Blade Runner 2049
Um ehrlich zu sein fühle ich mich ein wenig schlecht, denn ich würde den Film genau so bewerten wie Kritiker damals den ersten Teil als er rauskam.
Sehr tolle Visuals, wenig dahinter. Auch wenn die Bilder überzeugend wirken und die Schauspieler durchweg überzeugen, die richtige Stimmung kommt in dem Film nicht auf, auch wenn Villeneuve Szenen noch so ruhig und langsam inszeniert (was ich allerdings nicht als Kritikpunkt sehe). Dabei stimmt oberflächlich betrachtet alles. Lange Shots, spärliche Dialoge die oft bedeutungsschwanger wirken, hier und da ein wenig Fanservice und viele Zitate des alten Films.
Aber was mich wohl am meisten enttäuscht hat ist die Story. Während die Grundprämisse gut und orginell ist, ist der Handlungsverlauf mir dann doch zu flach, an einigen Stellen durchaus vorhersehbar, und es werden viele Möglichkeiten liegen gelassen.
[spoiler]
Zum Beispiel die Dreiecksbeziehung zwischen Goslings Blade Runner, seiner Chefin und seiner KI Freundin. Zwischen Gosling und Joy existiert die gleiche Beziehung wie zwischen seiner Chefin und ihm. Warum konnte das nicht vertieft werden. Gerade die KI Freundin bleibt weit hinter ihren möglichkeiten zurück und hat am Ende fast null Bedeutung für den Film.
Ebenso Love, Wallace bester Replikant. Wird sie noch ambivalent und mit verwirrenden Emotionen eingeführt, bleibt sie am Ende der flache Haudraufcharakter.
Und dann natürlich Wallace selbst, einer der markantesten und charismatischsten Charaktere in diesem Film, der dann aber nur in drei Szenen auftaucht.
Insgesamt verspricht die Story im ersten Akt sehr viel, deutet viel an, lässt auf große Verschwörrungen und eine verworrene Geschichte hoffen, bleibt aber am Ende hinter ihren Möglichkeiten zurück. Der Film wirkt über weite Strecken recht ziellos wirkt. Das liegt auch an einem mehr oder weniger überzeugenden Red Hering der fast den gesamten Film tragen soll, auf der anderen Seite auch an der behäbigen, rästelhaften Inszenierung, die dann im Sande verläuft und in den letzten zwanzig Minuten plötzlich von einem reinen Expositioncharakter in wenigen Worten aufgelöst wird, um dann schnell zum Finalen Showdown des Films zu rushen.[/spoiler]
Ja, man kann Blade Runenr im Kino sehen, denn die Visuals sind fantastisch und eine tolle Verschmelzung zwischen Denis Villeneuves Stil und dem klassischen Blade Runner. Die Schauspieler sind alle gut, Bei seiner Story bleibt er weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und bei einer Laufzeit von fast drei Stunden hätte hier wesentlich mehr rauskommen müssen.
3,5 von 5 Sternen