Shrek 2:
Erstmal zum visuellen.
Ist unglaublich, wie schnell sich Computer Animation entwickelt hat.
Natürlich sieht „Shrek 2“ nicht so toll aus wie moderne Computeranimation. ABER ich würde trotzdem behaupten, dass der Unterschied zwischen „Shrek“ von 2001 und „Shrek 2“ von „2004“ grösser ist, als zwischen „Shrek 2“ und heutiger Animation…
Das mag vielleicht etwas überspitzt klingen, aber man soll sich wirklich mal den ersten „Shrek“-Film anschauen. Der sah, bei aller Ehre, wirklich sehr, sehr detailarm aus und die Animationen waren unglaublich steif. Der erste Film sah ein bisschen so aus, wie wir im Kopf haben dass alte Videospiel-Zwischensequenzen aussahen. Im Vergleich sieht jetzt „Shrek 2“… ehrlich gesagt, immer noch ziemlich gut aus. Natürlich, wie gesagt, moderne Animation sieht um Meilen besser aus. Aber „Shrek 2“ wirkt trotzdem wesentlich fertiger als ein Film der nur drei Jahre älter ist.
Aber ok, das ist die Verpackung. Die Oberfläche.
Und ehrlich gesagt, mich hat es mehr interessiert, wie das darunter ist. Denn ehrlich, ich kann mich noch erinnern, dass ich diesen Teil damals gar nicht mochte. Fand den ersten Teil immer sehr gut, und als die Fortsetzung rauskam habe ich ihn einmal gesehen, mochte ihn nicht, fand ihn eine unnötige Fortsetzung und habe ihn seit damals nie mehr gesehen.
Und sehe ich das heute noch immer so?
Nun…
Nein. Überhaupt nicht. Keine Ahnung, was damals der Grund gewesen war, dass der Film für mich nicht funktioniert hatte. Vielleicht war ich damals einfach in einem Alter, wo ich einfach bei jeder Fortsetzung dachte, sie sei „unnötig“, weil sie nicht ans Original rankommen kann. Oder vielleicht hatte ich andere Gründe.
Das einzige was ich jetzt sagen kann ist, dass mir dieser Teil aus heutiger Sicht SEHR gefällt. Besser als der Vorgänger.
Ein Aspekt, der mir sehr gefällt ist, dass dieser Film nicht einfach den Vorgänger kopiert. Im Vorgänger ging es um die beiden Protagonisten und darum, wie sie sich gegenseitig sehen. Natürlich war ein „externes“ Element da, welches ihnen ein soziales „Ideal“ vorgab, wie sie sein sollten. Aber primär ging es darum, dass die beiden lernen über die Oberflächlichkeiten ihrer Partner hinwegzusehen.
In diesem Teil haben wir jetzt zwei Charaktere, welche sich prinzipiell so akzeptieren, wie sie sind, aber der EXTERNE Druck sorgt dafür, dass sie der Meinung sind sie müssen als Paar einem bestimmten Ideal entsprechen. Und das wird extrem gut umgesetzt, in meinen Augen. Die Tatsache, dass im Finale zu keinem Zeitpunkt die Frage aufkommt, ob Fiona jetzt durch die Oberfläche von Prinz Charming durchsieht zeigt genau, wo der Schwerpunkt dieses Filmes liegt.
Was mir an diesem Film auch viel besser gefällt ist, dass er wesentlich weniger zynisch daher kommt als der Vorgänger. Der erste Teil wirkt wirklich in erster Linie wie eine bittere Verarschung und zynische Dekonstruktion alter Märchen und der Disney-Stories spezifisch.
Und die „emotionalen“ Momente waren immer ein bisschen aufgesetzt und funktionieren nicht so ganz. Denn sie kommen oft ein bisschen wie eine Alibiübung rüber.
Nicht so in diesem Teil. Dieser Teil schraubt an den Tritten gegen Märchen und Trickfilme massiv zurück (Anspielungen sind noch immer viele da, aber das sind oft mehr einfach Witze anstatt direkte Angriffe) und auch wenn man argumentieren kann, dass das den Film weniger „interessant“ macht als den Vorgänger, so finde ich dass es die emotionalen Szenen und die ganze Geschichte um Shrek und Fiona wesentlich überzeugender macht und viel besser funktioniert.
Der Sturm auf das Schloss zum Schluss ist fantastisch, genau weil er auf Story-Ebene halt nicht ein Witz ist. Die Szene enthält viele Witze, aber der Sturm, der Lauf gegen die Zeit, funktioniert dramaturgisch einfach, und das völlig unironisch.
Bin wirklich überrascht, wie gut mir dieser Teil gefallen hat. Immer spannend, so einen Film nach all den Jahren neu zu entdecken und einzuordnen.
Fazit: Sehr gelungener Film. Technisch ein massiver Sprung nach vorne verglichen mit dem Vorgänger. Und einfach eine gute Story.