Misery:
Scheine nicht der einzige hier im Forum zu sein, der im Moment ein bisschen auf einem King-Verfilmungs Trip ist.
Misery hat auf jeden Fall eine ganze Menge zu bieten.
Kathy Bates ist brilliant in ihrer Rolle. Ihr zuzuschauen, wie sie all diese abrupten Stimmungswechsel durchgeht ist beeindruckend aber auch beängstigend. Der Film braucht in der Rolle eine Person, die richtig gefährlich wirkt, und Bates macht das hervorragend.
Auch ein riesiges Lob muss man hier James Caan machen! Seine Rolle verlangt extrem viel körperliche Hingabe, und wie er den Schmerz und das Leiden verkauft ist extrem gut gemacht. Auch mag ich es, wie sein Spiel erlaubt in seinem Gesicht abzulesen, wie es hinter den Augen arbeitet, wenn er versucht zusammen zu setzen, in was für einer Situation er sich befindet, und wie er da wieder rauskommen kann.
Der Film hat auch eine Menge subtiles, wortloses Storytelling, gerade im Bezug darauf wie er seine beiden Protagonisten charakterisiert. Die beiden haben sofort eine Menge Persönlichkeit, nur durch die Dinge, die man sie machen sieht.
Was ich auch immer mag ist es, wenn man einem Charakter einfach zuschauen kann, wie er ein Problem anpackt und die Möglichkeiten anfängt zu nutzen, die er hat. Sheldon zuzuschauen, wie er langsam anfängt mit den kleinsten, möglichen Elementen die er hat sich einen Vorteil zu verschaffen ist einfach stark gemacht.
Hier komme ich aber auch zu meinem Hauptkritikpunkt, den ich an den Film habe. Und der bezieht sich darauf, dass der Film eigentlich einen grossen Teil seiner Laufzeit damit verbringt, einfach Zeit zu „verschwenden“.
Ich meine, ich habe gerade gesagt, dass es Spass machte Sheldon zuzuschauen, wie er langsam seine Pläne zusammen setzt… aber zum Schluss spielen eigentlich die meisten seiner Taten keine Rolle.
Ganz spezifisch rede ich hier von seinem Plan mit den Pillen und den Medikamenten. Super gemacht… und dann klappt es nicht, wegen einem dummen Zufall, und schlussendlich ist man in der Geschichte genau gleich weit, wie wenn er gar nie die Idee gehabt hätte. Der einzige Unterschied zwischen einem Film wo er diesen brillianten Plan hatte und einem Film wo er einfach für Annie das Buch schreibt sind etwa 20 Minuten Laufzeit…
Und das ist dann doch etwas schade. Hätte der Plan nicht funktioniert, weil Annie ihn durchschaut hätte, dann wäre es etwas anderes. Dann hätte es ihre Beziehung weiterentwickelt oder hätte Annie gefährlicher gemacht, weil sie viel schlauer gewesen wäre als er. Aber mit diesem unglücklichen Zufall mit dem Weinglas ist es einfach irgendwie schlussendlich irrelevant für den Plot. Ausserdem: Hätte es ja nochmals versuchen können. Der Plan war gut gewesen, er hatte einfach Pech. Da er immer noch in der gleichen Situation ist, hätte er es nochmals machen können. Ja, hätte etwas Zeit gebraucht, aber zu dem Zeitpunkt hatte er ja ungebremsten Zugang zur Annies Medikamentenschrank… also hätte er vermutlich recht schnell genug Medis zusammen gekriegt. Keine Ahnung… wirkt einfach ein bisschen unnötig der ganze Plotstrang.
Ansonsten habe ich aber nicht viel am Film auszusetzen. Die Prämisse und Umsetzung sind simpel aber effektiv. Es gibt einige Momente des echt üblen Bodyhorrors, welche richtig unter die Haut gehen und die beiden Protagonisten funktionieren hervorragend zusammen.
Fazit: Toller Film. Narrativ mit etwas Leerlauf in der Mitte, aber die Protagonisten sind brilliant.