Superman (1978):
Einer der frühen Superheldenfilme.
Und aus heutiger Sicht sehr interessant anzuschauen. Denn dieser Film zeigt ein bisschen, was in einem Genre wie den Superheldenfilmen wirklich wichtig ist.
Und das sind NICHT die Effekte! Sind wir mal ehrlich, niemand würde heute zu diesem Film zurückkehren für die Actionszenen und die Spezialeffekte. Die sind einfach schlecht gealtert, da kann man Nichts machen. Gewisse Dinge, wie das ganze Krypton- und Weltraum-Zeugs zu Beginn sieht zwar immer noch nett aus und man sieht starke Einflüsse von SciFi-Klassikern wie “2001 – A Space Odyssee”, aber sobald man auf die Erde kommt, und Superman anfängt rumzufliegen und Leute zu retten… nun, das sieht einfach nicht mehr echt aus.
Was auch nicht mehr funktioniert ist der Plot. Ich meine, das Ende ist wohl eines der bekanntesten Beispiele für völlig unrealistischen Quatsch in Superheldenfilmen, den es je gegeben hat. Aber nicht nur der Moment ist irgendwie sehr bescheuert, auch Luthors gesammter Plan wirkt bekloppt und kann nur aus einer Zeit stammen, wo man Plots und Plotlöcher noch nicht überall tot-diskutiert hat, sondern einfach so hingenommen hat. Ich würde diesen Film auch niemandem Empfehlen um einen soliden Plot zu sehen.
Und hier kommt der springende Punkt… denn ich würde diesen Film tatsächlich auch heute noch empfehlen!
Und das liegt an zwei Dingen: Der Story und den Charakteren!
Mit Story, im Gegensatz zum Plot, meine ich nicht die Moment-für-Moment-Struktur des Filmes, was genau wann passiert und so. Mit der Story meine ich die Themen, die Entwicklungen der Charaktere, das Gesamtbild. Primär die Geschichte von Clark Kent, wie er lernt was es bedeutet mit den Verantwortungen die er hat umzugehen und natürlich auch die Liebesgeschichte zwischen ihm und Lois Lane. Diese Dinge funktionieren einfach.
Und hier kommt halt eben der zweite Zentrale Aspekt in Spiel, der dieser Film so gut macht, wie wenige andere, auch moderne, Superheldenfilme.
Charaktere! Persönlichkeiten! Superman in diesem Film hat tatsächlich Persönlichkeit! Er ist nicht nur dieser platte, langweilige Good-Boy wie ihn heute so viele verstehen.
Ja, er ist freundlich und nett, er hat aber auch ein bisschen eine freche Seite, vor allem wenn er mit Lois Lane flirtet, er scheint seinen Spass mit der Tatsache zu haben, dass ihn die Leute als Clark Kent nicht erkennen, er ist selbstsicher und voller Überzeugung in sein Können und seine Ideale.
Er hat so viel mehr Persönlichkeit und man schaut ihm so viel lieber zu als dem modernen “Man of Steel”-Superman, welchem ich, obwohl ich inzwischen drei Filme mit ihm gesehen habe, noch immer keine wirkliche Persönlichkeit zusprechen kann!
Zum einen hat das etwas damit zu tun wie die Charaktere geschrieben sind. Aber zum anderen machen das auch die Schauspieler aus. Christopher Reeve ist einfach ein fantastischer Superman/Clark Kent! Er ist so gut in diesen zwei Rollen, dass man ihm sogar fast abkaufen könnte, dass die Leute seine “Verkleidung” nicht durchschauen könnten! Er gibt sich anders, ob er nun Clark ist oder Superman. Es ist nicht nur die Brille. Es ist seine Haltung, sein Auftreten. Er schafft es sogar, obwohl er immer den gleichen Körper hat, als Superman gross, muskulös und athletisch zu wirken, während er als Clark Kent mehr “lang” und schlaksig daher kommt. Das verlangt Können!
Ähnliches Lob muss man an Lois Lane aussprechen! Die Frau ist einfach gut geschrieben. Sie hat Ecken und Kanten, ist nicht die “einfachste” Frau, aber sie hat viele Eigenschaften, für die man sie respektiert und man kann verstehen, was Clark/Superman an ihr findet.
Der einzige Charakter, welcher nicht funktioniert ist Lex Luthor.
Was ist es mit diesem Charakter und Filmen?! Ist Luthor wirklich so schwierig gut umzusetzen?
Hackman funktioniert einfach nicht so richtig als Luthor. Oder besser gesagt, er KÖNNTE funktionieren, wenn man aus ihm den diabolischen, charismatischen, geschickten Ränkeschmied gemacht hätte, den man im dritten Akt zwischendurch aufblitzen sieht.
Aber leider ist das nur ein Aufblitzen. Die meiste Zeit ist er eher eine Witzfigur. Er hat ZWEI Handlanger, was ihn wie ein Idiot rüberkommen lässt, welcher völlig an Selbstüberschätzung leidet und von richtigen Kriminellen vermutlich ausgelacht werden würde. Himmel, ein Abschnitt etwa in der Mitte des Filmes ist nur Filler, in welcher die drei Schurken ihren Plan versuchen umzusetzen und sich vertun, weil einer der Deppen sich zu dumm anstellt. Das ist eines Lex Luthors nicht würdig, die drei da wirken eher wie Ganoven in einem “Home Alone” Film.
Ich weiss nicht… ist Luthor nicht eigentlich dieser charismatische, mächtige, einflussreiche Typ? Ist das so schwierig sauber hinzukriegen?
Aber gut, nichts desto trotz, wie gesagt, der Film ist trotzdem gut.
Und ich finde, man kann ihn halt gut mit dem modernen Superman vergleichen, wenn man sehen will, was nicht funktioniert beim neuen.
Clark Kent/Superman hat in diesem Film Persönlichkeit und Charm. Das hat der Neue nicht.
Clark Kent und sein Alter-Ego in diesem Film sind so unterschiedlich, dass man es fast glauben könnte, dass man sie nicht für die gleiche Person hält. In der neuen Version wirkt das einfach nur Lächerlich, da Clark Kent und Superman beide diese ernsten, muskulösen Typen sind, der eine einfach mit Brille, der andere nicht. Das Doppelspiel funktioniert einfach nicht!
Dieser Film hat eine Story und Themen, welche zum Schluss sauber zusammenkommen. Der Neue jongliert mit so vielen Themen und Ideen, und zum Schluss kommt doch nichts zu Stande.
Und das der neue der “dunkle” und “erwachsene” sein soll…
Nun, sorry aber der moderne Film-Superman, so sehr er mit Gewalt und Action vollgestopft ist und immer dunkel und grimm daher kommt, hat absolut NICHTS, was auch nur annähernd so brutal und düster ist, wie die Todesszene von Lois Lane in der 1978-Version!
Sorry aber… man sieht sie langsam unter Erde und Dreck vergraben werden und ersticken, während der Film immer wieder zu Superman schneidet, welcher anderswo beschäftigt ist… Diese Szene ist so unbarmherzig und konsequent in seiner Umsetzung wie nichts, das die neuen Filme zu bieten haben… aber die neuen Filme würden so eine Szene gar nicht hinkriegen, denn damit so eine Szene funktioniert, muss man in die Charaktere und Beziehungen investiert sein.
Ich will jetzt den 1978-Film nicht zu sehr hochjubeln, denn wie gesagt, er hat so seine Fehler, und die sind nicht alle nur auf veraltete Technologie und Effekte zurück zu führen. Aber es ist trotzdem ein Film, den man heute noch anschauen kann und Dinge findet, welche wirklich klasse sind! Man merkt, dass die Macher sehr, sehr viel Arbeit in jeden Aspekt des Filmes gesteckt hat. Sich für die SciFi Elemente von Kubrick inspirieren zu lassen, Reeves Darstellung der Clark/Superman Persönlichkeiten, die Chemie zwischen Lois Lane und Clark, die Thematische Aufarbeitung der Ideen, die schon im ersten Akt immer wieder aufgenommen werden… Das alles zeigt, wie viel Leidenschaft und was für ein Verständniss für das Material hinter diesem Film steckt.
Fazit: Ein Film den man sich immer noch ansehen kann, auch wenn er nicht perfekt gealtert ist.