Das Dschungelbuch.
Ich beginne mal mit dem offensichtlichem: Dem Artstyle und den Animationen.
Jedes Szenario, sieht wie ein Photogeshoppetes Ölgemälde aus, einerseits eine Augenweide, andererseits etwas zu viel des guten. Zu viel CGI. CGI Miami.
Die Bewegungen, des aus dem Bush huschenden Bagheeras oder anderweitig laufenden Tieren, wirken so dermaßen unlogisch, das es mir schwer fiel, darüber hinwegzusehen.
Die überbrückte Strecken des laufenden Jungen wirken gerade so, als könne er mühelos einen Geparden abhängen.
Es sind immer wiederkehrende Elemente, die zu einem gewissen Eindruck von “Überdrehtheit” des Filmes beitragen.
Ein anderer Kritikpunkt, der mir gerade in den Sinn kommt ist, es erscheint mir so, als würden quasi nur fertige Versatzstücke des Filmes aneinandergereiht,
sollte es doch aus einem Guss sein. Hmh. Erstmal Spoilerwarnung.
Zu Beginn des Filmes legt er mit ordentlich Tempo los, ganz schön deftiges pacing, für meinen Geschmack, das auch im restlichen Teil kaum abnimmt. (Wie deine Mutter zum Ende ihrer Diät ÖPÖ)
Eine Reihe an Charakteren treten in Erscheinung die nur wenig Tiefe aufbauen können und kaum über Clicheehafte Sätze hinwegkommen
, aber ich denke, das es okay ist, vordergründig ist hier die Wasserversorgung, es sind eben Tiere.
Komplexere Motive tauchen auf, wenn sich nach wenigen Minuten Shir Khan ins Bild schleicht, sein schierer Anblick lässt nur eine Aussage abstrahlen:
“HALTET JETZT MAL ALLE KURZ DIE FRESSE, ICH ERKLÄR HIER GRAD WAS !!”
Geil.Geil. Geil. Besagte Aura, nimmt während des gesamten Filmes auch nicht ab,
zumal seine Argumentation und seine Motive durchaus logisch und alles andere als bösartig erscheinen, auch wenn das erreichen seines Zieles, das töten eines kleinen jungen bedeutet,
will er doch nur mit Territorialverhalten, das vor dem Menschen beschützen, was seine Heimat darstellt: Die Natur.
Nach etwas Wirrwarr wird der Menschenbengel nun also freundlich dazu aufgefordert, zurück zu seinen Artgenossen zu gehen, da ihm ansonsten zeitnahes ableben
durch zerschreddernde Tigerpranken droht, er begibt sich also auf die Reise. Die erste größere Anlaufestelle die im Gedächtnis bleibt,
ist die Schlange Kaa. Die detailreiche Umgebung sieht fantastisch aus, die drückende Hitze des Dickichtes ist zum Zerschneiden.
Einen Augenblick später, ist die Szenerie auch schon wieder verlassen, hier hätte ich mir eindeutig mehr Zeit gewünscht, den Endboss aufzubauen und darzustellen.
Passend zur Wegwerfgesellschaft, wird die Schlange, nach einer kurzen Halluzination, abrupt im Abfall beseitigt. Kein weiterer Verwendungszweck.
Beim Schreiben des Textes, hätte ich die Passage mit Balu und dem Honig fast unbemerkt übergang, grübelnd musste ich überlegen, was da überhaupt von statten ging, während im Original, ein nahezu Unvergesslicher, fast schon zeitloser Gesang ertönt.
Letztlich ist mir doch ein recht genialer Kniff des Grizzlys aufgefallen: Balu erwähnt und beschreibt, die Regeln und Gesetzwidrigkeit der Wölfe und betitelt diese als
“Propaganda”, der Film durchbricht an dieser Stelle die vierte Dimension und hält Kinder dazu an, ihre Eltern zu fragen, was dieses Wort denn eigentlich bedeutet(e).
Ungeachtet dieses Wortspiels muss ich sagen, das mir manche, Betonung liegt auf manche, Aussage und Botschaften des Filmes merkwürdig oder zweifelhaft vorkommen.
Nungut.
Der Menschensohn wird also entführt und von einer Horde Affen zu ihrem Gebieter geschleudert: King Lui. Dieser positioniert sich klar und deutlich, zeigt seine Reichtümer und lässt verlauten, was denn seine Absichten und Vorhaben sind, erliegt
dann aber kurzerhand seiner Machtgier. Im Gegensatz zur Anaconda, wurde sich hier genug Zeit gelassen, den Endboss aufzubauen, zu
charakterisieren und zu stürzen. Einzig das seine Gefolgsleute sich mit Gebrüll und Kreischen verständigen und somit
seelenlos bleiben, fällt mir hier als unpassend auf, wo doch nahezu jegliches Getier im Film sprechen kann.
Im großen, eine gute Passage, pardon, ein gutes Versatzstück.
Nach einer Abfolge belangloser, stereotyper Dialoge, deren Wortwahl und Aussagen, vereinzelt Stirnrunzeln bei mir hervorgerufen haben, kehrt Mowgli, nach einem kurzen Abstecher
ins Menschendorf mit der Feuerblumen, zurück zur Wasserstelle, an der er aufgewachsen ist und versenkt jenen Unheilsbringer auch prompt vor den Augen aller Tiere samt vermeitlichen Bösewicht
im Tümpel. Shir Khan, präsent wie eh und je und nicht auf den Kopf gefallen, posaund VÖLLIG ZURECHT herraus, das es das dümmste war, was er in diesem Moment hätte tun können.
Offenbar ist nicht jede Heldentat die edel erscheint, nicht automatisch klug oder von großartiger Bedeutung, zumal Mowgli doch extra für das Feuer, den weiten Weg gelaufen ist.
Von mir aus, hätte der Film hier mit einem Biss ins Genick enden können. Nungut.
Nach einer Hetzjadg durch Engpässe und einer, von des Menschenkindes aufgestellten Falle, die auf einer Information basiert, die der Zuschauer bereits zu beginn des Filmes erhalten hat, verkohlt
der wenige Sekunden zuvor noch so eposant und bedrohliche Tiger, in einer gerade zu lächerlichen Explosion und ward danach nie wieder erwähnt. (Genauso wie die Schlange.)
Weiter zum nächstkleineren Problem: Ich weiß nicht, ob es jemandem aufgefallen ist, aber das Menschenkind, hat mit einer winzigen Fackel, große Teile des gigantischen Dschungels
lichterloh in Flammen aufgehen lassen. Aber keine Sorge, eine handvoll Elefanten betreiben geschwindt etwas Terrarforming und im nu, ist alles sogar besser als vorher.
Was zum Teufel ist hier die verdammte Botschaft ?! …Nagut.
Zum Schluss werden nocheinmal die von Balu kritisierten Naziparolen der Wölfe aufgesagt, kurz bevor der Film in eine Bleistiftschraffur der Hauptfiguren überblendet und ausklingt.
Was mir oder einem sechsjährigem Kind das sagen soll, ich weiß es nicht. Vielleicht das doch alles okay, wenn Andere nur urplötzlich nach Jahren, zur Einsicht und Akzeptanz anderer Lebewesen kommen, oder so… Aber nur dann.
Das Original liegt für mich schon gute zwanzig Jahre zurück, ich denke aber, es wurde sich schon scharf daran orientiert auch wenn im Detail vieles geändert wurde.
Ich bin jeden falls kein Fan von Remakes, auch wenn ich hier einigermaßen unterhalten wurde, muss ich sagen, mir war der Film zu überladen an grafischen Inhalten.
Ich habe es dann doch lieber mit richtigen, echten Anzügen und Kostümen, mit wirklichen hintergründen oder
ehrlichen handgezeichneten Bildern, und Charakteren mit mehr Fleisch und Substanzen, das alles ist hier etwas auf der
Strecke geblieben.
Tief Luft holen und aus’uffzen, Fazit: Der Film ist wie ein frisch gebackenes Crossaint, dessen Blätterteig sich im Wind verteilt: Alles bröckelt so dahin. 6/10.