X-Men: Days of Future Past:
Heilige Scheisse, macht das X-Men-Universum null Sinn!
Es ist für jemanden wie mich, der gerne ein Story-Kompletist ist, schon etwas sehr iritierend, wenn eine Film-Serie derart auf jegliche Kontinuität pfeift und sich kein bisschen darum kümmert, ob die Filme jetzt Sinn machen oder nicht.
Und nein, das hat nichts damit zu tun, dass “Days of Future Past” Zeitreisen mit einbringt. Ich verstehe das Zeitreise-Konzept (welches für sich selber gesehen schon keinen wirklichen Sinn ergibt) und ich kann trotzdem ganz klar sagen: Die Reihe macht keinen Sinn! Elemente werden geändert oder beibehalten, wie es den Machern gerade passt. Zu 90% hat das mit Fanservice zu tun. Aber in 10% der Fälle scheint es einfach auf unsorgfälltige Herangehensweise zurückzuführen sein.
Und einfach zu sagen, dass man den Film einfach als einzelner Film sehen soll und nicht in den Kontext der anderen Filme setzen sollte geht auch nicht! Denn die besten Szenen dieses Filmes bauen darauf aus, dass man den Kontext der anderen Filme hat. Mit anderen Worten: Im Bezug auf die Kontinuität funktioniert der Film nicht wenn man ihn als Teil der ganzen Serie sieht und er funktioniert nicht, wenn man ihn sich in einem Vakuum anschaut.
Aber ok. Akzeptiern wir das einfach mal.
Wenn man sich einfach damit abfindet, dass der Film die Reihe und die Zusammenhänge nicht so wirklich ernst nimmt, und man einfach mal schaut was der Film sonst einfach für eine Geschichte erzählt… wie hält sich der Film da?
Nun, um ganz ehrlich zu sein, ich bin ungeheuer positiv überrascht! Ich dachte, der Film könne wohl ok sein, aber nicht gerade spektakulär. Sattdessen finde ich wirklich, dass dieser Film einige der stärksten Elemente der ganzen Reihe hat!
Einer der wohl positivsten Aspekte ist die Gegenwart/Zukunft und die Sentinels, welche da als Gegenspieler auftauchen. Die Sentinels sind einfach fantastisch umgesetzt. Sie sind richtig einschüchternd und geben einen extrem guten Eindruck davon, wie schlimm es in der Zukunft um die Mutanten und die ganze Welt steht. Die drastischen Masnahmen, welche die Protagonisten ergreiffen müssen scheinen vernünftig, im Kontext der ersten Szenen.
Und das zieht sich so durch den ganzen Film. Man vergisst nie, wie viel auf dem Spiel steht. Und das Finale, ist so düster und erschreckend in seiner Brutalität und Konsequenz, dass dieser Film gut und gerne der Abschluss der Reihe hätte sein können. Es scheint wirklich alles auf dem Spiel zu stehen, und alle Charaktere werden gezwungen grosse Opfer zu erbringen. Der Film hat seine Wirkung in dem Bereich nicht verfehlt und ich denke das ist wohl eine der grössten Stärken dieses Filmes.
Eine andere Stärke sind auch die Charaktere. Das die Wahl der Schauspieler für die einzelnen Rollen mal wieder perfekt ist muss ich hier nicht mehr erwähnen. Man kann von den X-Men Filmen sagen was man will, aber die Wahl des Castes, vor allem in den wichtigen Rollen, ist perfekt, das muss sich wohl auch jeder Gegner dieser Filme eingestehen.
Aber es geht nicht nur um die Schauspieler. Es geht darum, wie die Charaktere geschrieben sind.
Ok, ich habe immer noch so meine Probleme, wie viele der Charaktere in retrospektive umgeschrieben wurden, nur damit man in “First Class” möglichst viel Fan-Service hatte, aber wenn man diesen Kanon jetzt einfach mal so akzeptiert, dann hat dieser Film einige der Stärksten Charakter-Entwicklungen und Charakter-zentrierte Momente der ganzen Reihe zu bieten. Im Gegensatz zu den ersten Paar Filmen der Reihe scheinen in diesem Film die Charaktere und der Plot nicht in zwei unterschiedliche Richtungen zu ziehen. Stattdessen ist der Plot, so sehr er in seiner eigenen Universums-Logik nicht wirklich Sinn macht, völlig Charakter-getrieben und zumindest für mich ist dies der Grund weshalb die Story halt trotzdem funktioniert. Ich kann in einem Film viele Plotlöcher ignorieren, wenn ich auf der Charakter-Ebene abgeholt werden kann. Und das schafft dieser Film.
Ich denke alles in allem kann man “Days of Future Past” durchaus als gelungen ansehen. Ja, für Leute welche die anderen Filme gesehen haben und versuchen eine koheränte Time-Line zu etablieren ist dieser Film, und auch alle Filme zuvor, wohl nicht wirklich das richtige… aber um ehrlich zu sein, diese Reihe hatte sich noch nie gross um Kontinuität gekümmert. Das heisst, wenn man sich die Filme bis hier hin angeschaut hat, dann dürfte einen dies kaum mehr überraschen.
Fazit: Starke Charaktere und mit einem richtig guten Sinn dafür, was alles auf dem Spiel steht. Dadurch hat der Film viel emotionalen Zug und Dramatik… auch wenn der Film auf einer rein logischen Ebene nicht wirklich Sinn macht.