Plan B: Scheiß auf Plan A!
Diese deutsche Actionkomödie aus dem Jahr 2016 beweist eindrucksvoll, dass gradlinige, hervorragend choreographierte Martial Arts-Action nicht zwangsläufig aus dem asiatischen Raum kommen muss, sondern auch im hiesigen Berlin produziert werden kann.
Die Handlung ist naturgemäß eher Mittel zum Zweck und reicht völlig aus, um den spektakulären Kämpfen die nötige Legitimation zu verleihen.
„Can, Cha, Phong und U-Gin sind vier Jungs aus Berlin, die von einer großen Karriere als Stuntleute träumen. Die Geschäfte laufen aber nicht besonders gut, und als sie zudem bei einem Casting die Adresse verwechseln, gerät Phong in die Hände von Ganoven und die anderen werden dazu gezwungen, für die Gangster zu arbeiten. Nur wenn es ihnen gelingt, vier geheime Botschaften zu finden, die zusammen den Code für einen Safe ergeben und die vom Chef der Unterwelt in der ganzen Stadt versteckt wurden, können sie ihren Freund retten. Also machen die Jungs sich auf den Weg. Stück für Stück kommen sie dem Rätsel auf die Spur, müssen aber an jeder Station ihre ganzen Kampfeskünste einsetzen…“ (Wikipedia, 2023)
Die Idee dazu stammt vom Reel Deal Action Team, die auch gleich die Hauptdarsteller stellen und den kompletten Film tragen können. Dass es sich dabei in erster Linie um Stuntmen bzw. Martial Arts-Kämpfer/Künstler und nicht um Schauspieler handelt, wird zwar schnell deutlich, jedoch nie zu einem Problem des äußerst kurzweiligen Films. Der Fokus liegt klar auf den Kampfszenen, die vollends überzeugen und durch die Bank weg sehr gut choreographiert sind. Und genau hier zeigt sich der Vorteil, wenn die Darsteller selbst Kampfkünste beherrschen. Die Kämpfe werden durch die Kamera perfekt eingefangen, Schnittgewitter ala Taken oder Bourne Ultimatum gibt es nicht. Stattdessen hält die Kamera immer drauf und bildet die Sequenzen aus der nötigen Distanz und teilweise sehr dynamischen Perspektiven ab. Insgesamt ist der Film schön bodenständig fotografiert und auch der Schnitt erzeugt ein gutes Pacing ohne auf unnütze Spielereien zurückgreifen zu müssen.
Zur inszenatorischen Sicherheit kommt noch der durchaus hochwertige Look des Films. Zweifellos ist der Film eine Low Budget-Produktion, doch er tut sein Bestes, dies zu verstecken. Zwar gelingt es nicht immer und insbesondere bei einigen Props, Effekten und auch Drehorten fällt das geringe Budget auch mal auf, insgesamt hat man allerdings nie den Eindruck einen Amateurfilm zu sehen. Hier haben sich alle ins Zeug gelegt, um einen guten Martial Arts-Actionfilm bei dem auch das komödiantische Timing stimmt abzuliefern.
Meine persönlichen Highlights sind die Zitate der großen Vorbilder aus Hongkong und die Liebe zum Medium Film und dessen Habitat Kino. Für Fans des asiatischen Martial Arts-Films meiner Meinung nach ein Muss.
Mehr Einblicke in den Film liefert die Kino+ Episode 161, deren Highlight ein langes Interview mit drei der Hauptdarsteller ist.
Kurzfilm: Alien B