The Ritual
Vier Freunde gehen in den Wäldern Nordschwedens wandern und sehen sich mit unheimlichen Ereignissen konfrontiert. Auf den Papier klingt David Bruckners Werk nach Standard-Horror-Kost, doch glücklicherweise hält “The Ritual” mehr bereit als Jump-Scares und Genre-Klischees.
Natürlich - die Grundpfeiler, auf die sich dieser Film stützt, sind typische Horror-Elemente: man ist abgeschnitten von der Außenwelt, “from bad to worse”-Ereignisse belasten die Gruppe physisch und psychisch und Schlimmstes wird relativ früh angedeutet. Auf der Haben-Seite von “The Ritual” steht dabei, dass dieser Film nicht ganz so aufgesetzt wirkt wie manch andere Vertreter dieses Genres. Die Dialoge sind weitgehend authentisch, die Situation nicht an den Haaren herbeigezogen und die Auflösung ist kein billiger Quatsch.
David Bruckners Horror-Trip punktet weiterhin durch ein intimes, aber realistisches Setting. Die Wälder Nordschwedens sind greifbar, beklemmend dicht und erzeugen eine Urangst des Verlorenseins in der Wildnis. Man kann die Situation dieser vier Freunde gut nachfühlen und fragt sich selbst angespannt, was da im Wald eigentlich vor sich geht.
Ebenfalls gelungen ist der psychologische Subtext, den “The Ritual” verfolgt, indem es zu Beginn ein Ereignis präsentiert, das die Gruppe nachwirkend prägt und einzelne Charaktere ständig begleitet, was den Aufenthalt im Wald um so unangenehmer macht. Wobei Subtext an dieser Stelle das falsche Wort sein dürfte. “The Ritual” macht leider überdeutlich, welche Auswirkungen das Ganze hat. Danke, Herr Bruckner, aber Sie dürfen dem Publikum ruhig mehr Feingefühl und Gedächtnis zutrauen. Es muss nicht immer der übermotivierte Wink mit dem Zaunpfahl sein.
Die große Stärke dieses Films ist jedoch eindeutig das letzte Drittel. Ich will nicht zu viel verraten, aber die Auflösung und ihre Umsetzung haben mir äußerst gut gefallen. “The Ritual” ist dabei konsequent, ernst und düster. Kein “Ätsch!”, kein schwammiges Etwas.
Insgesamt hat “The Ritual” es mir aber nicht so leicht gemacht. Trotz der authentischen Ausgangslage und des spannenden Endes, kränkelt dieser Film an einem leicht zähen Mittelteil und stolpert aufgrund von Charakteren, die sich überwiegend unsympathisch geben. “The Ritual” hat mich gut unterhalten, aber leider schafft er es zu keinem Zeitpunkt, die Genre-Fesseln abzulegen und intelligent voranzuschreiten. Es ist also doch nur ein solide inszenierter Horror-Trip, was vielen Genre-Fans aber schon langen könnte.