Dann habe ich jetzt auch nochmal Spectre und No Time to Die gesehen und meine herumwirbelnde Gedanken verschriftlicht.
Spectre
Vor fast neun Jahren einmal im Kino gesehen und jetzt der Rewatch. Ich kann mich nicht mehr genau an meinen kompletten Ersteindruck erinnern. Dieser lag aber wahrscheinlich zwischen Casino Royale/ Skyfall und Quantum of Solace. Das hat sich nicht geändert. Erstmal haut Craig es als Bond für mich heraus, ohne jede Frage. Ich sehe ihn gerne in dieser Rolle und verfolge seinen Weg, wenn es ihn nach Mexico City, Shanghai, Macau, Rom oder in die Berge Österreichs führt. Die Action gefiel mir. Erstmals müsste bei Craig das Auto jetzt auch 007-Funktionen besitzen, dann mal wieder ein Versteck im Nirgendwo mit zig Angestellten und ein Plan, welcher nach einer Analyse auch ein wenig die Augen verdrehen lässt. Es fühlt sich wie ein typischer Bond an, aber halt nicht wie ein besonderer Bond.
Monica Bellucci bekommt leider zu wenig Zeit. Dave Bautista als wortkarger Henchmann war gut und sticht mit dem zu kurzen Zugkampf heraus. Auch hier dann eine Premiere, nämlich der erste richtige Handlanger in der Craig-Zeit. Bei den anderen drei Filmen gab es niemand und stach heraus. Andrew Scott, ein fantastischer Darsteller, hängt finde ich im Film doch in der Luft. Seine Rolle und das mit dem Nine Eyes ist durchaus ein interessante Themati und hätte mit mehr Fokus recht solide werden können. Da dies auch mit Spectre im Zusammenhang hängt, ist es eher so ein nebenbei und ein Nebenplot für M.
Der größte Kritikpunkt bei Spectre liegt für nicht nur am Film, sondern die Gesamtausrichtung der Bond-Ära. Das man im vierten Teil auf Spectre geht, fein. Etwas was sich mit Quantum schon angedeutet hatte. Da ist noch etwas im Hintergrund los. Was man in Spectre anfänglich sieht in Rom ist durchaus mysteriös und hat was. Man kann es nicht erfassen, diese Organisation und die Größe. Dann geht es viel zu schnell - auch wie man zu Franz Oberhauser und Ernst Stavro Blofeld kommt. Ich hatte noch überlegt, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre im 4. Teil nur Andeutungen zu machen und es auf die Zusammenkunft in Rom zu begrenzen. Bond sieht nur die Silhouette, den Hinterkopf, hört die Stimme, um im 5. Teil kommt die Auflösung oder halt am Ende von Spectre. Oder man hätte auf Spectre und Blofeld komplett verzichten sollen. Christoph Waltz ist ein hervorragender Schauspieler. Nur hat mir die Rolle zu wenig Fleisch, inkl. dieser Hintergrundgeschichte zu Bond. Diese hat nicht mal Bond emotional beeinflusst, wie soll ich da etwas abkaufen. Bond war sein Adoptivbruder für ein paar Jahre und der Vater hatte Bond seiner Meinung nach mehr gliebt. All das führt dazu, dass er eines der größten und geheimen kriminelle Organisationen erschaffen hat, um sich an Bond zu rächen. Das Blofeld dann auf einmal hinter allen steckt, z.B. auch bei Silva in Skyfall ist auch ein wenig Schade. Das wird halt nur so erzählt und man muss es halt akzeptieren. Da bräuchte halt so eine Twist mehr Futter und Bilder. Schlussendlich kann ich zähneknirschend damit leben, es gibt auch dümmere Motive von Bösewichten, auch bei Bond. Waltz selbst hat mir als Charakter auch zu wenig gegeben, um sich selbst von seinen anderen Rollen abzuheben. Das war eine vertane Chance in der Craig-Ära.
Ich habe mich trotzdem unterhalten gefühlt. Aber wenn ich überlege, was man mit Casino Royale begonnen hatte und hätte man das auf dem Niveau gehalten, wäre dies schon eine Hausnummer gewesen. 5 Filme, 3 Filme, die auf Spectre oder eine andere Organisation hinauslaufen und 2 Filme, die den Fokus erstmal auf eine andere 007-Mission richten mit ggf. Brotkrumen zu der Organisation.
No Time to Die
Hui, der Film hat mich nochmal mit einem anderen Gefühlt zurückgelassen als im Kino vor drei Jahren und steigt nochmal in meiner Bewertung. Der könnte sich nun auch mit Skyfall duellieren. Möglicherweise liegt es auch daran, dass ich nochmal den kompletten Ritt des Craig-Bond n kurzer Zeit angeschaut hatte. Sowohl die Action-Set-Pieces als auch darstellerisch überzeugend. In No Time to Die bringt Craig meiner Meinung nach auch eine seiner besten Bond-Performance auf die Leinwand. Diese andere Seite, diese Emotionalität, hätte zum Beispiel Spectre auch ganz gut getan, als man seine Geschichte persönlich werden lässt. Das lässt mich auch fragend zurück, wieso man in No Time to Die ein Opening-Flashback bringt, um uns diese Verbindung zwischen Madeleine und Safin zu zeigen. Ich fand es für einen Bond-Film untypisch, aber durchaus gelungen. Wieso aber so etwas nicht in Spectre? Ein Rückblick in die Kindheit oder ähnliches, ganz egal wie sinnig der Adoptivbruder-Part war. Wie gesagt, dass ist für mich wie oben schon beschrieben, eine Kritik an der Gesamtausrichtung der Reihe.
Die Rückkehr von Felix Leiter hatte mich gefreut. Ich mochte diese viel zu kurze Szene mit Ana de Armas und auch Lashana Lynch als Nomi fand ich schon damals im Kino gut. Diese Idee ihr den 00-Status zu geben auch Bond als die 007 im MI6 zu ersetzen, fand ich eine charmante und lustige Idee. Allein weil es auch wie immer eine große Aufregung gab als die Gerüchte umher gingen. Auch zwei Charakterinnen, wo Bond natürlich auch wieder eine Auge erstmal drauf hatte, aber auch schnell auf Granit beißt. Und Christoph Waltz bekommt auch nochmal seinen Auftritt. In der Szene hat mich die Figur Blofeld und im Zusammenspiel mit Bond doch mehr überzeugt als im Vergleich zu Spectre an einigen Stellen.
Dann noch Rami Malek als der Bösewicht Lyutsifer Safin. Malek macht das gut, aber Safin ist halt auch wie so viele Bond-Bösewicht, er lässt einen auch ab und an fragend zurück. Er besitzt unterschiedliche Motivationen, die ihn dann genau zu diesen Moment hingeleiten. Eigentlich hat er doch ein Ziel erreicht. Warum jetzt schon wieder so weit drüber gehen? Das sind halt Bond-Bösewichte. Zusammenfassend halte ich ihn aber für bedrohlich, da er eine der gefährlichsten Waffen in den Händen hält. Auch wenn man es kaum erwartet, halte ich ihn für eine der brutalsten Gegner von Bond, in dem was er ihm schlussendlich antut. Apropos Waffe, da diese aus dem Labor der Guten stammt, ein schöner Fingerzeig nebenbei, wohin das führen kann.
Die Kuba-Kampfszenen mit Bond und Anna de Armas, die Boot-Szene mit Felix, die Autoverfolgung und der neblige Wald in Schweden und das große Finale auf der Insel mit dem Giftgarten. Das war spannend, hat Laune gemacht. Die Anlage war natürlich wieder so ein Bond-typischer Unterschlupf. Ich frag mich manchmal, wie die Bösewichte solche Verstecke bauen können und wie viele Leute, bei denen so beschäftigt sind. Die Liebesgeschichte zwischen Bond und Madeleine Swann funktionierte für mich nochmal besser, ich konnte mich emotional darauf einlassen. Ich weiß, dass Vesper Lynd seine große Liebe war, auch mit Madeleine hat er eine Verbindung aufbauen können. Wahrscheinlich eine der wenigen in seinem Leben und mit dem Reveal im Laufe des Films, geht es nochmal ans Herz.
Gerade das Ende als Bond realisiert was passiert, der Track „Final Ascent“ von Hans Zimmer beginnt (btw, No Time for Die von Billie Eilish zu Beginng gibt dem Film auch so emotionale Note) und da werde ich den Spoiler ansetzen: Dieses „I know, I know“ hat mich doch getroffen. Man will für seine liebgewonnenen Charaktere immer ein Happy Ending, insbesondere wenn Bond hier realisiert, dass er bei Madeleine falsch lag und damit Zeit weggeworfen hat und dann noch die kleine Mathilde mit Mathilde mit blauen Äuglein vor einem steht. Hach, wie in einer schönen Rom-Com, in dem am Ende alles zum Guten führt. Tja, nur halt nicht in solch einem Film . Ich finde daher den Tod konsequent. Meiner Meinung nach eine schwere Entscheidung auch von ihm, aber es gab keine andere. Es gibt kein Gegenmittel, wie lange würde man warten und wer kann ausschließen, dass diese Nanobots nicht do über kurz oder lang den Weg zu den beiden finden. Ein Leben weiter in Angst und mit Sorgen.
Damit habe ich alle 25 Bond-Filme von Eon gesehen und somit auch die Daniel Craig-Ära nochmal gerewatcht. Was ich festgestellt habe, es kann jeder seinen Lieblings-Bond haben, denn sie sind alle so unterschiedlich. Ich mochte den ein oder anderen Film von Connery und Moore, zu 100% warm bin ich mit der Darstellung, Ton, Geschichten etc. auch nicht geworden. Lazenby war ein interessanter anderer Einblick nach Moore. Mit Brosnan bin ich aufgewachsen und spielt ein wenig Nostalgie eine Rolle. Mit Craig und die Ausrichtung seines Bonds hatte ich am meisten Freude, auch wenn die Filme auch ihre Schwächen haben. Diese Schwächen ziehen generell auch durch das Franchise. Es steht und fällt halt mit der Mission, mit der Motivation und den Zielen der Villains. Jetzt dürfen Barbara Broccoli und Co. gerne mal den nächsten Regisseur und Bond-Darsteller preisgeben.