The Nun II:
Der Film hat eine Mid-Credit-Szene, welche versucht den Film in die Conjuring-Kontinuität einzubauen. Denn mit dieser Mid-Credit-Szene, dem Actiongeladenen Finale des Filmes und der Tatsache, dass das Conjuring-Universum jetzt anfängt ihre eigene Version der „Infinity-Stones“ einzubringen, welche den Besitzern Superkräfte geben, hatte ich stark das Gefühl hier eine Art Marvel-Film zu schauen. Und nicht einen Horrorfilm.
Und das bekloppte ist, dass diese Mid-Credit-Szene nicht wirklich etwas bringt, die Kontinuität des Universums wieder herzustellen. Der Film selber setzt alles daran, diese Kontinuität zu köpfen, da können 20 Sekunden zum Schluss nicht plötzlich alles wieder zunichte machen.
Denn dieser Film war schon konzeptuell ein Fehler. „The Nun“ hat einen relativ schlichten aber fliessenden Übergang ins Conjuring-Universum. Die Verbindung stand, einen Film zwischen „The Nun“ und „The Conjuring“ zu quetschen konnte nichts bringen, ausser den Übergang zu verschlimmbessern. Was dieser Film auch tut.
Das wäre verzeihlicher, wenn der Film wenigstens sehr gut wäre. Aber das ist er nicht.
Dem Film gelingt es (als erster Film in der Reihe) nichtmal mehr sehr gut, effektive Jumpscares zu kreieren. Natürlich zuckte ich einige Male zusammen, das ist bei mir einfach zu erreichen, bin ich doch absolut anfällig auf auch nur die simplesten Schocker.
Aber ich war erstaunt, wie viele „unheimliche“ Szenen es gab, welche als Aufbau für die Schocker darstellen sollten, welche mich relativ entspannt dasitzen liessen. Das einzige, was alle „Conjuring“-Filme die ich bisher gesehen habe gut hingekriegt hatten, und dieser Film konnte nicht mal hier punkten.
Hier will ich noch schnell betonen, dass der Film durchaus die eine oder andere gute Schocker oder Grusel-Szene hat. Diese sind alle durchs Band direkt an die Titelgebende Nonne geknüpft, welche schlicht und ergreifend ein gutes, und effektives Design hat. Die Macher des Filmes holen durchaus eine Menge aus dem Design raus.
Aber wie gesagt, diese Momente sind die seltenen Highlights in einem sonst erstaunlich zahnlosen Horrorfilm.
Das heisst, dann müsste also die Story oder die Charaktere den Film halten… nur leider ist es hier ein „Conjuring“-Film. Charaktere und Story waren nie deren Stärke.
Die Charaktere in dem Film sind alle durchs Band langweilig und platt. Die „Familie“ wird so unerträglich übertrieben „gut“ und „rein“ und „pur“ gezeichnet, dass ich fast erwartet hätte, dass regelmässig irgendwelche Disney-Rehe und Vögel ins Bild gehüpft kommen, wann immer ein „Familien-Moment“ stattfindet.
Die beiden Nonnen, welche auf der Jagd nach dem Dämonen sind sind einfach langweilig und haben kaum Persönlichkeit. Die ersten Szene mit ihnen versucht ihnen damit Persönlichkeit zu geben, dass sie miteinander reden und eine ganze Menge Exposition an die Leinwand werfen, danach könnten sie aber mit zwei Holzbrettern ersetzt werden, und hätten etwa gleichviel Charisma.
Und die Story kann auch nicht tragen, denn die ist einfach nur albern und versinkt immer mehr darin, eine „Lore“ für dieses Universum erschaffen zu wollen, welche mehr Fortsetzungen erlauben, ohne zu realisieren, wieviel Schaden die Geschichte der Glaubwürdigkeit dieses Universums eigentlich anstellt.
Und ich habe es oben schon kurz angesprochen, will es aber nochmals erwähnen: Das Finale (oder besser, der ganze dritte Akt) ist absurd actiongeladen und einfach nur noch albern. Und zieht sich wie Gummi!
Der Film war wirklich durchs Band eine Enttäuschung und ich weiss nicht, ob es irgend ein Publikum gibt, für den dieser Film empfehlenswert wäre. Für „Conjuring“-Fans dürfte er zu viele Löcher in der Kontinuität öffnen und hat erstaunlich wenig der effektiven Schocker für welche die Serie berühmt ist. Für Nicht-Conjuring-Fans dürfte die Story einfach viel zu vollgestopft sein mit Zeugs, welches es einfach nicht braucht. Für Horrorfans ist der Horror viel zu seicht und durchzogen… Der Film ist durchs Band ein Fehlschlag.
Fazit: Das einzige Positive sind einige gute Momente mit dem Titelgebenden Filmmonster, welches einfach gut designt ist. Der Rest funktioniert einfach wirklich nicht, nicht mal für die eher niedrigen Standards des Franchises.