Kingsman: The Golden Circle:
Nein. Nein, nein, nein.
Das war nichts.
Schade. Der erste Teil war ein solcher Erfolg, und so intelligent gemacht (wichtig: Ich sage nicht, dass es ein intelligenter Film ist, bei dem man viel denken muss. Ich sage, er sei intelligent GEMACHT… es braucht Skill um dumme, lustige Filme zu machen), dass ich mich eigentlich wirklich auf eine Fortsetzung gefreut hatte.
Leider kam der erste Nackenschlag schon im Vorfeld, als die Trailer und Plakate verrieten, dass der Film die wohl beste und einschneidenste Szene des ersten Teiles über den Haufen werfen würde. Ich frage mich immer, warum Filmemacher sowas machen. Verstehen sie denn nicht, dass das Red-Connen einer guten Szene im Nachhinein auch die Wirkung der Szene im ersten Film verbilligt? Wie kann man professioneller Geschichtenerzähler sein, und sowas nicht verstehen?
Aber ok, in der Vergangenheit gab es ein Paar Filme (ganz wenige, aber es gibt sie) wo solches nachträgliches Rumflicken am Original einen guten Effekt hatten. Vielleicht dieses mal auch?
…
Nope. Auf keinen Fall.
Dieses Element ist so unnötig und dämlich in den Film geschrieben, dass ich nur den Kopf schütteln konnte. NIEMAND wird sich “The Golden Circle” anschauen und denken, dass dieses Element schon im ersten Film so geplant gewesen wäre! Es ist so unglaublich dumm, dass es einfach nur stört.
Aber ok, wäre nur dieses eine Element nicht so toll geschrieben, dann hätte der Film noch immer gut sein können. Der erste Teil hatte auch so seine etwas merkwürdigen Drehbuch-Wendung, dass man dem Film das eventuell noch hätte durchgehen lassen können.
Aber das ist nicht das einzige, was an dem Film nicht stimmt.
Fast alles was den ersten Film gut gemacht hatte kehrt zurück, aber leider auf 150 gedreht und verliert somit leider seinen Charm. Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass das Original schon wirkte, als sei es völlig auf Drogen, darum stellt euch mal vor, was es bedeutet wenn man das nochmals eine Stufe höher stellt?
Die Musik-Actionszenen im ersten Teil waren Stylisch und cool, aber primär dadurch, dass die Protagonisten oft mit kleinen, unscheinbaren Waffen gekämpft hatten, während die Choreo des Kampfes die richtige Würze gab. In diesem Film jedoch wird so mit unglaubwürdigen Gadgets um sich geworfen, dass die den Kämpfen jegliches Gewicht fehlt.
Ausserdem sind sie viel zu zahlreich und zu langgezogen. Das Finale im Original war erst ein Kampf durch einen Korridor gegen eine riesige Armee, und dann ein One-on-One-Duell gegen eine coole Antagonistin.
Dieses Finale hat 5 “Kämpfe”! Der Film will einfach nicht enden!
Auch andere Dinge funktionieren nicht.
Die Effekte zum Beispiel sind zum Teil haarsträubend schlecht! Gegen Ende gibt es eine Luft-Aufnahme von der Freiheitsstatue mit einer Menge Drohnen um sich herum… und kein Scheiss, ich würde behaupten dass ich PS2-Spiele habe, welche besser gerenderte Szenen hat!
Ein weiteres Element welches nicht richtig zündet ist die Antagonistin. Man soll mal zurück an Valentine aus dem ersten Film denken: Cool, bedrohlich, und er interagiert vor dem Finale mindestens 3 Mal direkt mit den Kingsmen (vielleicht sogar mehr, ich kann mich einfach aus dem Gedächniss an 3 Szenen errinnern…). Julianne Moore, im Gegensatz, hat praktisch keinen direkten Einfluss auf den Plot! Oh, sie hat die übliche Super-Bösewicht-Killt-eigene-Mitarbeiter-Szene (ZWEI sogar, wenn schon eine nicht wirklich nötig gewesen wäre!), aber es scheint so als existiere dies nur, weil man sonst zu wenig für sie zu tun hätte. Die meisten ihrer Szenen könnte man aus dem Skript streichen, ohne dass es einen grossen Einfluss hätte.
Auch ihr Motiv ist nicht so 100% klar… Wie im ersten Teil versucht man hier, dem Bösewicht ein Motiv zu geben, welches für die meisten Zuschauer “Sinn” macht (ich sage nicht, dass die Zuschauer mit der Methode einverstanden sind, sondern nur dass sie seine Beweggründe versteht), aber in diesem Fall ist der Politische Subtext ist so wenig “sub” und so viel einfach nur “Text”, dass es einfach nur noch nervig wurde. Ja, der erste Teil war in dem Bezug auch schon nicht subtil, da muss man sich mal überlegen, wie extrem es werden musste, dass ich es erwähnenswert finde.
Ist der Film den wenigstens unterhaltsam?
Ahm… ja und nein. Ich muss sagen, dass die erste Hälfte immerhin doch viel Humor hat, welcher für den Nicht-Existenten Plot kompensieren konnte. In der zweiten Hälfte fällt dann aber auch der Humor weg, da die Witze einfach nicht mehr zünden wollten. Die zweite Hälfte ist primär deswegen einigermassen unterhaltsam, weil das Drehbuch völlig aufgehört hat Sinn zu machen. Darum, wenn man mitdenkt und sein Gehirn einschaltet, dann hat man genug darüber zu lachen wie wirklich dumm das doch alles ist, was man auf dem Screen zu sehen bekommt. Aber sorry, das ist eine Erfahrung welche ich gerne habe, wenn ich mir Filme wie “The Room” anschaue, nicht einen 100 Millionen Dollar Film, der über 2 Stunden geht!
Insgesammt fühlte ich mich an die zwei “Sherlock”-Filme von Guy Ritchie errinnert: Der erste war für mich eine völlige Überraschung, eine kleine Perle, wo praktisch alles perfekt passt um mir gelungene Unterhaltung zu bringen. Der zweite Teil drehte dann leider an den völlig falschen Schaltern, überladete einige Elemente der ursprünglichen Formel, und brachte damit die ganze, fragile Ballance, welche den ersten Film so gut machte, zum kippen. Was zurück bleibt wirkt zwar oberflächlich noch gleich, ist jedoch dem Original in allen Belangen unterlegen.
Fazit: Ein Scherbenhaufen aus dem, was den ursprünglichen Film gut gemacht hatte. Man erkennt zwar durch die einzelnen Scherben noch, was es mal war oder was es sein könnte, aber es ist mehr ein enttäuschender Anblick als etwas anderes.