ich finde die Diskussion um Hans Zimmers Arbeitsweise immer ein wenig unaufrichtig, weil es wohl auch andere Filmkomponisten gibt, die eine ähnliche Arbeitsweise pflegen.
Und was die Urheberschaft der Musik betrifft, gibt es ein erhellendes Zitat von Rupert Gregson-Williams dazu: „Hans ist eine Ikone und – meiner Meinung nach – ist die meiste Kritik gegen Media Ventures völlig unbegründet. Das häufigste Missverständnis ist, dass jeder an den Themen arbeitet, während Hans den Ruhm dafür bekommt. Nun, ich habe drei Monate mit Hans in Los Angeles an verschiedenen Szenen für ‚Der Prinz von Ägypten‘ gearbeitet – die Sandsturm-Sequenz, in der Moses von einem Kamel geweckt wird, und die Szene mit dem Tod der Erstgeborenen – und all die Themen wurden von Hans geschrieben. Meine Aufgabe war es, den thematischen Inhalt von Hans zu nehmen und es in meine Stücke für die Szene einzuarbeiten. Es gab eine Menge Diskussionen und Gespräche über die kontextuelle Bedeutung hinter dem Film und wie die Musik sich dazu verhält, aber die treibende Kraft dahinter war Hans. Ihm nur einmal bei der Arbeit zuzusehen, kreativ zu sein und einmal in dieser Atmosphäre zu sein, war wunderbar. Außerdem ist Hans ein phänomenaler Orchestrator. Das ist etwas, was die Leute nicht verstehen.“
Man muss Zimmers Klangteppiche nicht mögen, aber es ist in jedem Fall eine modernere Form des Soundtracks als einer, der hauptsächlich auf klassischen Themen basiert. Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass Zimmers Klangteppiche - wenn er dort sein Herzblut hineinlegt wie z. B. bei „The Thin Ted Line“, „Inception“ oder „Interstellar“ mit mir mehr anstellen als die meisten anderen Scores.
Wenn es generisch wird - und so empfinde ich z. B. „Fluch der Karibik“ (viel zu nah am Selbstplagiat, siehe „Gladiator“) -, dann geht er mir aber auch schnell auf den Senkel.
Und in Sachen Untermalung von Actionszenen sehe ich es wie @Flauschewoelkchen. Man muss sich nur einmal „Mombasa“ aus dem „Inception“-Soundtrack anhören. Ja, das dröhnt, aber im Kino standen mir dabei die Nackenhaare hoch, weil der Sound einfach direkt an deinen Nervenbahnen andockt und vollkommen gnadenlos treibt.
Wenn Christopher Nolan dann noch auf diesem Niveau Action inszenieren könnte (er ist da nicht Scheiße, aber dort liegt auch nicht seine Stärke), wäre die dazugehörige Szene die Mutter aller Verfolgungsjagden gewesen.
Übrigens zur Arbeitsweise von Regisseuren: Da regt sich niemand über die Praxis auf, dass es es oft einen Second Unit Director gibt.