In this corner of the world
Letzte Woche hatte ich zufällig gesehen, dass mal wieder ein unbekannter Anime im Kino läuft. Nach kurzer Erkundigung sogar nur in wenigen Lichtspielhäusern (kinopolis-Kette). Da selten genug Animes bei uns laufen und der recht gute Bewertungen hatte, bin ich dann rein.
Der Film spielt einige Jahre vor dem zweiten Weltkrieg bis kurz nach dessen Ende und fokussiert sich dabei auf eine junge, verträumte Japanerin. Sie „gerät“ in eine Ehe (sie wird nicht gezwungen, sagt aber auch nicht nein, obwohl sie ihren zukünftigen Mann nicht kennt) und zieht von ihrer Familie in der Nähe von Hiroshima nach Kure, einer Stadt mit Militärhafen, nicht allzu weit entfernt.
Ab da wird gezeigt, wie sie sich mit der Familie ihres Mannes und den häuslichen Pflichten arrangiert.
Vom aufziehenden und dann stattfindenden Krieg bekommt man nur so viel mit, als dass hier und da erwähnt wird, wenn jemand vom Militär eingezogen wird, die Lebensmittel rationiert werden, Schlachtschiffe im Hafen ankern und Matrosen in der Stadt unterwegs sind. Erst im letzten Viertel bis Drittel wird die Situation angespannter, als sich die Familie einen Luftschutzbunker gräbt und ob der ständigen Bombenangriffe viele Male darin Schutz sucht.
Alles in allem hat mich der Film sehr zwiegespalten zurückgelassen. Er ist eigentlich sehr locker und teilweise humorvoll, immer wieder gibt es lustige Situationen. Und selbst ein dann doch sehr ernster Zwischenfall sorgt nicht unbedingt dafür, dass man in tiefste Traurigkeit verfällt, wie das z.B. „Die letzten Glühwürmchen“ der Fall ist. Denn auch weiterhin wird der Ernst der Thematik mit humoristischen Gesten und Handlungen aufgelockert. Nicht falsch verstehen, es ist keine Komödie! Aber diesem Film im Speziellen kreide ich die Lockerheit etwas an. Auch wenn er sich auf die Zivilbevölkerung und deren Probleme konzentriert, fehlte mir etwas die kritische Auseinandersetzung mit der Kriegs- und Militärthematik. Es wird manches angedeutet, manches klarer aufgezeigt, aber mir hat da als Gegenpol zum humorvollen Teil etwas die Art von Tragik gefehlt, die einem einen Kloß im Hals entstehen lässt.
Im Kinosaal hat man zwar den ein oder anderen Schluchzer vernommen. So saß neben mir eine Japanerin, der es so ging, wobei da natürlich ein ganz anderer Hintergrund und emotionale Verbundenheit eine Rolle spielen. Dennoch gab es ebenso Gelächter an eigentlich unpassenden Stellen - aber das muss sich der Streifen auf die eigene Kappe nehmen.
Stilistisch ist es auch so eine Sache. Technisch hat man schon sehr viel besseres gesehen. Er pflegt zwar einen eigenen Stil mit einzelnen künstlerischen Ausflügen, aber mehr als „ok, passt“ bietet er in meinen Augen nicht. Aber gut, man muss ja auch nicht immer das Rad neu erfinden. Dafür fand ich die Musik ganz gelungen.
Eigentlich vergebe ich keine Wertungen, aber in dem Fall mein Fazit:
Hätt’ ich mal lieber die neue Folge GoT geguckt. Im Kino hätte ich mir „In this corner of the world“ jedenfalls nicht unbedingt ansehen müssen, trotz der Seltenheit von Animes in deutschen Kinos.