Creed II
Wow. Ich war jetzt nicht der größte Fan vom ersten Creed und bin wahrscheinlich auch einer der wenigen Menschen auf der Welt, der die Rocky-Filme noch nicht gesehen hat. Trotzdem hat mich das Finale des ersten Teils gefesselt und ich hab eine große Schwäche für den Boxerfilm “Southpaw”, deswegen stand der hier definitiv auf meiner Liste.
Für mich macht Creed II vieles besser, was bei Creed noch vorhersehbar war. Ja, auch hier kann man sich durchaus denken was passiert, trotzdem ist die Geschichte nicht nur vom emotionalen Pacing richtig gut, sondern kann auch im Plot selber etwas überraschen. Aber bitte keine Twists erwarten. Michael B. Jordan spielt Adonis Creed diesmal emotionaler, angetriebener aber auch komplizierter, was dem Charakter und der Geschichte wirklich gut tut. Stallone hingegen kommt recht trocken daher, was einen gewissen Gegenpol zu Adonis entwirft und für Abwechslung sorgt. Tessa Thompson, Adonis Mutter und Dolph Lundgren haben mich ebenfalls überzeugt, nur mit dem Spiel von Viktor Drago hatte ich etwas Probleme, obwohl er mich dann in einer seiner wenigen Szenen mit mehr Text doch überzeugt hat. Was ich hier auf jeden Fall loben will, dass man sich für alle Charaktere genug Zeit nimmt, mich als Neuling in dieser Handlung über die Vergangenheit aufgeklärt hat und auch auf der Gegenseite emotionale Regungen zulässt und kein eindimensionales Bild zeichnet. Dazu wird sogar die Gegnerwahl etwas wirklich hoch emotionales und problematisches für Adonis, auch wenn ihm außerhalb des Sports einige Barrikaden in den Weg gestellt werden, welche er meistern muss.
Was grandios ist und nahezu perfekt sind die Boxkämpfe. Nicht mehr der durchgehende One-Shot-Stil von Coogler im ersten Teil, trotzdem sehr intensiv, packend und verdammt spannend aufgebaut. Ich war vollkommen dabei und habe bei jeder gebrochenen Rippe mitgelitten, vielleicht hab ich auch endlich einen Sport entdeckt, den ich über die Filme hinaus weiter verfolgen könnte. Aber die Energie zwischen den Kämpfern war spürbar und trotz des manchmal etwas zu hektischem Schnitts war ich gefesselt und habe mitgefiebert.
Nun leider zu ein paar negativen Punkten. Ich weiß, dass hat was mit der Rocky-Storyline zu tun, aber das Amerikaner vs. Russen ist ausgelutscht und habe ich leider schon zu oft in amerikanischen Filmen gesehen. Auch wird mir gerade auf der Drago-Seite erst zu spät wirklich emotional auf die Kacke gehauen. Und gerade am Ende wirkt das etwas Checklistenartig mit allen Themen die aufgebracht werden abschließen zu müssen. Da hätte man gerne etwas offen lassen können. Das ist allerdings meckern auf ganz hohem Niveau.
Für mich ein sehr guter Film, den man im Idealfall noch im Kino schauen sollte, als zweiter Teil mich persönlich viel mehr überzeugt hat und für mich im Gesamtpaket auch runder war. Ich kann nicht für Rocky-Fans sprechen, aber ich als Neueinsteiger wurde gefesselt, habe mitgelitten und konnte auch dem Drama einiges abgewinnen. Schon jetzt einer meiner Top-Filme 2019.
4/5
Gesehen auf Deutsch im Kino