Ghost in the Shell
Einmal vorweg: Ich habe das Original vor Jahren mal gesehen, aber nur noch wage Erinnerungen daran. Ich weiß noch, dass es mir gefiel und einige sehr ikonische Szenen hat, aber auch dass es mich nicht komplett um geblasen hatte und ich es damals definitiv nicht als Meisterwerk oder ähnliches empfand.
Eigentlich wollte ich vor dem Film das Original noch einmal komplett nachholen, schaffte dies aber aus Zeitgründen nicht. Am Ende bin ich ganz froh darüber, da ich so echt vorurteilsfrei an den Film heran gehen konnte.
Ghost in the Shell ist ein Film der versucht alle zufrieden zu stellen - die Fans des Originals als auch Neueinsteiger. Dies merkt man recht schnell zu Beginn. Einerseits beobachtet man die Erschaffung des Cyborgs Major, die ich wirklich grandios fand, andererseits wird darauf hin das Konzept der Seele/Geistes in der Maschine/Shell sehr eindeutig und breit für jeden erklärt.
Im Grunde genommen bekommt man hier die Blaupause für den gesamten restlichen Film. Es werden immer wieder extrem cool in Szenen gesetzte Sequenzen gezeigt, die sich mit Erklärungen und Verdeutlichungen abwechseln.
Dieser Spagat funktioniert mal mehr und mal weniger gut und so sitze ich mal gebannt im Kinosessel und mal rolle ich etwas mit den Augen, wenn der Film sich nicht traut gewisse Sachen nur anzudeuten. Damit will ich nicht sagen, dass der Film einem alles vorkaut. Die Geschichte ist doch recht komplex und wer nur dasitzt und sich berieseln lässt, der wird am Ende so einige Fragezeichen im Gesicht haben, da zum Ende hin doch auch ein paar Fragen ohne Antwort verbleiben.
Zwar beschränkt sich der Film nach seinem gut gemacht Einstieg erstmal auf die erwähnte Formelhaftigkeit, nimmt er ab der Mitte stärker an Tempo zu und schafft es einen recht guten Flow auf zu bauen. Ab diesem Punkt hatte mich die Welt einfach gefangen und auch die Story schaffte es mich zu interessieren. Sie bietet zwar nichts grundlegend neues, aber hat doch ein paar Wendungen, die sich angenehm entfalten und zumindest eine runde Erzählung bieten. Hier wurden viele komplexere Elemente zusammen gedampft und so angepasst, dass sie den Ramen eines 2 Stunden Films nicht sprengen.
Technisch kann man dem Film eigentlich kaum etwas vorwerfen. Viele Szenen sehen grandios aus und manche schrammen etwas an der unfreiwilligen Komik vorbei, was vor allem an seiner animierten Vorlage liegt. Der Film ist insgesamt einfach ein gigantisches CGI Feuerwerk, was ihm stellenweise schon den Look eines Videogames verleiht. Daran kann man sich stören, mir hat es aber nicht die Laune am Film verdorben. Ja der Stil ist etwas eigenwilligen für einen Realfilm, dieser zieht sich aber nicht nur konsequent durch, sondern spielt auch immer Mal wieder damit und versucht eigene Akzente zu setzen. Um damit aber vollends zu beeindrucken, fehlte es leider an Mut und Risikobereitschaft. Wie gesagt, soll der Film ja auch keine Leuten abschrecken, in dem er visuell den kompletten Overkill bietet.
Zu der schauspielerischen Leistung kann ich gar nicht so viel sagen, da es in diesem Film gar nicht so viel davon zu bewundern gab. Die allermeisten Gespräche beschränken sich auf Erklärungen der Thematik des Ghost in the Shell und dessen Welt (was sich wie erwähnt mal mehr und mal weniger organisch einbettet). Die Beziehung zwischen Major (Scarlett Johansson) und Batou (Pilou Asbæk) funktioniert meist recht gut, ist aber auch die einzige echte Beziehung, die einen als Zuschauer auch anspricht. Der Rest bleibt extrem blass und tut nicht mehr als cool oder wütend in die Kamera zu schauen. Dadurch fehlt es den Charakteren leider sehr an Schwere und sie dienen meist eher als Bezugspunkte für unterschiedliche Ansichten zum Thema “Was macht den Mansch zum Mensch”.
Bei diesem wichtigen Kernelement weiß der Streifen leider auch nicht wirklich etwas neues beizutragen. Wer Filme wie Bladerunner, 2001 oder Ex Machina kennt, der wird hier nicht allzu viel neues entdecken. Das was gesagt wird, ist aber auch nicht veraltet oder uninteressant. Wer sich also damit noch nicht so sehr auskennt oder einfach nur mehr dazu sehen will, kommt schon auf seine Kosten.
Was bleibt als am Ende bei Ghost in the Shell? Definitiv kein neuer Bladerunner (der steht uns allen ja eh noch bevor), aber auch definitiv kein Griff ins Klo. Ein Film an dem so einige Ecken und Kanten abgeschliffen wurden um sie einem breiten Publikum verdaulich zu machen, der dabei aber nicht vergisst was ihn ausmacht und so für sich allein betrachten, überraschend gut funktioniert. Das mag einige Hardcore Fans sicher enttäuschen, aber um mal das Klischee zu bedienen: “Für das was er sein will, ist er echt gut.”
7,5/10