Dune (2021):
Erstmal die negativen Dinge.
Wie schon beim ersten Mal schauen muss ich sagen dass die letzte Stunde des Filmes definitiv schwächer ist als die vorherigen 90 Minuten. Diese letzte Stunde hat einfach kein sehr gutes Pacing mehr. Lustigerweise ist das vermutlich der einzige Aspekt, wo die 1984-Version die Story flüssiger erzählt. In der Lynch-Version fliehen Paul und seine Mutter nachdem sie gefangen genommen wurden direkt in die Wüste, wo sie dann erst dem Wurm und dann den Fremen begegnen. Die 2021-Version hat da einen ganzen Zwischenteil, wo sie nochmals Duncan und Kynes treffen… Und ehrlich, für mich bringt dieser ganze Abschnitt den Film so richtig zum Stillstand und gewinnt nicht wirklich viel. Alles, was man dort erfährt und sieht hätte man mit einigen einfachen Änderungen woanders einbauen können. Und ich finde wirklich, dass es einfach besser fliesst, wenn die beiden Protagonisten nach der Flucht einfach in der Wüste gestrandet sind.
Und der Schluss wo sie dem Wurm gegenüber stehen und die Fremen treffen, das ist mir schon im Kino aufgefallen, sieht einfach unglaublich dunkel aus. Ich weiss schon, es spielt im Morgengrauen, alles klar… aber es sieht für mich nicht „dunkel“ aus im Sinne davon, dass die Lichtverhältnisse in der Szene „dunkel“ sind, sondern es wirkt fast so als seien sie bei besserem Licht gefilmt worden und dann mit einem Filter dunkler gemacht worden oder so. Ist nicht einfach zu erklären, woran das liegt dass ich diesen Eindruck habe, ich kann nur sagen, dass es mir jetzt beide Male aufgefallen ist, und ich mir sowas von Villeneuve einfach nicht gewohnt bin. Denn seine Film sind immer absolut fantastisch beleuchtet.
Und zu guter Letzt: Irgendwie habe ich Mühe damit den Regeln der Schilde zu folgen. Wenn ich es recht verstehe, dann dringen Klingen nur durch, wenn sie langsam aber beharrlich drücken. Nun… während Kampfsszenen sieht man immer wieder Klingenstreiche wo die Schilde rot aufleuchten, aber die Streiche sehen etwa gleich schnell und kurz aus wie die Hiebe welche blau leuchten. Habe ich da was verpasst? Oder hat man bei der Choreo einfach nicht darauf Rücksicht gegeben?
Denn ehrlich, das ist ein eigenartiges Versäumniss in einem Film, der sonst eigentlich so fantastisches visuelles Storytelling betreibt!
Und das macht dieser Film einfach: Visuelles Storytelling, fantastisch gemacht!
Denis Villeneuve zeigt einmal mehr, wie absolut brilliant er darin ist, komplexe, grosse Geschichten auf die Leinwand zu zaubern! Der Mann hat ein Händchen wie kein zweiter, wenn es um spektakuläre, komplexe SciFi Filme geht, welche im Zentrum absolut menschliche Geschichten sind.
„Arrival“, „Blade Runner 2049“ oder jetzt „Dune“… seine SciFi Filme haben alle dieses absolut tolle Auge für Details, für Atmosphäre, für eine glaubwürdige Welt. Und auch für diese seltsame Melancholie welche durch all seine Charaktere durchdringt.
Der Cast dieses Filmes ist einfach fantastisch und ich glaube ich habe ihm beim ersten Mal schauen viel zu wenig Beachtung geschenkt. Aber Timothée Chalamet ist hervorragend in der Hauptrolle, und vor allem bringt er diese tolle Verknüpfung zwischen Entrücktheit auf der einen Seite, aber dann auch Freundlichkeit und Wärme wenn er mit anderen Menschen interagiert mit sich. Eine perfekte Mischung für diesen Charakter.
Rebecca Ferguson passt perfekt in die Rolle der Lady Jessica welche diesen Balanceakt gehen muss, zwischen mächtiger, dominierender Matriarchin und verletzlicher Mutter die um ihren Sohn fürchtet.
Und Oscar Isaac, wenn auch weniger oft im Film, funktioniert unglaublich gut als der Vater, der Ambitionen, Prinzipien und für einen der grossen Familienführer ein extrem weiches Herz hat.
Der Film ist einfach voller toller Rollen, welche alle in diesem bizarren, Kult-durchwobenen Universum immer wieder eine Menge Menschlichkeit durchscheinen lassen.
Und dann muss ich natürlich auch noch loben, wie absolut gelungen die Erzählung als ganzes funktioniert. Der Film verliert sich nie in irgendwelche extremen Lore-Analysen oder zu viel Exposition. Er präsentiert das, was der Zuschauer verstehen muss explizit genug, dass man allem Folgen kann, und lässt dann visuelle und erzählerische Details der Welt die Tiefe verleihen, welche in der Literaturvorlage zweifellos Seiten über Seiten füllt.
Ach, und natürlich will ich das nicht ungenannt lassen: Der Film sieht einfach ungeheuer gut aus! Die Kulissen, die Effekte, die ganzen Bilder… man kann sich kaum Satt sehen! Niemand in der Industrie inszeniert Etablierungs-Shots so gut wie Villeneuve!
Der Film ist eine absolute technische und erzählerische Errungenschaft einer ungeheuer schwierig zu erzählenden Story!
Fazit: Wunderbar umgesetzt! Die letzte Stunde hat ein Paar Längen, aber ansonsten ein absolutes Meisterwerk!
Und jetzt freue ich mich auf den zweiten Teil morgen im IMAX!