Blade Runner 2049
Ridley Scotts “Blade Runner” von 1982 gilt als ein Meilenstein des Science-Fiction-Films. Er etablierte eine dreckige, düstere und triste Zukunftsvorstellung mit einem vom Cyberpunk inspirierten Design. Die drückenden Synthesizer-Klänge und ein extrem langsames Erzähltempo verliehen diesem Film seinen ikonischen Charakter und machten ihn zum Klassiker der Filmgeschichte. Zugegeben, nicht jeder mag diese spezielle Mischung und auch ich finde diesen Film stellenweise sehr zäh und anstrengend. Was man “Blade Runner” aber lassen muss, ist das visionäre Weltbild und die Immersion, die die Atmosphäre des Films auf den Zuschauer ausübt. Inmitten des Films befindet sich zudem ein hartgesottener Harrison Ford und der geniale Antagonist Rutger Hauer. Wer “Blade Runner” also nicht kennt, sollte sich irgendwann mal die Zeit nehmen und diesem Film eine Chance geben - schließlich ist das auch der Schlüssel zu “Blade Runner 2049”.
Klären wir gleich die Frage: Muss man den ersten Teil gesehen haben? Gegenfrage: Muss man “Der Herr der Ringe” gesehen haben, um “Der Hobbit” nachvollziehen zu können? Nicht wirklich und doch fehlt einem sonst eine gewisse Bindung zu dieser Welt und den Charakteren. Wenn man also die Möglichkeit hat, sollte man sich Ridley Scotts Kultfilm auf jeden Fall ansehen.
Ohne weitere Umschweife kommen wir also zu “Blade Runner 2049”. Worum geht es? Officer K (Ryan Gosling) ist ein kontrollierter Blade Runner, dessen Aufgabe es ist, Replikanten zu jagen und umzubringen. Eines Tages macht K, nachdem er seinen Auftrag erledigt hat, eine interessante Entdeckung, die sein Weltbild grundlegend erschüttert. Was dann folgt, ist eine philosophische, bittere und brutale Auseinandersetzung.
Ich beschreibe die Geschichte natürlich extra sehr allgemein und undurchsichtig, damit man als Zuschauer selbst die Gelegenheit bekommt, das Gezeigte auf sich wirken zu lassen. “Blade Runner 2049” lebt nämlich von seinen grundverschiedenen Charakteren, deren Schicksalen, der hypnotischen Atmosphäre und der brachialen visuellen Opulenz. Beim Schauspiel kann ich diesem Film nur Lob aussprechen, denn sei es ein Ryan Gosling, eine Ana de Armas oder ein Jared Leto - alle machen ihren Job mit Bravour! Ich bin außerdem immer wieder fasziniert davon, wie wandelbar Herr Gosling ist. Mal ist er ein heruntergekommener Motorrad-Stuntfahrer, mal ein klavierspielender Gentleman und nun ein Einzelgänger, der nicht vor Blut und Dreck zurückscheut. Eine klasse Besetzung für “Blade Runner 2049”!
Mit 164 Minuten ist dieser Film lang. Mit einem langsamen Erzähltempo und langen Kameraeinstellungen auch noch so richtig Anti-Mainstream lang. Doch die Atmosphäre dieser Welt zieht einen so schnell in ihren Bann, dass man bereits nach wenigen Minuten jegliche Länge des Films akzeptiert. Flankiert wird das Ganze von etlichen penibel durchdachten Einstellungen, sodass man nie das Gefühl hat, der Film lässt sich unnötig viel Zeit.
Kommen wir also zur audiovisuellen Darbietung und meine Güte, ist dieser Film ein Epos! Die drückenden Synthesizer- und Bass-Wände sind der Hammer (sucht euch ein Kino mit Dolby Atmos!) und visuell bin ich immer noch hin und weg, was Regisseur Denis Villeneuve und sein Team hier auf die Beine gestellt haben. Die Sets sehen atemberaubend und so detailverliebt aus, dass dieser Film nur als Augenweide bezeichnet werden kann. Licht, Kamera, ästhetisches Design - “Blade Runner 2049” steht seinem Vorgänger in nichts nach!
Und dann wären wir auch schon beim eigentlichen Punkt. “Blade Runner 2049” ist keine simple Fortsetzung. Es ist ein Film, der seine Wurzeln ernst nimmt, die Geschichte ausbaut, visuell auf einem meisterlichen Niveau hantiert, interessante Charaktere vorstellt und einige philosophische Thematiken aufgreift. Denis Villeneuve ist erneut ein Brett von einem Film gelungen!
Ein wenig Kritik kann ich “Blade Runner 2049” dennoch entgegenbringen. So interessant die Charaktere auch sind - die eigentliche Geschichte erfindet das Science-Fiction-Rad nicht neu und zitiert hier und da lediglich bereits etablierte Werke. Die Geschichte steht hier also ein wenig im Schatten der Inszenierung. Weiterhin bietet für mich dieser Film gegen Ende etwas zu wenig Konsequenz, wenn es um die Seite der Antagonisten geht. Bei näherer Betrachtung offenbaren sich außerdem Momente, wo man “Blade Runner 2049” anmerken kann, dass er lediglich zitiert anstatt selbst visionär voranzuschreiten.
Unter’m Strich bleibt aber zu sagen: Das ist endlich mal wieder ein Epos von einem Kinofilm! Geht da rein, taucht in diese Welt ab und lasst euch 164 Minuten lang audiovisuell treiben. “Blade Runner 2049” ist ein Muss!