Pacific Rim:
Ein Real-Life-Anime von Guillermo DelToro.
Das trifft es wohl am besten. Der Film ist ein Anime, durch und durch. Riesige Mechas, gesteuert von Menschlichen Piloten kämpfen gegen riesige Monster in völlig überrissener und in real völlig unpraktischer Art und Weise.
Aber nicht nur dieses Grund-Konstrukt sorgt dafür, dass ich behaupten würde, dass dieser Film ein Anime ist. Die Art wie die Charaktere geschrieben und designt sind hat durchaus etwas von der Japanischen Seite. Die meisten Charaktere wirken völlig überzeichnet und irgendwie seltsam. Der Hauptverantwortliche für die Kommunikation mit den Mechas im Hauptquartiert trägt eine völlig altmodische und bizarre Weste mit roter Fliege und einer Art Elvis-Presley-Locke als Frisur. Ein Schwarzmarkt-Händler trägt eine Stylische Brille und Goldplatten bedeckten Schuhe. Und die Co-Pilotin des Protagonisten ist eine kurzhaarige Asiatin mit blauen Stränen in den Haaren…
All diese Charaktere würden in einem ernsten Real-Film völlig fehl am Platz wirken, in einen Anime passen sie jedoch perfekt.
Der Film ist ein bizarres Tier. Eigentlich ist er voller Dinge, welche mir nicht gefallen sollten. Die Story ist unglaublich simpel, die Charaktere recht One-Note, die Struktur ist so eigenartig, dass es etwa 15 Minuten geht, bis man die Pre-Titel-Szene hinter sich hat und der Film macht eigentlich durch und durch nur sehr wenig Sinn.
Und trotzdem mag ich den Film sehr.
Ich denke, es hat damit zu tun das DelToro ein Regisseur ist, welcher einfach eine Leidenschaft in seine Projekte steckt, welche seine Film völlig durchzieht.
Obwohl die Charaktere nicht die komplexesten oder originellsten sind, so haben sie dennoch Persönlichkeit und sind eigentlich durchs Band sympatisch. Im Gegensatz zu einem Michael Bay zum Beispiel, welcher die Menschlichen Charaktere nur hat, damit er die leere Zeit zwischen der Action füllen kann, scheint DelToro seine Charaktere richtig zu mögen und will sie aktiv ins Zentrum der Story stellen. Wer den Film nicht kennt und nur die Trailer oder Poster kennt der dürfte überrascht sein, wie sehr der Film lange, lange Strecken hat in welchen kaum Action ist, sondern es nur darum geht die Charaktere kennen zu lernen. Und ich finde, das funktioniert sehr gut.
Primär weil die Schauspieler eine erstaunlich gute Arbeit leisten. Charlie Hunneman als der Protagonist schafft es erstaunlich gut seinem eigentlich sehr platten Charakter eine erstaunliche Wärme und Sympathie zu geben. Idris Elba ist, wie immer hervorragend und charismatisch, aber am besten gefällt mir Rinko Kikuchi. Die Frau macht eine sagenhaft gute Arbeit und verkauft vor allem ihre emotionalen Szenen unglaublich gut.
Und wenn die Action dann kommt, dann kommt sie richtig!
Der Film ist einfach ein audiovisuelles Spektakel! Die Mechas und Monster sind riesig und das wird hervorragend auf den Screen gebracht. Die Action ist wuchtig und laut, und zum Teil recht chaotisch, aber DelToro versteht es immer zum richtigen Zeitpunkt eine eindrückliche Totale einzuschneiden, sobald der Film riskiert zu überladen zu werden, sodass der Zuschauer nie wirklich den Überblick verliert.
Der Film ist auch erstaunlich farbig. Obwohl praktisch alle Actionszenen im Dunkeln stattfinden gelingt es immer wieder, die Bilder visuell interessant und stimulierend zu machen. Und dafür dass der Film über zwei Stunden geht ist mir eigentlich nie langweilig geworden.
Als einzige Schwäche würde ich dem Film den Plot ankreiden. Aus einem mir unerklärlichen Grund hat man sich entschieden, das Mecha-Projekt so darzustellen, als habe die Regierung das Projekt “aufgegeben” und die Protagonisten sind jetzt die “Underdogs”, welche beweisen müssen, dass es sie noch braucht…
Keine Ahnung, warum man sich dafür entschieden hat. Es trägt null zum Plot des Filmes bei und zieht den Anfang des Filmes unnötig in die Länge und macht es unnötig kompliziert. Dieses Element könnte man gut und gerne streichen, und man würde nichts vermissen.
Himmel, über weite Strecken habe ich im Film völlig vergessen, wie die “offizielle” Ausgangslage der Story eigentlich wäre.
Aber wie gesagt, da das so wenig Einfluss auf den Film hat ist es auch kaum der Rede wert.
Im Gesamtbild ist der Film einfach ein cooles Actionspektakel mit Herz und Leidenschaft dahinter und er unterhält einfach verdammt gut.
Fazit: Geiler Actionkracher, mit sympatischen Charakteren im Zentrum. Inhaltich zum Teil ein bisschen dümmlich, aber der Film scheint sich bewusst nicht 100% ernst zu nehmen, was perfekt ist.