagen, dass ich nicht finde, dass ALLES in dem Film den richtigen Ton getroffen hat. Und das Problem ist dann halt dass, je mehr mir ein Film insgesamt gefällt, desto schwerer wiegen dann Dinge, welche mir nicht wirklich gefallen haben.
Aber ich glaube, es sollte trotzdem klar sein, dass mir der Film im Totalen wirklich gefallen hat. Er ist kreativ und gut gemacht. Er ist clever und cineastisch. Er sieht toll aus und ist gut geschrieben. Und es lässt sich absolut nicht verneinen, dass da eine ganze Menge Herz und Leidenschaft steckt. Und solange wir regelmässig noch solches Zeugs auf die Leinwand kriegen ist das Medium Film definitiv noch nicht an seine Grenzen gekommen!
Fazit: Einige Fehltritte hat der Film, aber die verhindern nicht, dass dieser Film zu einem extrem gelungenen, abgefahrenen und empfehlenswerten Trip wird!