Hostiles:
Ein Film mit massiven Auf und Abs.
Auf der einen Seite ist er extrem gut inszeniert. Die Kulissen und Kostüme wirken sehr authentisch und der Film hat wirklich schöne und eindrückliche Bilder, sowie eine sehr überzeugende Soundkulisse.
Am eindrücklichsten im Bezug auf die Produktion ist jedoch die Leistung der Schauspieler. Rosamund Pike ist grossartig. Sie hat eine sehr schwierige Rolle mit einigen wirklich anspruchsvollen Szenen, und gibt sich wirklich jedem Moment hin. Das grösste Kompliment würde ich aber Christian Bale in der Hauptrolle geben. Es ist inzwischen nicht mehr überraschend, wenn man sagt, dass Christian Bale eine gute Schauspielerische Leistung bringt, und dennoch würde ich behaupten, dass dieser Film wohl eine seiner stärksten Darbietungen ist. Sein Charakter ist komplex und vielschichtig, und Bale setzt keinen Fuss falsch. Alleine für seine Leistung lohnt sich der Film auf jeden Fall.
Aber wie zu Beginn gesagt ist der Film alles andere als perfekt. Seine grösste (und eventuell einzige) Schwäche liegt ganz klar im Skript.
Die Story wird recht episodisch erzählt und es wirkt als sei jeder Abschnitt der Reise unserer Protagonisten so kreiert, dass sie zur Weiterentwicklung unserer Protagonisten dient. Man kann jetzt natürlich behaupten, dass dies bei allen guten Filmen der Fall ist, das Problem ist nur, dass es in diesem Fall einfach zu offensichtlich ist. Gut geschriebene Filme bringen ein kohärentes Gesamtbild zustande, bei welchem die Einzelteile nicht gleich ins Auge fallen. Dieser Film jedoch ist sehr auffällig künstlich konstruiert.
Es gibt Filme, welchen eine künstliche Erzählstruktur nicht schaden (ein gutes Beispiel hierfür wäre “Steve Jobs” mit Michael Fassbender), weil der Film zu keinem Zeitpunkt versucht übermässig authentisch daher zu kommen. In diesem Film jedoch, wo das Design und die Charaktere alle so unglaublich echt wirken steht diese Künstlichkeit in einem starken Kontrast zu dem Rest des Filmes.
Ausserdem hat der Film auch sonstige Probleme im Skript ausserhalb der Struktur.
Zum Beispiel gibt der Film zu Beginn den Eindruck, als habe die Story keine klaren Guten oder Bösen. Alle Charaktere wirken tief und vielschichtig, und man weiss nicht genau, auf wessen Seite man sein soll…
Und dann geht es etwa 20 Minuten, bis man mit den “richtigen” Bösewichten konfrontiert wird, und der Film macht ganz, ganz klar, dass diese Charaktere jetzt wirklich bis in den Kern verdorben sind und keine guten Seite haben…
Sowas wirkt einfach bizarr und irgendwie unpassend, fast als hätten zwei unterschiedliche Leute an dem Drehbuch gearbeitet.
Und zu guter Letzt gibt es auch ein Paar Probleme in der Inszenierung, welche in der Regel darin bestehen, dass die Kugeln der Feuerwaffen oft extrem Drehbuch-bedingt ihre Ziele finden, auch wenn es teils sehr absurd wirkt.
Der Film zeigt einfach einmal mehr, wie viele Elemente zusammen passen müssen, um einen Film wirklich auf das höchste Level zu heben. In diesem Fall passt die Inszenierung und die Schauspieler, aber das Drehbuch scheint oft in eine ganz andere Richtung zu ziehen, wodurch das Gesamtbild etwas verwässert wird und der Film nicht völlig befriedigend ist.
Und trotzdem würde ich den Film empfehlen, aus dem einfachen Grund, dass die Inszenierung und die Schauspieler so extrem stark sind.
Fazit: Gute Schauspieler, Cinematographie und Regie, aber ein zu überkonstruiertes und künstliches Drehbuch.