Marvel’s Avengers:
Immer noch wirklich verdammt gut! In meinen Augen nach all den Jahren und all den Filmen im Marvel Universum, ist und bleibt dieser Film einer der besten.
Ich glaube, man darf wirklich nicht unterschätzen, wie stark dieser Film von den Charakteren und den Schauspielern getragen wird. Und das geht weit, weit über die “lustigen” Sprüche oder den “Coolness”-Faktor hinweg.
Denn obwohl dieser Film so viele Charaktere enthält hat jeder der Protagonisten Tiefe und Komplexität. Das wir bei diesen Filmen gerne etwas übersehen, aber man darf das nicht vergessen und nicht unterschätzen.
Nehmen wir Captain America als Beispiel. Das erste Mal wo man ihn sieht ist er am Trainieren, aber er wirkt völlig aufgewühlt und emotional geladen. Als Fury reinkommt um ihn für die Arbeit mit den Avengers zu rekrutieren hört man im Dialog von Steve Rogers den ersten Anhaltspunkt, was ihn so beschäftigt. Er redet davon, dass sie den Krieg den sie vor seiner Einfrierung gekämpft hatten zwar gewonnen hatten… aber auch eine Menge verloren.
In seiner nächsten Szene mit dem Captain wird er auf seine Uniform angesprochen, die “Stars and Stripes”… und an Rogers Reaktion merkt man, dass der Captain, der grosse Patriot seiner Zeit, plötzlich nicht mehr ganz so gewillt ist, das Banner seines Landes zu tragen.
Das sind seine ersten beiden Szenen, und der Film hat noch nicht richtig angefangen. Und trotzdem hat man diesem Charakter bereits neue interne Konflikte gegeben. Ohne dass man es direkt anspricht merkt man bereits, dass sich Steve Rogers damit auseinander setzen muss, dass die USA für die er damals gekämpft hat, nicht mehr das gleiche Land ist, das er damals idealisiert hat. Es wird nicht direkt angesprochen, aber es kommt rüber, dass er Dinge über sein Land gelernt hat, welche seinen treuen Patriotismus aus einer Zeit wo die USA noch heldenhaft gegen eine diskussionslose bösartige Macht gekämpft hatte hinterfragen muss.
Und das ist etwas, was in späteren Filmen wieder aufgenommen wird (und was die Marvel-Filme als Kontinuität so stark macht), aber es macht Steve Rogers auch schon in diesem Film zu einem vielschichtigen, interessanten Charakter, ausserhalb seiner Superkräfte.
Und diese Aspekte, diese zusätzlichen internen Konflikte und Motivationen, sind in jedem einzelnen der Hauptcharaktere dieses Filmes zu spüren. Das Drehbuch (im Bezug auf die Charaktere) ist unglaublich stark und intelligent geschrieben, und ich glaube viele Leute unterschätzen, wie viel Nuance man in diesem Drehbuch finden kann!
Und die Schauspieler tragen da auch ihren Teil dazu bei, dass diese Charaktere so gut funktionieren.
Denn sie müssen all diese Vielschichtigkeiten auch auf die Leinwand bringen. Es würde nichts bringen, wenn das Drehbuch diese subtilen Nuancen hätte, die Schauspieler aber alle ihre Rollen flach und uninteressant spielen würden.
Tony Stark ist der Sprücheklopfer und das Grossmaul, aber es braucht die Momente zwischen den Sprüchen, in welchen Robert Downey Jr. die Fassade bröckeln lässt, wo Angst oder Nervosität oder Trauer oder Hilflosigkeit durchsickern. Und das macht er fantastisch… und wie gesagt, das machen ALLE fantastisch. Und darum sind auch all die Interaktionen zwischen den Charakteren die Highlights dieses Filmes. Du kannst all diese Charaktere in eine Szene werfen und es kommt etwas interessantes dabei raus.
Und darum, weil man die Charaktere so mag, weil die Charaktere für etwas kämpfen, was an sie persönlich geknüpft ist, darum funktioniert dieser Film so gut.
Und darum funktioniert auch das ganze Zeugs rund herum so gut.
Darum funktioniert die lange Finale Actionsszene, darum funktionieren all die Kämpfe und Explosionen dazwischen. Weil man Kontext hat im Bezug auf die Charaktere.
Und das ist auch der Grund, warum das ganze Filmuniversum so gut funktioniert. Weil das ganze Spektakel immer um die Charaktere gebaut wird, und nicht die Charaktere in irgendwelche spektakulären Szenen geworfen werden.
Ich könnte Szene für Szene durch den Film durchgehen und praktisch in jedem Moment etwas ansprechen, das ich gelungen und intelligent gemacht finde, aber ich glaube ich lasse es einfach mal dabei, dass ich den Film jedes Mal wieder neu entdecke, wenn ich ihn mir anschaue. Es ist kein Zufall, dass man auf diesen Charakteren eine derart ausgedehnte Kontinuität machen konnte, und es hat seinen Grund warum der bald anlaufende “End Games”-Film wohl das Filmische Ereigniss einer Generation darstellen wird. Auf diesen Punkt ist mit viel Leidenschaft und Sorgfallt hingearbeitet worden, und der erste Avengers-Film zeigt deutlich, wie man schon von Anfang an die Weichen sauber gestellt hatte.
Fazit: Einer der besten Filme des MCU. Charakter-getrieben und so viel besser geschrieben (vor allem die Charaktere) als man ihm heute oft anerkennt.