Naja, nur weil du „ich habe das Gefühl“ davor gestellt hast heisst das nicht, dass das nicht doch ein Vorwurft sein kann. Wenn ich sage „Ich habe das Gefühl du hast dieses Ding gestohlen“ ist das immer noch ein Vorwurf oder eine Anschuldigung
Aber wie ich angedeutet habe: Ob du es als „Vorwurf“ oder „Vermutung“ (habe ja gezielt diese beiden Worte benutzt) ansiehst ist egal. Es geht darum, dass du eine Vermutung darüber anstellst, warum andere Leute den Film „abgestraft“ haben die nicht wirklich was mit der Qualität des Filmes zu tun haben, sondern andere Motive dahinter stecken. Wenn es einfach sein kann das… naja, diese anderen Leute den Film wirklich einfach nicht gut fanden.
Aber gut, belassen wirs dabei.
Evangelion - 3.33. You can (not) redo:
Definitiv ein Stück besser, als der vorherige Film.
Aus dem Einfachen Grund, dass man hier völlig aufgegeben hat, sich irgendwie am Vorgänger zu orientieren.
Teil 2.22. war noch so ein Ding, das versuchte dem Original Plot einigermassen zu folgen und ähnliche Themen aufzuarbeiten… und wirkte dadurch wie ein oberflächliche, verquere Kopie des Originales.
Diesen Teil kann man jetzt gar nicht mehr wirklich mit der Serie vergleichen. Das ist völlig dahin.
Was man hier kriegt ist ein absolutes Spektakel, wo jeder Moment extrem überinszeniert ist! Krasse Mecha-Kämpfe, jede Szene hat irgendetwas audiovisuell Auffälliges und Aufwändiges. Der ganze Anfang ist so völlig überinszeniert, dass es zum Teil schwer ist zu folgen, was überhaupt passiert, so viele Dinge passieren gleichzeitig und so viele Effekte werden abgefeiert!
Den Plot hat man auch ordentlich aufgemotzt! MEHR EVAs, MEHR Prototypen, MEHR von allem! Mehr Zeit welche vergangen ist, MEHR, MEHR, MEHR!!!
Oder mit anderen Worten: Die Serie hat sich einen hochpolierten, aufgemotzten Karren gekauft…
Wo man sich dann fragen muss, ob da nicht für was kompensiert wird.
Und oh ja, wurde hier kompensiert!
Denn von dem, was in der ursprünglichen Serie der Kern gewesen war, das Herzstück, der Grund für die Existenz der ganzen Show überhaupt… das ist nicht mehr vorhanden.
Ich rede hierbei natürlich von den Charakteren.
Denn hier hat sich rein gar nichts geändert verglichen mit dem zweiten Teil. Die sind nach wie vor oberflächlich, völlig vereinfacht und haben weder Komplexität, noch Facetten und auch absolut keine Beziehung mehr zueinander,
Ein krasser Kontrast zur Serie, wo die Charaktere derart zentral waren, dass man sich getraut hat in den letzten beiden Episoden den Plot völlig zu ignorieren und rein eine Charakter-Dekonstruktion zu machen!
Was hier mit diesen Figuren absolut nicht mehr möglich wäre. Shinji ist der einzige Charakter, dem man versucht etwas Tiefe zu geben, aber sind wir ehrlich, auch er kommt nicht weit über einen durchschnittlichen gut charakterisierten Anime-Protagonist hinweg. Seine Probleme sind alle an der Oberfläche, seine Konflikte sind derart fern von allem, womit man sich als normaler Mensch identifizieren könnte… da ist einfach rein gar nichts daran (weshalb ich mich fast schon etwas auf den letzten Teil freue, denn ich bin ja SEHR gespannt, wie man aus dieser Pappfigur die nötige Komplexität rausholen kann um das Thematische Ende zum Third Impact zu finden ).
Aber wie gesagt… irgendwie ist das auch etwas egal. Denn der Film ist nicht mehr das, was die Serie sein wollte… und ich frage mich, wie weit man bei den Machern das absolut bewusst akzeptiert hat.
Denn… ich meine, viele Momente wirken ein bisschen so, als ob sich der Film selber nicht mehr so ganz ernst nimmt.
Die ganze Geschichte spielt 14 Jahre in der Zukunft anscheinend, und alle Charaktere sind zu diesen ernsten, grimmen Mad-Max-Charakteren rangewachsen, welche null menschliche Gefühle mehr zu haben scheinen, sondern nur SERIÖSE Zielgerichtigkeit!
Und obwohl man 14 Jahre in die Zukunft gereist ist sind die Piloten der Evas nicht älter geworden denn… HEY, es ist „Neon Genesis Evangelion“, da muss man Teenager (vor allem 14 jährige Mädchen) drin haben (jaja, bin sicher, da kommt noch eine Erklärung… aber sind wir ehrlich, der Grund warum sie im Original Teenager waren ist, weil die Probleme mit denen sie gekämpft haben alltäglich und verständlich waren, und Ängste und Unsicherheiten der Pubertät wiederspiegelten… was diese Serie einfach nicht mehr hat)!
Ach, und Gendo Ikari hat seine Brille durch einen Star Treck Geordi Visor umgetauscht, was mir einen guten Lacher gab!
Und ja, wie gesagt, der ganze Plot ist so völlig überrissen zu diesem Zeitpunkt, so derart aufgeblasen aber auch im Zentrum, dass ich wirklich denke man hat sich bewusst entschieden gar nicht erst zu versuchen noch auf der gleichen Schiene wie die Serie zu laufen.
Und ehrlich: Gut so.
Denn jetzt haben diese Filme endlich eine eigene Identität gefunden.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich als Teenager, als ich die Serie entdeckt habe und das erste Mal gesehen habe enttäuscht war, dass die ganze Lore nicht expliziter erforscht wurde, dass die Serie so seltsam und abrupt endete. Mich interessierten die ganzen Charakterstudien weniger, ich wollte mehr bizarre Lore!
Mit anderen Worten: Ich hätte damals vermutlich an dieser Serie Freude gehabt!
Und habe es auch jetzt noch (auch wenn ich jetzt der Meinung bin, dass der Charakterfokus des Originales mehr hergibt).
Jetzt ist es einfach einfach ein bizarrer Mecha-Anime der um das Ende der Welt und bizarre Engel-Kreaturen und Monster und Götter und abgefahrene Riese-Menschen geht! Und das hat durchaus auch seine Daseinsberechtigung… auch wenn ich etwas über die Tatsache schmunzeln muss, dass das Original damals mehr eine Dekonstruktion dessen war, was uns jetzt hier im Remake präsentiert wird.
Aber hey… wenns Spass macht, dann machts trotzdem Spass.
Fazit: Es hat bis in den dritten Film gedauert, aber die Remakes haben jetzt ihre eigene Identität gefunden. Und diese ist: Weg von komplexen Charakterstudien, mehr pseudo-Religiöse Lore Mecha-Action! Kann man machen.