I Saw The Devil (2010, OT: Ang-ma-reul bo-at-da)
von Kim Jee-woon
Ein Secret Service Agent macht Jagd auf einen Serienmörder, der seine Frau auf dem Gewissen hat…
Was erstmal wie Standardware klingt, wird durch einen kleinen Kniff (den ich hier nicht verraten werde), der durchaus noch Teil der Prämisse ist und auch im Trailer gezeigt wird, aber noch auf ein deutlich interessanteres Level gehoben. (Ich würde aber empfehlen, sich vorher nichts weiter dazu anzugucken.) Durch diese Besonderheit wird aus einem Rachethriller mit Horror- und Gore-Elementen paradoxerweise einerseits ein etwas unkonventionellerer Rachethriller, aber in gewisser Weise auch so etwas wie der ultimative Rachethriller schlechthin.
I Saw The Devil ist düster, packend und äußerst brutal, gleichzeitig hatte ich aber nie das Gefühl dass die Gewaltinszenierung zum Selbstzweck verkommt und alle anderen Elemente des Films in den Hintergrund geraten. In dem Zusammenhang gefiel mir auch, dass einem innerhalb der Story genug mit an die Hand gegeben wird, um die Motivation und Handlungen des Protagonisten zu hinterfragen.
Der Film macht vieles richtig, aber wenn ich eine Sache nennen müsste, die besonders hervorsticht, dann ist es, wie mit Tempo gearbeitet wird. Man könnte ihn auch als den “Andrea Pirlo der Rachethriller” bezeichnen. Er wählt einfach immer das richtige Tempo, ob nun schlagartige kreative und schnelle Actionsequenzen, die aber immer übersichtlich bleiben oder langsame stimmungsvolle Sequenzen, die einem die Spannung am eigenen Körper spüren lassen und teilweise echt unerträglich sind. Die Übergange sind hier wirklich fließend und ergeben einen brillianten Rhythmus—sicher auch ein Verdienst des tollen Schnitts.
Die Inszenierung als Ganzes ist sowieso durchweg fantastisch. Die hervorragende Kameraarbeit—speziell das Spiel mit Halbschatten fällt hier auf—setzt den düsteren Ton, den der hohe Gewaltgrad und die ebenso düsteren Charaktere und der tolle Cast vollenden—allen voran Oldboys charismatischer Choi Min-shik, der dem Film die Krone aufsetzt, die er verdient.
9/10