Twelve Monkeys
Terry Gilliams “Twelve Monkeys” ist ein durch und durch obskurer Science-Fiction-Avantgardefilm, der einen bereits nach wenigen Minuten ist seinen Bann zieht und immer wieder mit abstrusen Szenen unterhält. Doch fangen wir mit der Handlung an.
Es geht um den inhaftierten Verbrecher James Cole (Bruce Willis), der in einer dystopischen Zukunft lebt und eines Tages von skurrilen Wissenschaftlern die Chance bekommt, in die 1990er Jahre zu reisen, um dort Informationen über den Virus zu beschaffen, der den Großteil der Weltbevölkerung ausradiert und die Verbliebenen dazu gezwungen hat, unter der Erde zu leben. Als Cole in der Vergangenheit ankommt, merkt er aber, dass ihm der Zeitsprung schlimm zugesetzt hat. Er geistert völlig perplex durch die Straßen und wird bald darauf von Polizisten aufgelesen, die ihn in eine psychiatrische Klinik stecken. Dort trifft er dann auf den mehr oder weniger durchgeknallten Jeffrey Goines (Brad Pitt), der Cole noch mehr Rätsel aufwirft.
“Twelve Monkeys” ist wirklich merkwürdig. Seien es die abrupten Setting-Wechsel, der undurchschaubare Flickenteppich, der sich Handlung nennt, die schwer einzuordnenden Hauptcharaktere, das großartige Haupt-Theme von Paul Buckmaster, das seltsam und treibend daherkommt, usw. Selbst nach über einer Stunde habe ich diesen Film nicht geblickt, fand aber alles Gezeigte unfassbar interessant. Man könnte es als die Antithese zum recht cleanen Zeitreise-Drama “Looper” sehen, bei dem Bruce Willis ebenfalls mit von der Partie ist. “Twelve Monkeys” ist definitiv deutlich weniger zugänglich, punktet aber durch die exzentrische Präsentation.
Doch auch schauspielerisch ist Terry Gilliams Werk richtig toll. Selten hat man Bruce Willis in einem Film so abgeranzt, kümmerlich und bemitleidenswert erlebt. Und dann ist da noch Brad Pitt, der allen immer wieder die Show stiehlt, sobald er im Bild ist. Alter Schwede, spielt er sich hier in den Wahnsinn! Zuckende Augen, irres Gelächter, geladene Monologe, wildes Gefuchtel - wow! Mit Madeleine Stowe als Coles Begleitung wider Willen kriegt man außerdem noch eine weibliche Rolle, die ebenfalls auf ganzer Linie überzeugt.
Hat dieser Film auch irgendwelche Macken, Ecken oder Kanten? Die Antwort ist simpel. Oh ja! Im Grunde ist dieser Film so eigenartig, markant und zäh, dass er bei weitem nicht jedem gefallen wird. Zu abstrus sind manche Szenen, zu wirr die Handlung und doch möchte ich jedem empfehlen, sich auf “Twelve Monkeys” einzulassen. Dieser Film hat eben das gewisse Etwas.
“You believe 1996 is the present, is that it?” - “No, 1996 is the past too.”
Incendies
“Polytechnique”, “Incendies”, “Prisoners”,… - Regisseur Denis Villeneuve hat es wirklich drauf, absolut furchterregende Geschichten filmisch großartig umzusetzen. “Incendies” trifft einen als Zuschauer umso heftiger, weil hier keine abstrakte Form von Tragik und Horror präsentiert wird, sondern eine ganz greifbare, reale, die irgendwo auf der Welt genau so stattfindet. Und aus diesem Grund ist dieser Film auch wichtig und wertvoll.
Inszenatorisch ist “Incendies” nicht gerade das, was man von Villeneuves neuesten Filmen gewohnt ist. Man sieht lange Kamerafahrten, viele Totalen, Regungslosigkeit und zahlreiche Impressionen von Verwüstungen und menschlichen Abgründen. Dieser Film wird allem voran von der Frau, die singt (unglaublich gut gespielt von Lubna Azabal), und ihrer Lebensgeschichte getragen. Als Zuschauer nehmen wir die Perspektive ihrer Kinder ein und erfahren dadurch mehr und mehr über ihr Schicksal. Während Mélissa Désormeaux-Poulin als ihre Tochter absolut überzeugen kann, fand ich die schauspielerische Leistung des Sohnes - Maxim Gaudette - nicht sonderlich gelungen. Nichts, was den Film groß runterzieht, aber doch erwähnenswert.
“Incendies” geht definitiv unter die Haut und sogar noch weiter. Dieser Film zeigt auf, wie viel Ungerechtigkeit und Wahnsinn es auf der Welt gibt und appelliert indirekt an den Zuschauer. Die Kinder der singenden Frau verhalten sich sehr authentisch und wirken so aus dem Leben gegriffen, dass man sich erschrocken fragt, ob und wann dieser Horror einen selbst tangieren könnte.
Unter’m Strich bleibt zu sagen, dass “Incendies” ein starker Film ist, der betäubt, berührt, wachrüttelt und erschlägt - und dabei alles andere als fiktiv wirkt.