Poor Things
Meine Erstsichtung war im Oktober und nach all den Monaten hat der Film für mich an nichts verloren. Poor Things ist visuell immer noch fantastisch und dieser Soundtrack ist halt so anders. Nichts was ich mir selbst stundenlang beim Laufen anhören würde, aber passt zum Film und den Szenen. Emma Stone immer noch grandios als Bella Baxter und ich hätte wirklich nichts gegen einen Oscar. Das sicherlich nicht wegen den Mut sich von allen Seiten nackt ablichten zu lassen, sondern das sie einfach starke Szenen hat, ihr Ausdruck. Mark Ruffalo find ich auch Spitze und hassenswert. Spitze, weil er doch ein komödiantisches Talent mit dieser Rolle des Duncans hat und hassenswert, dazu später.
Die Kontroverse, die ich schon vor ein paar Tage angesprochen hatte, wie ich diese empfand und jetzt nach einem zweiten Mal sehen, ändert sich es eigentlich nicht. Ich kann verstehen, dass einige Zuschauer hier Probleme haben und es anders sehen. Wie Eddy es aber auch sagte, ich nehme auch Emma Stone wahr. Das kann man nun als schwache Ausrede nehmen, aber auch wie ich schon gesagt hatte, ist hier überhaupt nicht einschätzbar wie und wann in welchen Alter man sich befindet. Man kann über jede Szene sprechen, aber Bella ist auch ziemlich schnell auf Zack und diskutiert über das Elend der Welt, wie sie alles verändern will und ist dann auch kurz danach halb mit Französisch unterwegs, interesseiert sich für Chirurgie und Sozialismus und nagelt Duncan mit Worten regelrecht an die Wand. Wo verorte ich das dann, bei 14, 16, 18 Jahre? Die Entwicklung ist hier so unterschiedlich, die Zeitabschnitten machen es so schwer zu bewerten, wo man nun ist. Vergleicht man es nun mit dem anderen Experiment Felicity, da ist diese über einen viel längeren Zeitraum ohne Entwicklung in den wenigen Szenen, wie wir sie sehen. Hinzukommt auch noch der historische Aspekt, gab es das, dass Männer zu solchen Zeiten sich junge naive Damen geangelt haben? Ich meine, letztes Jahr las man das Lindemann auch Sex mit einer 15- oder 16-jährigen gehabt haben soll. Natürlich auch widerlich und verachtungswürdig, anderseits kamen viele um die Ecke mit „Rechtlich aber erlaubt…“… Von daher würde auch den Film nicht ankreiden. Unwohl fühlen kann sich wer. Es ist auch nicht so, dass ich für Duncan in die Hände geklatscht habe, was für ein geiler Typ er ist.
Aber die Männer sind hier sowieso auch wieder eine Besonderheit, eine negative. Alle wollen Bella in ihrer egoistischen Art auch gefangen halten, aus welchen Grünen auch immer. Das macht mein Spoilerpart auch eher wieder ein Fingerzeig auf den Mann. Duncan, ich betonte es, ist hassenswert. Da passt es auch, dass dieser noble Gockel sich so schmierig an ein naives Mädel ranmacht und ihr die Welt zeigen will, aber eigentlich zu seiner Sexsklavin macht. Nichts, wofür man ihn ein High Five gibt. Eher amüsant zu sehen, wei Bella Baxter ihn dann mental zerstört und zum armen Würstchen macht.
Ob der Film nun feministisch ist, halb-feministisch, gar nicht feministisch ist, da der Film von einem Mann gedreht worden ist, mag ich gar nicht beurteilen. So tief stecke ich nicht in dieser Thematik immer drin. Am Ende finde ich den Film in allen Belangen fantastisch und hat auch beim zweiten Mal Spaß gemacht.