her (Netflix, OmU)
Im Kino verpasst, dann lange - zehn Jahre!!! - vor mir hergeschoben. Gestern endlich mal geguckt.
Was für ein schöner Film! Außer der grundsätzlichen Thematik hab ich es irgendwie geschafft, nicht viel von dem Film zu wissen (wobei da jetzt auch keine krassen Twists drin sind oder so). Aufgrund der „Mann verliebt sich in (s)eine künstliche Intelligenz“-Prämisse (katsching!) hatte ich aber einen etwas anderen Film erwartet. Zwar geht es auch ein bisschen darum, was bei dem Thema unweigerlich behandelt wird - was macht einen Menschen aus, ist eine KI ein denkendes, fühlendes Individuum oder sind ihre Gefühle etc. nur das Ergebnis der Programmierung? Aber ich war der Auffassung, das Ganze wird technischer, rationaler ergründet und behandelt.
Dass „her“ aber hauptsächlich ein Film über Einsamkeit, Freunde und Liebe ist, hat mich herrlich kalt erwischt und ich musste die ein oder andere Träne wegblinzeln. Joaquin Phoenix ist mal wieder ne Wucht (auch, wenn ich erst zum Abspann (wieder) drauf gekommen bin, wer sich hinter dem Schnurri versteckt ), und trotz fehlender Bildschirmpräsenz liefert auch Scarlett Johansson ab.
„her“ trifft sehr viele leise Zwischentöne und vor allem Phoenix schafft es wunderbar, diese aufzugreifen, sich eigen zu machen und an den Zuschauer weiterzugeben.
Dabei hilfreich stellt sich das in meinen Augen fantastische Writing heraus. Die Dialoge und Interaktionen zwischen Theo und Samantha - aber auch zwischen anderen Figuren - funktionieren für mich auf ganzer Linie (wobei, an wenigen Stellen ist es schon etwas cringig, aber auch unterhaltsam) und fühlten sich sehr echt an. Auch die pastellige Zukunftsvision, die der Film zeigt, hat für mich super gepasst.
Man muss sagen, dass in den zehn Jahren seit Entstehung in Bezug auf KI enorm viel passiert ist und Anfangs hatte ich leicht Bammel, dass der Film überholt wirken würde. Aber dies war tatsächlich nicht der Fall.
Ich habe mich an vielen Stellen mit den Figuren verbunden gefühlt. Die Schwierigkeit, Emotionen verbal auszudrücken, sich mitzuteilen. Einem geliebten Menschen Raum zu geben und ihn nicht durch eigene Vorstellungen oder Verhaltensweisen vor den Kopf zu stoßen. Das Gefühl von Einsamkeit in Gesellschaft oder gar in der Beziehung, aber auch Glück oder Zufriedenheit, wenn man für sich ist.
Könnte jetzt noch ne Weile schwärmen, aber jetzt ist auch gut.
EDIT: Wobei, die Musik von Arcade Fire und Owen Pallett sei noch positiv erwähnt.