Across the Spider-Verse:
Ok, das nervt mich echt.
Ich bin mehr und mehr überzeugt, dass Multiversen eine der dümmsten und tötlichsten Elemente für ein Franchise sind. Die sind gut für den Fanservice, für Memes, für oh-so-meta. Aber fürs Geschichtenerzählen ist es absolut Gift.
Dieser Film hat ganz vieles was ganz gut oder cool sein könnte. Aber an all dem guten Zeug klebt dieses Geschwür des Multiversums, welches inzwischen so gewachsen und gestreckt und diverse Franchises überstreckt, dass jeder Film der was damit zu tun hat mehr und mehr Zeit und Szenen investieren muss um der Meme-Natur gerecht zu werden… und das auf Kosten der Geschichte.
„Across the Spider-Verse“ ist derart bekloppt überladen, dass er mir über weite Strecken keinen Spass machte.
Der Film ist absolut grottig gepaced. Das „Intro“ dieses 140 Minuten langen Filmes geht 20 Minute! 20 Minuten! Für das Intro!
Wenn dein „Intro“ 20 Minuten gehst, dann hast du als Filmemacher bereits einen Fehler gemacht!
Der Plot fängt nach rund 45 Minuten an! Das ist einfach kein gutes Erzähltempo! Und jede Actionsszene geht mehrere Minuten zu lange! Weniger ist manchmal echt mehr!
Dazu kommt noch, dass der Film einen, zugegeben ziemlich coolen, Antoagonisten hat, der nach etwa der halben Laufzeit einfach verschwindet. Ist nicht mehr im Film, spielt keine Rolle mehr. Stattdessen wird dort ein ganzer, neuer Storystrang eingeführt, der wie gesagt mehr damit beschäftigt ist „oh-cool-meme-fanservice“ zu sein.
Und ehrlich, ich verlor die Geduld und das Interesse irgendwann. Der Moment wo der ober-Spiderman erklärt, wie in jedem Universum ein Onkel oder ein „Captain“ sterben muss war einfach nur albern. Vor allem die „Captain“ Sache ist einfach nur bekloppt! Was, dieser Titel ist jetzt also wie ein Fluch? Wenn du den hast, dann bist du tot geweiht, aber sobald du den nicht mehr hast bist du sicher? Als Gwenns Vater ihr sagt dass er kündigt macht sie „Oh… du bist also kein Captain mehr“, da müssen wir es EFFEKTIV so verstehen, dass er jetzt sicher ist… weil er den TITEL nicht mehr hat?! Im ernst? Komm schon! Der Film hat eh bereits damit zu kämpfen, dass er kaum mehr aus der Klischee-Kiste rauskommt (ich meine Spider-Womans Vater denkt sie habe Peter Parker getötet, weil sie neben seiner Leiche stand und entwickelt dann eine Besessenheit die Spider-Person zu finden…? Wie oft müssen wir DEN Plotpunkt noch durchkauen?), da eine Szene reinzubringen welche explizit sagt: „Yep! So funktioniert dieses Universum… und ALLE ANDEREN Universen. Ist immer das gleiche!“ ist NICHT eine gute Idee!
Vor allem: Diese Idee hasse ich sowieso. Diese Idee, dass jede Spider-Person ein Schicksal-geschriebenes Traume hat, welches das Multiversum zusammen hält…? Ne, sorry. Das ist bescheuert.
Was mir auch extrem auf den Kecks ging war der Humor. In „Into the Spider-Verse“ noch eine der Stärken des Filmes, so ist es in diesem Teil eine absolute Schwäche. Die Marvelifizierung nimmt auch hier ihren ungebremsten Durchzug, nichts kann man mehr wirklich ernst nehmen, überall muss ein „Quip“ oder ein halblustiger Spruch drin liegen, damit bloss niemand auf die Idee kommt, man nehme dieses alberne Comic-Franchise zu ernst. Und das ist so furchbar störend, denn man merkt dass in den wenigen Momenten, wo sich der Film getraut einfach mal ein bisschen seriös zu sein die Szenen sofort besser funktionieren!
Und wenn es keine dummen Sprüche sind welche die Dramatik aus den Szenen saugt, dann ist es die Art „Comedy“ welche darin besteht dass Leute einfach viel labern, in der Hoffnung dass „oh ist das peinlich, die labern die ganze Zeit“ mit gutem Humor verwechselt wird. „Into the Spider-Verse“ war da SO VIEL disziplinierter… und darum auch lustiger. Und leider blutet das ganze dann auch in die Charaktere rein. Denn wenn jeder Charakter ein Komiker ist, und der ganze Humor flach fällt, dann werden alle Charaktere unsympatisch.
Ehrlich, die einzigen Dinge die ich wirklich loben kann ist die Technische Seite und das Ende.
Die technische Seite… nun, ehrlich, wer den Film gesehen hat weiss was ich meine. Und wer ihn nicht gesehen hat, dem wird eine Erklärung mit nicht genug gut erzählen können, wie fantastisch das Ding animiert und umgesetzt ist. So viele Stile kommen zusammen, auf eine Art wie ich es noch nie gesehen habe! Der Film sieht einfach toll aus, da gibt es nicht zu rütteln.
Und so sehr ich das ganze Multiversum gedönse nicht mag und mich die Tatsache nervt dass ein 140 Minütiger Film, der die meiste Zeit nur rumgetrödelt hat in einen zweiten Teil muss (ehrlich… wtf?! Nutzt doch einfach die Zeit in DIESEM Film besser!) so muss ich zugeben dass der Film ab dem Moment wo Miles seiner Mutter gesteht dass er Spider-Man ist und sie nicht weiss wer das ist plötzlich gut wird! Für die letzten 10-15 Minuten wird der Film gut.
Aber sorry, das entschuldigt nicht den ganzen Rest des Filmes.
Alles was ich hier kritisiert habe lässt sich darauf runterbrechen, dass der Film einfach über seinen eigenen Inhalt stolpert. Ich habe den Eindruck, da zogen mindestens drei Instanzen in drei Unterschiedliche Richtungen, mindestens eine dieser Instanzen waren Sony-Schlippsträger welche sich einmal mehr wie ein Parasit ans MCU ansaugen wollen. Und das ist so schade, denn nach dem tollen Vorgänger und mit dem ganzen Talent das offensichtlich in diesem Film steckt verdient dieser Film mehr, als eines dieser Seelenlosen Meme-Franchise-Vehikeln zu werden…
Fazit: Eine extreme Enttäuschung nach dem Vorgänger. Schlecht gepaced und schlecht strukturiert und viel zu überladen. Sähe er nicht so toll aus gäbe es nicht sehr viel zu geniessen.